Pollen-Alarm: Schuld ist nicht der Raps
Tschechien liegt unter einer gelben Pollenschicht und niest im Akkord. Schuld sind aber nicht die Rapsfelder, auch wenn viele das glauben mögen.
„Hey Andrej Babiš! An welche Adresse soll ich Dir die Rechnung für den vergangenen Monat schicken? Insgesamt macht das 480 Kronen. Zweimal Autowaschanlage und einmal Allergiemittel. Schuld an allem ist Dein Raps!“
Anfang der Woche sah sich der Ano-Parteichef schließlich zu einer Stellungnahme gezwungen und schrieb auf Twitter, Zitat:„Natürlich ist ganz Tschechien gelb. Das liegt aber nicht am Raps, die Pollen kommen von den Kiefern und Fichten. Dabei gibt es noch eine interessante Tatsache: An den Rapserträgen in Tschechien hat meine ehemalige Firma lediglich einen Anteil von fünf Prozent.“
Rückendeckung bekommt Andrej Babiš auch von Fachleuten. Zwar ist Tschechien Rapsland, der Anteil der Pflanze auf den Feldern hierzulande liegt bei knapp 14 Prozent. Immerhin ist das der zweithöchste Wert in der EU. Doch an der außerordentlich hohen Pollenkonzentration sind die kleinen gelben Blüten mit ihrem strengen Geruch nicht schuld. Dies bestätigt auch der Allergologe Ondřej Rybníček vom Uniklinikum Brno / Brünn:
„Was wir derzeit überall sehen, sind auf keinen Fall Pollen vom Raps. Der Blütenstaub kommt von den Nadelbäumen, konkret von den Fichten und Kiefern. Der Raps hat einen schweren und klebrigen Pollen, der in der Nähe der Pflanze zu Boden geht.“Der Raps lässt sich nämlich ausschließlich von Insekten bestäuben, der Wind spielt da eigentlich keine Rolle. Abgesehen davon dürfte die beliebte Ölpflanze so oder so keine allzu starken Reaktionen bei den Menschen auslösen:
„Raps ist, wenn überhaupt, nur ein schwaches Allergen. Darauf reagiert nur ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung. Ganz im Gegensatz zu den Birken und den Eichen, die diesen Frühling sehr stark geblüht haben.“
In diesem Jahr kommt laut Rybníček einiges zusammen. Denn bei den Nadelbäumen setzt der gängige zwei- bis fünfjährige Blühzyklus ein. Außerdem blühen auch die anderen Pflanzen alle auf einmal, da sich ihre Saison durch die späten Fröste verzögert hat. Für die einen dürfte der Spuk bald vorbei sein, so der Mediziner. Für andere wiederum stehe das Schlimmste erst bevor:
„Eine positive Nachricht gibt es. Die Saison der aggressiven Allergene klingt langsam ab, bis in einer Woche verblühen auch die Eichen. Nichtsdestotrotz startet im Laufe der kommenden zwei Wochen die Saison der Gräser, und die sind das Hauptproblem für die meisten Tschechen. Also die Baum-Allergiker können bald aufatmen, die Gras-Allergiker müssen sich hingegen noch auf Einiges gefasst machen.“
Also bis dahin allen Allergikern viel Glück und vor allem Gesundheit!