Eishockey-WM: Tschechien will und muss sich gegen Russland steigern

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Die 81. Eishockey-Weltmeisterschaft, die dieser Tage in Köln und Paris ausgetragen wird, geht in ihre entscheidende Phase. Am Donnerstag wird das Viertelfinale gespielt – und die tschechische Mannschaft ist mit von der Partie. Doch wie hoch sind ihre Chancen auf das Weiterkommen und damit die Hoffnung auf eine Medaille?

Tschechien - Schweiz  (Foto: ČTK)
Beim diesjährigen WM-Turnier hat die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft bislang kaum enttäuscht. Auf der anderen Seite haben die Spieler um Kapitän Jakub Voráček auch noch keine Bäume ausgerissen, sondern lediglich die Minimalerwartungen erfüllt. Nach der erwarteten Auftaktpleite gegen Titelverteidiger Kanada (1:4) waren sie fünfmal siegreich: gegen Weißrussland, Slowenien und Frankreich in der normalen Spielzeit sowie gegen Norwegen und Finnland in der Verlängerung beziehungsweise im Penalty-Schießen. Der zweite Platz in der Gruppe B, die ihre Partien in Paris austrägt, war also möglich. Dazu durfte indes im abschließenden Gruppenspiel gegen die Schweiz nicht verloren werden. Doch genau das trat ein: Nach einer schwachen Vorstellung unterlagen die Tschechen den Eidgenossen am Dienstag mit 1:3. Und Trainer Josef Jandač war richtig sauer:

Josef Jandač  (Foto: ČTK)
„Unsere Spieler haben den Puck oft prallen lassen, wir hatten einfach keine gute Scheibenkontrolle, besonders miserabel war dies im Angriffsdrittel. Darin waren die Schweizer eindeutig besser. Das hat mich auch am meisten enttäuscht: dass wir nicht in der Lage waren, mit dem Puck zu spielen, sondern ständig um ihn kämpfen mussten.“

Zur enttäuschenden spielerischen Leistung kam noch hinzu, dass die tschechische Mannschaft erneut sehr schwach in die Begegnung gestartet ist. Wie gegen Kanada und Finnland lag Jandačs Team nach dem ersten Drittel zurück, und die Schweizer konnten daraus Kapital schlagen. Vor dem Viertelfinale am Donnerstag gibt das zu denken. Verteidiger Radko Gudas, der zu Tschechiens Besten gehört, hebt deshalb auch den Zeigefinger:

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„Das ist schon das x-te Mal, dass wir gleich zu Spielbeginn ein Gegentor kassiert haben. Das ist nicht gut, da müssen wir mehr aufpassen, denn das kann uns das nächste Spiel kosten. Es gibt aber keine Zeit mehr, lange darüber zu lamentieren. Das muss im nächsten Spiel einfach besser klappen.“

Und dieses Spiel ist die Viertelfinalbegegnung mit Russland, die am Donnerstagnachmittag in Paris stattfindet. Gegen den Rekordweltmeister ist die tschechische Mannschaft nur Außenseiter, zumal sie in dieser Saison noch kein einziges Duell gegen die „Sbornaja“ gewonnen hat. Doch Bange machen gilt nicht, meint Angreifer Michal Řepík:

„Das wird natürlich schwer für uns. Auf der anderen Seite war es ohnehin egal, auf wenn wir im Viertelfinale treffen. Sowohl die USA, als auch Schweden und Russland haben viele hervorragende Spieler. Jede dieser drei Mannschaften wäre ein schwerer Gegner für uns geworden, aber wir können gegen Russland durchaus bestehen. Doch dazu müssen wir kräftig zulegen, mit einer Leistung wie heute gegen die Schweiz haben wir keine Chance.“

Robert Záruba  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
In ganz Tschechien fiebert man dieser Partie nun entgegen, denn sie entscheidet wieder einmal über Erfolg oder Misserfolg. Und sollte sie, wie viele Fans befürchten, verloren gehen, dann bliebe von dieser WM wenigstens noch ein kleines Trostpflaster: der 4:3-Sieg nach Penalty-Schießen über Finnland in der Gruppenphase, der nach einem 0:3-Rückstand errungen wurde. Die Tore zwei und drei erzielten die Tschechen dabei in der Schlussphase der Partie binnen 23 Sekunden. Beim 3:3-Ausgleich ist selbst der renommierte TV-Kommentator Robert Záruba emotional durch die Decke gegangen – seine Erregung entlud er mit kräftigen Handschlägen auf seinem Sprecherpult, dabei fiel ein Kippschalter auf „Aus“ und unterbrach die Stromversorgung der Mikros beim Tschechischen Fernsehen.

Autor: Lothar Martin
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