Der Meister ist gegangen – zum Tod von Karel Gott

Karel Gott (Foto: ČTK / Ondřej Deml)

Er war wohl der bekannteste Tscheche neben Václav Havel: der Schlagerstar Karel Gott, der am Mittwoch gestorben ist. Der 80-jährige Sänger erlag einem Krebsleiden.

Karel Gott  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)

Karel Gott  (Foto: ČTK / Jovan Dezort)
Seine Stimme war schnell zu erkennen. Nicht nur weil sie so schön war. Auf Deutsch hatte er sich immer einen tschechischen Akzent bewahrt. Und wohl jeder kann in dieser Art auch die Biene Maja trällern, bis heute seine erfolgreichste Einspielung.

In seiner Heimat galt Karel Gott als Legende. Davon zeugen allein 42 Goldene Nachtigallen, der wichtigste Publikumspreis im tschechischen Musikbusiness. Mit 75 Jahren gewann er erneut diesen Titel, während er auf seiner letzten großen Tournee durch Tschechien und die Slowakei war. Damals sagte „der Meister“, wie er hierzulande heißt, gegenüber Radio Prag:

„Ich bin nicht überrascht gewesen vom Erhalt der Goldenen Nachtigall, weil es für mich ein sehr besonderes Jahr war. Dank diesem halbrunden Geburtstag habe ich die Gelegenheit gehabt, nicht nur hier, sondern auch in Deutschland ein Album zu machen – ‚With a Little Help From My Friends‘. Ich habe mir diesen Beatles-Titel von damals geliehen, weil das auch gepasst hat.“

Karel Gott  (Foto: ČTK / Lubor Hajský)
Geboren wird Karel Gott am 14. Juli 1939 im westböhmischen Plzeň / Pilsen. Er lernt Elektriker, noch als Lehrling hat er seine ersten Auftritte in Prager Tanzcafés. Mit seiner Darbietung von „Tausend Fenster“ beim Grand Prix Eurovision de la Chanson in London 1968 wird er auch im Westen bekannt. Es folgt ein Hit auf den anderen. „Babička“ von 1979 gehört dazu wie zehn Jahre zuvor bereits „Lady Carneval“ oder auch „Fang das Licht“, das Gott 1985 zusammen mit dem damaligen slowakischen Nachwuchsstar Darinka Rolincová singt. Da ist Karel Gott in Deutschland schon längst die „Goldene Stimme aus Prag“.

Doch der Schlagerstar interessiert sich auch für andere Stile. Und Kollegen aus Rock und Pop haben eine hohe Meinung von ihm. So kommt es 2008 zum Duett „Für immer jung“ mit Bushido. Damals sagt Karel Gott, in dem Text des deutschen Rappers stecke eine Menge Lebensweisheit:

„Seine Geschichte ist ziemlich hart und kein Spaziergang durch den Park. Und er hat sich vorgestellt, dass ich als ‚ätherischer Tenor’ diesen Refrain singe: ‚Für immer jung’. Aber natürlich ist nichts für immer.“

Karel Gott  (Foto: ČTK / Michal Kamaryt)
2015 wird bei dem Sänger erstmals Krebs diagnostiziert. Es ist ein Tumor im Lymphknoten, den er mit einer intensiven Chemotherapie bekämpft. Doch Karel Gott kann die Krankheit nicht besiegen. Vor drei Wochen macht er öffentlich, dass der Krebs zurück ist und er an akuter Leukämie leidet. Zu einer neuen Behandlung ist es nicht gekommen. Die „goldene Stimme aus Prag“ ist am Dienstagabend kurz vor Mitternacht im Alter von 80 Jahren gestorben.

Mittlerweile haben viele Kollegen aus dem Musikgeschäft, aber auch Politiker reagiert. Der tschechische Premier Andrej Babiš (Partei Ano) hat bereits angekündigt:

„Ich habe mich entschieden, ein Staatsbegräbnis im Veitsdom vorzuschlagen. Ich denke, er hat es verdient. Sehr viele haben ihn gern gehabt, sie können sich auf diese Weise von ihm verabschieden und ihm das letzte Geleit geben.“

Karel Gott  (Foto: Archiv der Agentur Dobrý den)
Bei langjährigen Wegbegleitern ist die Erschütterung groß. Dazu gehört auch die Sängerin Helena Vondráčková, die mit Gott häufig auf der Bühne stand:

„Das ist für mich eine unglaublich traurige Nachricht. Wir haben viele Jahre lang tolle Konzerte gegeben und wunderbare Momente gehabt. Das bezieht sich nicht nur auf die Arbeit, sondern auch auf das Privatleben. Denn Karel war ein sehr unterhaltsamer Mensch, der um keinen Spaß verlegen war.“

Karel Gott stand mehr als sechs Jahrzehnte lang auf der Bühne. Schätzungen nach hat er mehr als 50 Millionen Tonträger verkauft. Der Sänger hinterlässt insgesamt vier Kinder, davon zwei Töchter im Schulalter, die er zusammen mit seiner 37 Jahre jüngeren Frau Ivana hat.

Autor: Till Janzer
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