Historischer Erfolg: WM-Bronze für tschechische Eishockeyspielerinnen „nur der Anfang“

Daniela Pejšová erzielt das zweite Tor der tschechischen Frauenschaft im Spiel um Bronze bei der WM gegen die Schweiz

Am Sonntag vollbrachten sie Historisches: Die tschechischen Eishockeyspielerinnen holten Bronze bei der Weltmeisterschaft. Es ist die erste Medaille bei einem großen Turnier überhaupt für die Frauen aus der Eishockeynation. Und es soll nicht die letzte sein, wie sie versichern.

Inbrünstig sangen die tschechischen Eishockeyspielerinnen die Nationalhymne mit. Dann brach am Spielort im dänischen Herning erneut der Jubel aus. Kurz zuvor hatten die Tschechinnen im Spiel um WM-Bronze die Schweizerinnen besiegt, und zwar mit 4:2. Damit holten sie ihre erste Medaille überhaupt. Auch Kapitänin Alena Mills war ergriffen:

Alena Mills und Sinja Leemann | Foto: Bo Amstrup / Ritzau Scanpix,  ČTK/AP

„Wunderbar, unglaublich! Das ist das Beste, was ich bisher auf der Welt erlebt habe. Es ist das Ergebnis der vergangenen zwei Jahre, der ganzen Arbeit, die wir da reingesteckt haben, und der Entbehrungen. Wir haben es uns verdient.“

Die 32-jährige Angreiferin vom schwedischen Verein Brynäs Gävle weiß, wovon sie spricht. Alle tschechischen Spielerinnen sind Amateurinnen. Sie arbeiten nicht nur neben dem Leistungssport, sondern müssen diesen zum Teil auch selbst finanzieren.

Tschechische Teamtrainerin Carla MacLeod mit der Bronzemedaille | Foto: Bo Amstrup,  ČTK/AP

Dennoch gibt es seit einiger Zeit einen Aufschwung. Die meisten Tschechinnen sind mittlerweile in besseren ausländischen Ligen aktiv, nicht mehr in der kleinen einheimischen. Und im Februar nahmen die Eishockey-Frauen erstmals an Olympia teil. Dort waren sie erfolgreicher als die Männer und stießen bis ins Viertelfinale vor. Als der damalige Nationaltrainer Tomáš Pacina im April aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegte, konnte der Eishockeyverband die zweifache Olympiasiegerin Carla MacLeod aus Kanada als Nachfolgerin gewinnen. Und nun gleich die Medaille…

„Das ist ein großer Erfolg. Ich kann die Spielerinnen und mein Trainerteam nur loben, wie hart sie gearbeitet haben. Die größte Herausforderung war, dass wir bei uns bleiben und unser Spiel aufs Eis bringen. Das hat sich bezahlt gemacht. Ich bin wahnsinnig stolz auf das, was wir erreicht haben“, so die Trainerin.

Tschechische Eishockeyspielerinnen mit historischer WM-Bronze um den Hals | Foto: Bo Amstrup,  ČTK/AP

Bisher war die beste Platzierung des Nationalteams bei einer Weltmeisterschaft der sechste Platz gewesen. Im Turnier in Dänemark gelang aber schon im Viertelfinale die erste kleine Sensation. Da besiegten die Schützlinge von MacLeod die Finninnen in der Overtime mit 2:1 – der erste Erfolg gegen die Nordeuropäerinnen in einem großen Turnier. Im Halbfinale gab es zwar dann eine 1:10-Klatsche gegen die Amerikanerinnen. Doch im Spiel um Platz drei gegen die Schweiz waren die Tschechinnen wieder voll motiviert. Natálie Mlýnková erzielte zwei Treffer in der Begegnung, sie ist an der University of Vermont als Spielerin unter Vertrag:

Torhüterin Blanka Škodová freut sich über die Bronzemedaille | Foto: Bo Amstrup,  ČTK/AP

„Wir sind von Anfang an voll reingegangen und haben den Schweizerinnen keine Luft zum Atmen gelassen. Im dritten Drittel konnten wir dann ihren Widerstand brechen, als wir weitere Tore erzielt haben. Bei ihnen war da schon etwas Müdigkeit und Frustration zu spüren. Ab da lief alles in unserer Regie ab.“

Die Medaille gebe nun auch viel Motivation für die nächsten Titelkämpfe. Es sei nur der Anfang, fügte die 21-jährige Angreiferin an. Das sieht Trainerin Carla MacLeod ebenso:

„Ich denke, wir haben bewiesen, dass wir es drauf haben. Selbstvertrauen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für Erfolg. Besonders stolz sind wir darauf, dass diese Frauen in der Kabine nun wissen, dass sie es können. Deswegen schauen wir in die Zukunft, und die ist rosig. Wir müssen aber weitermachen, wir sind noch nicht fertig. Eine Medaille haben wir schon, aber wir werden uns auch um die nächste reißen. Das ist unser Job.“

Die tschechische Eishockeyspielerin Dominika Lásková mit dem Puck,  den die Schweizerin Alessia Bächler zu bekommen versucht | Foto: Bo Amstrup,  ČTK/AP

Zu dem ambitionierten Team gehört im Übrigen auch eine Sportlerin, die 2018 in Pyeongchang in einer anderen Sportart bereits Olympia-Bronze geholt hat: die ehemalige Eisschnellläuferin Karolína Erbanová. Auch dieser Weg zeigt, dass das Frauen-Eishockey in Tschechien im Aufschwung ist.

Autoren: Till Janzer , Petr Mathauser
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