Auf Solo-Flug rund um die Welt

Roman Kramařík (Foto: Eva Turečková)
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Roman Kramařík plant, als erster Tscheche alleine in Flugzeug die Erde zu umrunden. Mit der Pioniertat will er an die Gründung des tschechoslowakischen Staates vor 100 Jahren erinnern.

Roman Kramařík  (Foto: Eva Turečková)
In seinem zivilen Beruf ist Roman Kramařík Anwalt. Doch seine Leidenschaft gehört dem Flugsport:

„Wir sitzen hier in einer Cessna P 210, mit der ich fliegen werde. Sie wurde 1979 in den Vereinigten Staaten gebaut. Dort wurde sie zunächst auch geflogen, dann aber nach Deutschland verkauft, wo sie lange Jahre der Sportflugvereinigung der Bundeswehr diente. Vor vier Jahren hat unser Verein die Cessna gekauft und ihr das Kürzel OK TGM gegeben.“

Das Luftfahrzeugkennzeichen TGM entspricht auch den Initialen des ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten: Tomáš Garrigue Masaryk. Und das führt direkt zum Grund, warum sich Roman Kramařík in die Lüfte schwingen will.

Cessna OK-TGM  (Foto: Eva Turečková)

Foto: Eva Turečková
„Es ist die erste tschechische Solo-Weltumrundung mit dem Flugzeug. Der Anlass ist vor allem, dass wir hierzulande gerade 100 Jahre seit der Gründung des eigenständigen tschechoslowakischen Staates feiern. Unser Flugzeug mit dem Kürzel OK TGM nicht dafür zu nutzen, wäre doch zu schade.“

Dabei stand sogar die Weltumrundung in einem Flugzeug tschechischer Bauart im Raum, in einer sogenannten Zlín. Unterschiedliche Gründe hätten diese Variante aber platzen lassen, deswegen nun also die Cessna, verrät der 43-Jährige.

Immer gen Osten

Foto: Eva Turečková
Insgesamt 47.000 Kilometer weit soll ihn dieser Motor bringen, über drei Ozeane und drei Kontinente. Am 25. Juli geht es los auf dem Flugplatz Točná in Prag. Der Plan ist, möglichst häufig den Wind im Rücken zu haben. Denn die Cessna schafft ansonsten maximal 325 Stundenkilometer.

„Die Route geht nach Osten, weil der Wind meist aus Westen weht. Das hilft mir dann voranzukommen. Ich plane einen Zickzack-Kurs wegen der geopolitischen Lage und den Möglichkeiten, Treibstoff nachzutanken.“

Die erste Landung soll in Belgrad sein, dann geht es nach Zypern. Von dort will Kramařík an den Persischen Golf fliegen, obwohl er noch gar nicht so recht weiß, wo er dort seinen Zwischenstopp macht. Als nächste Stationen folgen Indien und Thailand. Danach aber wartet die schwerste Entscheidung auf ihn, wie der Kunstflieger-Pilot gesteht. Wie nämlich soll er den Pazifik überqueren? Bei einer maximalen Reichweite seiner Cessna von knapp 1850 Kilometern spielt die Möglichkeit der Betankung dann eine entscheidende Rolle.

Foto: Eva Turečková
„Leider habe ich vor kurzem erfahren, dass die interessanteste Route von Japan über die Midwayinseln nach Hawaii nicht möglich ist. Denn die Nationalparkverwaltung auf dem Midwayatoll erlaubt mir nicht, Treibstoff mitzuführen. Deswegen bleiben noch zwei Möglichkeiten. Die eine ist von Taiwan über Guam und die Marshallinseln nach Hawaii. Die Marshallinseln sind aber auch ein Engpass für die Betankung, da besteht die Frage, ob wir rechtzeitig Treibstoff dorthin transportieren können. Eine vergleichsweise sichere Route als Ersatzvariante führt nördlich entlang, allerdings ist dort das Wetter schlechter und das Wasser kalt. Gemeint ist ein Flug von Japan auf die Aleuten und dann nach Alaska.“

Das würde bedeuten, dass er Nordamerika nicht nur von West nach Ost überquert, sondern auch noch in Nord-Süd-Richtung. Denn auf dem Weg über den Atlantik will Roman Kramařík noch auf den Azoren zwischenlanden, bevor er nach Europa zurückkehrt.

Engpass Marshallinseln

Marshallinseln  (Foto: Nasa,  Public Domain)
Im Übrigen fliegt Roman Kramařík ohne Druckkabine und kann deswegen nicht über 3000 Meter Meereshöhe steigen. Weil die Cessna angesichts der langen Strecke eine hohe Dauerbelastung aushalten muss, wird sie so gründlich durchgecheckt wie sonst nie. Technische Flugrisiken sehe er daher nicht, meint der Pilot. Dennoch muss er für den Ernstfall gewappnet sein. Was also, wenn der Motor über den Weiten des Ozeans ausfällt und eine Notwasserung droht?

„Für die Flüge über Wasser werde ich zwei Rettungsboote dabeihaben und alles, was ich brauche, um überleben zu können, bis mich ein Schiff aufnimmt. Dazu gehören eine Entsalzungsanlage, viele Lebensmittel und auch etwas zum Lesen. Außerdem brauche ich einiges an technischer Ausstattung wie etwa eine Benzinpumpe und Werkzeug für die gängigen Wartungsarbeiten.“

Roman Kramařík  (Foto: Eva Turečková)
Apropos Lesen. Auf Begleitung verzichtet Kramařík nicht nur, weil er als erster tschechischer Solo-Flieger in die Geschichte eingehen will. Sondern auch die Platzverhältnisse in der Cessna zwingen ihn dazu. Entweder Passagiere oder Flugbenzin, so lautet die Alternative.

Mit an Bord wird aber ein Satellitenempfänger sein. Das erlaubt es dem Abenteurer dann, während des Fluges ab und zu kürzere Beiträge fürs Internet zu erstellen. Mit seiner Weltumrundung will der Tscheche auch an die Leistungen seiner Heimat im Bereich der Luftfahrt erinnern:

„Unsere Piloten, Konstrukteure und Mechaniker sind absolute Weltspitze. Das zeigt sich allein darin, wie viele Weltmeister wir in den Flugdisziplinen haben. In jeder gibt es mindestens einen tschechischen Titelträger, wenn nicht sogar mehrere. Das kann kaum ein anderes Land auf der Welt von sich behaupten. Und auch nur in wenigen anderen Staaten wurden Helikopter oder Jagdflugzeuge bis in die letzte Schraube komplett hergestellt.“

Roman Kramařík selbst ist übrigens 2008 tschechischer Kunstflug-Meister geworden. Zwar hat er auch einen Pilotenschein für kommerzielle Flüge, doch sein Geld verdient er als Anwalt. Sein Solo-Flug rund um die Welt soll am 8. September in Prag zu Ende gehen.