Noch einmal wie 2019? Tschechien spielt bei Eishockey-WM gegen Deutschland
Es geht nun ums Ganze. Bei der Eishockey-WM in Finnland steht das Viertelfinale an. Und da treffen wie 2019 wieder Tschechien und Deutschland aufeinander. Mit welchen Erwartungen gehen die tschechischen Spieler und Fachleute in dieses Spiel?
In der letzten Vorrundenbegegnung am Dienstag haben sich die Eishockeycracks aus Tschechien nicht gerade Selbstvertrauen geholt. Ohne eigenes Tor verlor man mit 0:3 gegen Finnland.
„Das war ein komisches Spiel, weil beide Mannschaften zunächst aus einer gesicherten Abwehr heraus agiert und nicht nach vorne gedrängt haben“, so resümierte Stürmer Jiří Smejkal die 60 Minuten.
Mit dem aus Finnland stammenden Nationalcoach Kari Jalonen an der Bande spielte Tschechien ein ähnliches System wie das Gastgeberland. Doch den Finnen ist dieses bereits in Haut und Haare übergegangen – und daher machten sie die Tore. So lauteten im Groben die Kommentare auf tschechischer Seite.
Durch die Niederlage hat sich ergeben, dass Tschechien am Donnerstagnachmittag auf Deutschland trifft. In der Sportberichterstattung wird die DEB-Auswahl hierzulande als recht akzeptabler Gegner gesehen. Denn so sei man um Kanada oder die Schweiz herumgekommen. Und was denken die Spieler selbst?
„Wenn uns jemand vor Beginn der WM gesagt hätte, dass wir gegen die Deutschen spielen, dann hätten wir das sofort genommen. Das Viertelfinale ist das entscheidende Aufeinandertreffen. Und wir haben jetzt die große Chance auf ein Weiterkommen. Aber wir müssen schon unser bestes Eishockey zeigen, um ins Halbfinale einzuziehen“, sagt Stürmer Smejkal, der bei den Lahti Pelicans in der finnischen Liga unter Vertrag steht.
Allerdings hat sich Deutschland einigen Respekt erspielt – unter anderen auch im abschließenden Duell der Vorrunde gegen die Schweiz, als man ein 3:3 erkämpfte und erst im Penalty-Schießen unterlag. In Tschechien wird zudem an das deutsche Olympia-Silber von vor vier Jahren erinnert. Deswegen ist Verteidiger David Sklenička in seinen Aussagen auch etwas zurückhaltender als sein Teamkollege Smejkal:
„Ich würde nicht so jubeln über den Gegner. Alle Teams, die ins Viertelfinale gekommen sind, haben ihre Qualitäten. Wir bereiten uns auf Deutschland genauso vor, wie wenn wir gegen Kanada spielen würden. Mit Sicherheit unterschätzen wir die Begegnung nicht und werden alles geben.“
Dabei spricht die historische Bilanz eindeutig für das seit 1993 eigenständige tschechische Team. Nur einmal musste man sich bei einer WM der DEB-Auswahl beugen, und zwar 2007. Außerdem gab es 2001 noch ein Unentschieden. Ansonsten stehen aber 13 Siege zu Buche, der letzte stammt von 2019. Obwohl Deutschland auch damals eine gute Vorrunde gespielt hatte und mit breiter Brust in die Begegnung ging, gewann Tschechien relativ souverän mit 5:1.
Doch Eishockey-Olympiasieger Martin Procházka warnt vor dem jetzigen deutschen Team. Im Interview für den Sportsender des Tschechischen Rundfunks bezeichnete er es als unangenehmen Gegner:
„Das wird nicht einfach. Die Deutschen haben sowohl in der Abwehr als auch im Angriff sehr erfahrene Spieler. Dann ist auch noch der junge Stürmer Lukas Reichel zum Team gestoßen, der eine große Hilfe für den Angriff ist. Er schießt Tore und bereitet Treffer vor. Und mit Philipp Grubauer haben sie einen hervorragenden Torhüter.“
Zugleich gibt der 50-jährige Ex-Nationalspieler einige Tipps, wie die deutsche Mannschaft besiegt werden könnte…
„Wir müssen häufiger aufs Tor schießen und bei abgewehrten Schüssen nachsetzen. Wir müssen zudem mehr in die Zweikämpfe gehen und so auch Fouls provozieren, damit wir ins Powerplay kommen. Wenn wir stärker auf einen Treffer drängen, dann dürften wir uns auch durchsetzen“, meint Procházka.
Das Viertelfinalduell wird in Helsinki ausgetragen. Das heißt, dass das tschechische Team am Mittwoch von Tampere mit dem Bus in die finnische Hauptstadt reisen musste. Das Eröffnungsbully erfolgt am Donnerstag um 15.20 Uhr.