Mindestlohn-Streit endet mit Kompromiss
Der Mindestlohn steigt in Tschechien. Die Erwartungen von Bossen und Beschäftigten lagen jeweils woanders.
Der Entscheidung war ein langer Streit vorausgegangen. Zwar ist eine Erhöhung des Mindestlohns im Koalitionsvertrag zwischen Ano und Sozialdemokraten festgeschrieben und war eine Bedingung der Kommunisten für die Toleranz des Minderheitskabinetts. Über die Höhe konnte man sich weiterhin jedoch nicht einigen. Die Sozialdemokraten befürworteten nämlich zunächst die Forderung der Gewerkschaften von einem Anstieg um 1500 Kronen (58 Euro), die Partei Ano von Premier Andrej Babiš zeigte sich jedoch viel vorsichtiger.
Deshalb bleibt Ano-Finanzministerin Alena Schillerová auch weiterhin kritisch. Der Anstieg bedeute massive Mehrausgaben für die Arbeitgeber, so die Ressortchefin nach dem Beschluss am Dienstag. Damit unterstützt Schillerová klar den Standpunkt der Unternehmer, die nun mit einem zusätzlichen Anstieg der Lohnnebenkosten rechnen.Das letzte Mal wurde der Mindestlohn in Tschechien Anfang des Jahres angehoben, damals um 1200 Kronen (46 Euro). Insgesamt liegt Tschechien weit mit seinem Mindestlohn weit unten im EU-Vergleich, nur in sieben Staaten gibt es weniger Geld. Zum Beispiel liegt der Mindestlohn in Deutschland bei 1498 Euro, was sogar knapp 200 Euro mehr ist als der tschechische Durchschnittslohn. Dieser liegt derzeit bei rund 32.000 Kronen (1230 Euro) brutto pro Monat.