Babiš erzielt Fortschritte bei Projekt Adularya und Hoffnung für zwei Tschechen
In Begleitung von Industrieminister Havlíček und einer 40-köpfigen Wirtschaftsdelegation hat Tschechiens Premier Andrej Babiš von Montag bis Mittwoch die Türkei besucht. Bei seinen Gesprächen mit Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan standen für Babiš zwei Themen im Vordergrund: das industrielle Projekt Adularya und die Lage von zwei Tschechen, die in der Türkei im Gefängnis sind.
Im nächsten Atemzug aber gab Havlíček die Marschroute für die Gespräche vor:
„In diesem Augenblick verhandelt Tschechien nicht nur um die Höhe der Verluste, sondern auch um weitere Aufträge in der Türkei in Zusammenarbeit mit türkischen Unternehmen. Wir wollen, dass dies gelingt.“
Nach seinen Verhandlungen mit Erdoğan verkündete Babiš, dass die Tschechische Republik von der türkischen Seite de facto das Angebot erhalten hat, alle Aktiva aus dem Adularya-Projekt zu übernehmen. Damit könnten die Verluste wohl ein wenig minimiert werden, findet der Chef der Tschechischen Handelskammer, Vladimír Dlouhý:
„Ich bin überzeugt, dass die tschechischen Firmen und Behörden diese Möglichkeit nutzen werden. Damit würden wir auch den Stein wieder beiseiteschieben, der die Sache belastet hat.“
Ein noch sensibleres Thema in den Gesprächen von Babiš und Erdoğan war jedoch der Fall von zwei jungen Tschechen, die seit knapp drei Jahren in einem türkischen Gefängnis sitzen. Markéta Všelichová und Miroslav Farkas wurden im November 2016 an der türkisch-irakischen Grenze verhaftet, weil ihnen Verbindungen zu der Kurdenmiliz YPG vorgeworfen wurden. Beide bestritten die Zusammenarbeit mit der YPG auch nicht, weil sie sich auf der sicheren Seite wähnten. Schließlich gelten die Kurdeneinheiten als ein Verbündeter der USA im Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat. Ankara aber sieht in der YPG eine Gruppierung, die personell und ideologisch mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in Verbindung stehe und daher auch eine Terrorbrigade sei. Premier Babiš bestätigte:
„Präsident Erdoğan hat mir erklärt, dass unsere beiden Bürger von der türkischen Seite als Terroristen angesehen werden. Darüber gibt es ihrerseits auch keine Zweifel, das belegen die Aussagen der türkischen Organe.“In der vertraulichen Unterredung habe er jedoch versucht, für die tschechischen Landsleute bestmögliche Haftbedingungen und eine Verringerung der sechsjährigen Gefängnisstrafe zu bewirken. Auf die Frage, ob ihm das gelungen sei, antwortete Babiš nur:
„Ich möchte in dieser Angelegenheit nicht konkret werden, doch ich habe ein gutes Gefühl.“
Ob sich der Regierungschef auf sein gutes Bauchgefühl verlassen kann, das aber werden erst die nächsten Wochen und Monate zeigen.