Zu Kaisers Zeiten: Orden der k. u. k. Monarchie
Orden und Medaillen wurden in der k. u. k. Monarchie für Verdienste in verschiedenen Bereichen verliehen. Ausgezeichnet wurden ursprünglich vor allem erfolgreiche Heerführer, mit der Zeit wurden aber auch viele Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft geehrt. In einer Ausstellung im Regionalmuseum in Jílové bei Prag werden zahlreiche Orden, Verdienst- und Gedenkmedaillen gezeigt, die zu Kaisers Zeiten verliehen wurden.
„Es gab Tausende von Orden und Auszeichnungen, wenn man alle Stufen, Klassen und Varianten der Plaketten miteinberechnet. Der bedeutendste war der Orden vom Goldenen Vlies. Im Gegensatz dazu gab es auch etliche niedrigere Auszeichnungen, die an Hunderttausende Personen verliehen worden sind. Die Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg erhielten Medaillen. Alle Staatsbeamten bekamen Auszeichnungen, als 30 und 50 Jahre der Regierungszeit von Kaiser Franz Joseph gefeiert wurden. Die Palette der Orden war sehr breit.“
Orden vom Goldenen Vlies
Die meisten Besucher drängten sich um die Vitrine mit dem Orden vom Goldenen Vlies. Der habsburgische Hausorden erfreute sich mit Recht der größten Aufmerksamkeit. Michal Lutovský:„Nur wenige Städte in Europa können wie Jílové damit prahlen, dass sie die Insignien des Ordens vom Goldenen Vlies, der höchsten habsburgischen Hausauszeichnung, zeigen. Dieses konkrete Exemplar gehörte Zdenko Fürst von Lobkowicz. Kaiser Karl I. verlieh ihm 1918 diesen Orden. Lobkowicz war Generaladjutant des Kaisers. Der Empfänger dieses Ordens musste adeliger Abstammung und katholischen Glaubens sein. Verliehen wurde er nur für außerordentlich große Verdienste um den Staat. Träger des Ordens war auch Feldmarschall Josef Radetzky. Der Orden wird bis heute verliehen. Auch Karel Schwarzenberg wurde damit ausgezeichnet.“
Die Insignie, die das Vlies selbst darstellt, hängt an einer goldenen Kette, der sogenannten Colanne. Ähnlich wie einige weitere Exponate sei der Orden aus den Sammlungen des Prager Nationalmuseums für die Ausstellung geliehen worden, schildert der Kurator.
„Konkret stammen die Orden aus der Sammlung von Václav Měřička. Er war ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Phaleristik, also der Ordenskunde. Seine Sammlung ist weltbekannt. Exponate, die etwas gewöhnlicher sind, stammen aus Privatsammlungen.“Der Kurator der Ausstellung Michal Lutovský ist Archäologe. Er ist zudem ein passionierter Sammler von Orden und Medaillen. Im Museum stellt er auch eine Auswahl aus seiner Sammlung vor. Sind Exemplare aus den k. u. k. Zeiten immer noch zu bekommen?
„Es gibt Auktionen beispielsweise beim Dorotheum in Wien. Aber auch hierzulande kann man bei den Auktionen noch einiges kaufen. Natürlich spielen die finanziellen Möglichkeiten des Sammlers eine wichtige Rolle.“
Der Anlass für die Ausstellung waren laut Lutovský die 100-Jahre-Feiern der selbständigen Tschechoslowakei im vergangenen Jahr. Masaryks Republik sei nicht in einem Vakuum entstanden. Doch daran habe niemand letztes Jahr erinnert, sagt der Experte:„Die Tschechoslowakei knüpfte an Österreich-Ungarn an – an den ungewöhnlich großen Aufschwung der Böhmischen Länder, den sie im 19. Jahrhundert im kulturellen wie auch im wirtschaftlichen Bereich erlebten. Ich fand es schade, dass die Geschichte vor der Entstehung der Republik bei den Feiern letztes Jahr vollständig vergessen wurde. Die Böhmischen Länder waren 400 Jahre lang Bestandteil der Habsburger Monarchie.“
Auszeichnung für Antonín Dvořák
Zu den bedeutendsten Exponaten gehören der Sankt-Stephans-Orden, der Leopold-Orden und der Orden der Eisernen Krone. Mit dem Österreichisch-Kaiserlichen Leopold-Orden sei beispielsweise der Sprachwissenschaftler Josef Jungmann für sein fünfbändiges deutsch-tschechisches Wörterbuch geehrt worden, erzählt Michal Lutovský. Auch viele Persönlichkeiten aus dem Kulturbereich wurden seinen Worten zufolge vom Kaiser ausgezeichnet. Antonín Dvořák war Träger einiger Auszeichnungen, eine davon ist im Museum zu sehen.
„Das ist die Auszeichnung für Wissenschaft und Kunst, die an 114 Personen verliehen wurde, darunter an Antonín Dvořák und den Dichter Jaroslav Vrchlický. Träger des Franz-Joseph-Ordens waren beispielsweise der Maler Alfons Mucha und der Bildhauer Josef Václav Myslbek.“Die Orden und Medaillen sind an farbigen Bändern befestigt. Die Farbe des Bandes habe eine bestimmte Symbolik, erzählt Michal Lutovský:
„Am häufigsten gibt es die gold-schwarzen Bänder, also in den Habsburger Farben. Wenn es sich um Gedenkmedaillen für eine Meeresschifffahrt handelte, hatten die Bänder eine blauweiße Farbe. Oft kommen auch rote oder rotweißrote Bänder vor. Diese Farbe wurde vom Wappen der Babenberger abgeleitet. In den letzten Jahren der Monarchie wurden häufig rotweiß schraffierte Bänder benutzt. Ursprünglich waren sie nur für Medaillen für Tapferkeit bestimmt, aber später wurden sie auch bei anderen Auszeichnungen benutzt.“
Die Ausstellung „Zu Kaisers Zeiten“ ist im Regionalmuseum in Jílové bei Prag bis 28. April zu sehen. Das Museum ist täglich außer montags von 9 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr geöffnet.
Der erste große kaiserliche Orden war Lutovský zufolge der Militär-Maria-Theresia-Orden, den die Kaiserin 1757 nach der Siegesschlacht bei Kolín eingeführt hatte. Die höchste Zahl von Auszeichnungen entstand unter Kaiser Franz Joseph I. Dies hatte den simplen Grund, weil der Kaiser fast 68 Jahre lang regiert hat. Alle diese Orden, Medaillen und Auszeichnungen sind im Museum durch Porträts, Büsten und Militäruniformen aus der k. u. k. Monarchie ergänzt.
„Die Auszeichnungen waren ursprünglich für Soldaten bestimmt. Später wurden auch Zivilpersonen mit Orden geehrt. Denn es wurde ja nicht nur gekämpft. Dekrete und Diplome, die zu den Auszeichnungen gehört haben, zeigen wir hier nicht, das wäre allzu viel für diese Räumlichkeiten. Es ist notwendig, zu bemerken, dass die Verleihung bestimmter Orden auch mit der Erhebung in den Adelsstand verbunden war.“