Bus und Bahn fast kostenlos

Foto: Dariusz Sieczkowski, CC BY-ND 2.0
0:00
/
0:00

Studierende und Senioren können ab Juni günstig reisen. Die Regierung hat einen entsprechenden Entwurf gebilligt.

Foto: Dariusz Sieczkowski,  CC BY-ND 2.0
Schüler, Studierende und Senioren in Tschechien sollen ab dem anstehenden Sommer eine Ermäßigung in Höhe von 75 Prozent erhalten bei Fahrten mit Bus und Bahn. Das hat die geschäftsführende Regierung bei ihrer Sitzung am Dienstag gebilligt. Der Staat will die Zusatzkosten für die Verkehrsunternehmen übernehmen. Dies sollen fast sechs Milliarden Kronen (rund 230 Millionen Euro) im Jahr sein. Premier Andrej Babiš (Ano) hat bereits früher gegenüber dem Tschechischen Fernsehen erklärt, wie dies unter anderem finanziert werden soll:

„Wir holen die Gelder durch weitere Ersparnisse des Staates. Zum Beispiel aus dem unsinnigen Förderprogramm für startende Unternehmen in Höhe von 1,3 Milliarden Kronen (51 Millionen Euro, Anm. d. Red.).“

Dan Ťok  (Foto: Prokop Havel,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Die geplanten Ermäßigungen sind laut Babiš einfach und fair. Die Vorlage des Personalausweises am Schalter soll zur Anerkennung des Anspruchs reichen. In erster Linie bezieht sich das auf die staatlichen Bahnen und die Buslinien, die von den Kreisen betrieben werden. Der Staat ist aber auch bereit, Privatanbieter zu fördern, falls sie die geplanten Ermäßigungen gewähren wollen. Dazu seien diese aber nicht verpflichtet, teilte Verkehrsminister Dan Ťok (Ano) mit. Außerdem könnten die Verkehrsdienstleister selbst entscheiden, bei welchen Verbindungen sie die günstigeren Fahrpreise anbieten wollen:

„Bei jenen Verbindungen, die bereits heute überlastet sind und bei denen sich die Reisequalität dann deutlich verschlechtern würde, was wiederum einen Rückgang der zahlenden Kunden zur Folge hätte, da kann man auf die Ermäßigung verzichten. Im Gegenteil könnte der Rabatt etwa Senioren als wichtige Gruppe auf schwächer ausgelastete Verbindungen locken.“

Illustrationsfoto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Die billigeren Fahrkarten sollen vom Verkehrsministerium in einer Weise kompensiert werden, wie die bereits bestehenden Vergünstigungen ausgeglichen werden. Momentan zahlt der Staat 240 Millionen Kronen (950.000 Euro) für diese Zwecke.

Hintergrund der Maßnahme ist, dass die tschechischen Renten vergleichsweise niedrig liegen. Außerdem will das Verkehrsministerium junge Menschen dazu bewegen, mehr öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Laut dem Leiter der Verkehrssektion der tschechischen Wirtschaftskammer, Emanuel Šíp, könnte die Maßnahme tatsächlich Erfolg haben:

Emanuel Šíp  (Foto: Jana Trpišovská,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Manche Schüler und Studenten über 18 Jahre und Senioren, die bisher mit dem Auto gefahren sind, könnten tatsächlich auf Bus und Bahn wechseln. Zudem glaube ich, dass mehr Menschen in ihrer Freizeit unterwegs sein werden, also zu Ausflügen, Urlaubsreisen und Besuchen bei Verwandten und Freunden. Bei einigen überlasteten Verbindungen könnte es jedoch auch passieren, dass manche Reisende zu ihren Autos zurückkehren.“

Das Kabinett Babiš hatte in seinem Regierungsprogramm kostenlose Bahnfahrten für die genannten Gruppen versprochen. Schließlich wurden daraus 75 Prozent Ermäßigung, hinzugenommen wurden aber auch Busse. Emanuel Šíp hält die neue Variante für besser.

„Gemäß der ersten Variante hätte man eine Jahresgebühr für einen Ausweis gezahlt und dann beliebig viel fahren dürfen. Das jetzige System soll aber gewissermaßen von den Fahrtkilometern abhängen. Dadurch wird ein zielloses Herumfahren verhindert.“

Foto: Archiv ČD
Die Ermäßigung betrifft Schüler und Studierende bis 26 Jahre sowie Senioren über 65 Jahre. Kinder im Alter bis sechs Jahre fahren weiterhin kostenlos, für Personen mit Behinderung bleiben die geltenden Rabatte bestehen.

Die Förderung wurde in Form einer Regierungsanordnung gebilligt. Sie muss daher nicht vom Parlament bestätigt werden. Die Änderung tritt mit dem neuen Fahrplan am 10. Juni in Kraft.