OstravaPhoto 2017: Neues Licht in dunklen Läden der Stadt

Foto-Festival OstravaPhoto 2015 (Foto: Offizielle Facebook-Seite des Festivals)

Fotos sind an ungewöhnlichen Orten der nordmährischen Industriestadt Ostrava / Ostrau zu sehen. Gezeigt werden sie beim internationalen Foto-Festival OstravaPhoto 2017. Es startet an diesem Donnerstag und ist ein Teil des Deutsch-Tschechischen Kulturfrühlings.

Foto-Festival OstravaPhoto 2015  (Foto: Offizielle Facebook-Seite des Festivals)
Die Foto-Biennale kommt zurück in das Zentrum von Ostrava. 2015 fand sie zum ersten Mal unter den Schloten der Industriestadt statt. In diesem Jahr werden ungenutzte Läden und Geschäfte für zwei Wochen in Ausstellungsräume verwandelt. Radan Vašulín ist einer der Organisatoren.

„Ich finde es schön, dass wir Räume mit Leben füllen, an denen täglich Menschen vorbeigehen. Man hat sich daran gewöhnt, dass die Geschäfte vergessen und verstaubt sind. Wenn die Räume nun unter einem guten Vorwand geöffnet werden, nimmt man sie wiederum in einem neuen Kontext wahr. Das ist zauberhaft. Die Gebäude sollen leben.“

Insgesamt 17 Ausstellungen tschechischer und ausländischer, hauptsächlich deutscher Fotografen sind zu sehen. Unter anderem in einem ehemaligen Lederwaren- und Schuhgeschäft in der Bahnhofstraße von Ostrava:

Buch Černé roky  (Foto: Archiv Verlag Wo-men)
„Der Raum hat der Künstlerin sehr gefallen. Wir haben nur den Boden abgewischt und Schaufenstergeputzt, um das Licht reinkommen zu lassen. Alles andere blieb so, wie es war. Das ist ein kleiner Bonus für die Vermieter, dass wir ihre Geschäfte aufräumen und reinigen.“

In dem Laden stellt eine Fotografin aus dem Umfeld des tschechischen Undergrounds, Libuše Jarcovjáková, ihre Bilder aus. Mehr darüber weiß die Festivaldirektorin Alexandra Bočková:

„Die Fotos knüpfen an ihr neues Buch Černé roky (auf Deutsch: Schwarze Jahre) an. Sie berichtet in Form von privaten, intimen Tagebüchern und Fotos über diese Zeit.“

In einem einstigen Elektronik-Laden sind die Bilder der tschechisch-schweizerischen Fotografin Iren Stehli ausgestellt.

„Ich habe mich immer für Charaktere interessiert. Mich hat die Eigenständigkeit der Menschen interessiert. Der Schneider Sláma aus dem Prager Stadtviertel Žižkov war zum Beispiel eine sehr originelle Person.“

In den 1970er Jahren schuf Stehli ihren Zyklus, also noch vor dem Abriss des alten Prager Stadtviertels Zizkov. Alexandra Bočková:

„Iren Stehli hat den Schneider Sláma fünf Jahre lang systematisch fotografiert. Sie dokumentierte nicht nur sein Leben, sondern auch die Menschen in seiner Umgebung.“

Neben den Foto-Ausstellungen wird es außerdem Vorträge zu theoretischen und soziologischen Themen geben. Das diesjährige Motto des Festivals heißt „Mit anderen Augen – zwischen Sicherheit und Unsicherheit“. Der Philosoph Jan Sokol hält einen Vortrag. Der Schriftsteller Marek Šindelka liest aus seinem neuesten Buch „Únava materiálu“ (auf Deutsch: Die Materialermüdung) und diskutiert mit den Lesern. Auch der deutsche Politologe Michael Lüders folgte der Einladung nach Ostrava:

„Lüders ist ein Nahostexperte. Er hat jüngst einen Doppelband herausgegeben. Das erste Buch heißt ‚Wer den Wind sät‘ und das zweite ‚Die den Sturm ernten‘ Der Politologe beschäftigt sich darin mit der Rolle des Westens in Nahost. Der Untertitel heißt ‚Wie der Westen Syrien ins Chaos stürzte‘.“

Außerdem bietet das Festival bis Ende Juni eine ganze Reihe von Workshops, Portfolio-Präsentationen und Vorführungen.