Hilfe für Obdachlose und Waisen – Adventsmarkt im Malteser Palais
An diesem Sonntag ist es wieder soweit: Mit dem Ersten Advent wird erneut die vorweihnachtliche Zeit eingeläutet. Sie sollte neben Geschenkeinkäufen vor allem auch besinnliche Momente haben. Für die ärmeren Menschen ist das allerdings meist ein frommer Wunsch. Auch deshalb findet von Freitag bis Sonntag bereits zum dritten Mal in Prag ein wohltätiger Adventsmarkt statt. Und zwar am Sitz des Malteserordens auf der Kleinseite. Erstmals wird der Markt vom Stiftungsfonds Act for Others veranstaltet. Ein Gespräch mit Melanie Freifrau von Schilling vom Vorstand des Fonds.
„Also zunächst muss ich sagen: Wir alle, die wir von außerhalb nach Prag gekommen sind und jetzt hier leben, haben schon längere Zeit einen wunderschönen Weihnachtsmarkt vermisst, wie wir ihn von zu Hause kennen. Also einen Weihnachtsmarkt, der hübsch dekoriert ist, gute Musik hat und schöne Ausstellungssachen anbietet. Ein Markt, der eine Gemütlichkeit schafft, wie es sie so in Prag noch nicht gibt. Es gibt den Weihnachtsmarkt auf dem Altstädter Ring, der aber ein sehr konsumentenbezogener Markt ist. Man bekommt dort viel zu essen, aber wenig Handwerkliches geboten. Die dortigen Waren sind eher kitschig. Dazu ist es ein großer Markt in der Kälte, wir aber präsentieren unseren Weihnachtsmarkt im Malteser Palais der Hauptstadt, so dass wir es auch gemütlicher haben. Wir haben diesen Markt organisiert, um nicht nur in Prag gut zu leben, sondern auch Menschen zu unterstützen, denen es nicht so gut geht. Da uns die Malteser dafür ihr schönstes Haus zur Verfügung gestellt haben, war es unserem Fonds auch wichtig, dem Orden etwas zurückzuzahlen. Wir unterstützen demnach ihre Obdachlosenhilfe. Und die zweite Sache, die wir unterstützen, ist das Projekt ‚Chance 4 Children‘ des Rotary Clubs. Die Rotarier sind unsere Schirmherren, und bei ihrem Projekt werden Waisenhäuser in Tschechien unterstützt.“
„Unserer Weihnachtsmarkt soll so sein, wie wir ihn von zu Hause kennen.“
Was unterscheidet denn Ihren Adventsmarkt von den anderen Weihnachtsmärkten in Prag?
„Wir wollen an unseren Ständen besonders das weihnachtliche Handwerk zeigen, wie zum Beispiel die Herstellung von Krippenfiguren oder aber das Backen von Lebkuchen. Das gibt es auf den anderen Märkten viel zu wenig. Zum Zweiten wollen wie auch für schöne Düfte sorgen, beispielsweise durch gebrannte Mandeln oder Stände mit Kerzen. Das sind alles Dinge, die ich schon von Kindheit an mit einem typischen Weihnachtsmarkt verbinde. Dazu gehören auch verschiedene Dekorationen wie Weihnachtskugeln oder Engel. Eines aber ist uns besonders wichtig: Wir wollen nicht nur Produkte aus dem Westen hier herbringen, sondern vor allem jungen, geschickten Tschechen die Möglichkeit geben, sich mit ihrem Handwerk auf unserem Markt zu präsentieren.“
Wo kommen diese Handwerker und Künstler her, die ihr Geschick an den Ständen zeigen? Wie sind Sie an diese Leute herangekommen?„Wir sind sehr viel auf kleine Märkte gegangen, zum Beispiel auf den Designmarkt hinter dem Nationaltheater. Dabei haben wir die Künstler angesprochen, die Dinge fertigen, die uns gut gefallen haben und in unser Konzept passen. Das haben wir vom Stiftungsfonds aber nicht allein gemacht. Wir haben auch viel Hilfe von tschechischen Freunden bekommen, die gerne auf Märkte gehen. Wenn sie meinten, etwas Tolles entdeckt zu haben, sind wir miteinander in Kontakt getreten. Die tschechischen Handwerker und Künstler sind zwar am Anfang sehr unsicher, weil sie unseren Markt im Zweifel noch nicht kennen und so nicht wissen, ob sie dorthin passen. Wir haben aber schon im letzten Jahr eine ganze Gruppe von tschechischen Ausstellern gehabt. Sie waren letztlich begeistert und haben alle gesagt: Wir kommen sehr gern wieder.“
Wer ist eigentlich der Träger des Weihnachtsmarkts? Und wer unterstützt das Ganze finanziell?„Der Träger beziehungsweise Organisator des Weihnachtsmarktes ist die Stiftung ‚Nadační Fond Act for Others‘, die wir dieses Jahr gegründet haben. Der Rotary Club Prague Bohemia wiederum ist unser Schirmherr. Die Mitglieder des Clubs unterstützen uns tatkräftig in Form von Arbeiten, die direkt am Markt erledigt werden müssen. Durch sie werden zum Beispiel die Kassen besetzt. Sie helfen uns mit ihrer Tatkraft, ansonsten organisiert das alles unsere Stiftung selbst. Sie besteht aus sechs Mitgliedern. Dazu haben wir noch ein Advent-Market-Team, das aus neun Mitgliedern besteht. Wir zusammen sind die Organisatoren, die Rotarier indes sind sozusagen unser Schmuck.“
Wie groß ist denn die Fläche des Adventsmarktes, wie viele Stände werden Sie in etwa haben? Und welche davon würden Sie besonders hervorheben wollen?
„Kinderchöre internationaler Schulen werden in verschiedenen Sprachen singen.“
„Dieses Jahr haben wir das Glück, 60Aussteller zu haben. Im vergangenen Jahr waren es so um die 50 Aussteller. Wir sind quasi picke-packe-voll. Wir haben Stände draußen und Tische drinnen in den insgesamt vier Räumlichkeiten. Die Tische werden vorwiegend von den jungen tschechischen Handwerkern genutzt, weil diese sich einen ganzen Stand in der Regel nicht leisten können. Mit den kleinen Tischen können sie erst einmal sehen, wie ihre Sachen bei den Besuchern ankommen. Das Highlight in diesem Jahr sind zweifelsohne die Regensburger Domspatzen. Sie singen zur Eröffnung, worüber wir uns sehr freuen. Abgesehen davon gibt es am Freitag einen Jazzabend, bei dem alle Stände offen haben. Zu uns kommen alle internationalen Schulen mit ihren Kinderchören. Sie werden in verschiedenen Sprachen singen, was eine wahnsinnig schöne Stimmung erzeugt. Wir haben ein Kinderzelt, in dem ein Programm für die Kleinsten geboten wird. Dort kann man Stoffe bedrucken, Keramik bemalen oder an einer Buchvorlesung teilnehmen. Von daher denke ich, dass wir rundum für die ganze Familie ein sehr interessantes Programm zusammengestellt haben.“
Mit wie vielen Gästen rechnen Sie? Und reicht Ihnen die Kapazität, die Ihnen der Malteser Palais bietet?„Im vergangenen Jahr hatten wir an den zweieinhalb Tagen insgesamt 9000 Besucher. Wir rechnen diesmal sogar noch mit mehr – natürlich auch wegen der Regensburger Domspatzen, die nach 103 Jahren das erste Mal wieder in Prag sind. Die Kapazität war schon im letzten Jahr recht knapp und eng. Doch ich sage: Wenn es eng ist, kann es ja auch ganz gemütlich werden.“
Ich will noch einmal auf Ihre Organisation zu sprechen kommen. Der Adventsmarkt läuft über drei Tage, Sie beginnen am frühen Freitagabend und setzen die Veranstaltung am Samstag und am ersten Adventssonntag fort. Wie können Ihre Gäste daran teilhaben? Müssen Sie Eintritt zahlen? Oder soll auf freiwilliger Basis gespendet werden?
„Alles, was wir nach Abzug der Kosten an Geldern einnehmen, kommt zwei wohltätigen Projekten zugute.“
„In diesem Jahr haben wir es so organisiert, dass wir zum ersten Mal Eintrittsgeld verlangen. Wir nennen es karitatives Eintrittsgeld. Im vergangenen Jahr hatten wir zwar 9000 Besucher, haben eine Spendenbox aufgestellt, doch nicht jeder spendet. Wir profitierten im Sinne unserer Begünstigten also nicht von der Menge. Deswegen haben wir das umgestellt. Wir sind der Meinung, dass jeder seinen Beitrag dazu leisten kann. Wir verlangen demnach nun 50 Kronen Eintritt für Gäste ab 14 Jahre, die jüngeren Kinder haben freien Eintritt. Wir glauben, das ist nicht zu viel. Das Eintrittsgeld ist eine Einnahmequelle, eine zweite sind die Standmieten. Einen Teil dieser Mieten müssen wir an den Vermieter der Räume weitergeben, der andere Teil wird gespendet. Die Kosten versuchen wir, mit Hilfe von Sponsorengeldern zu decken. Wir sind deshalb an mehrere große Firmen herangetreten, die uns nun unterstützen. Alles, was wir nach Abzug der Kosten an Geldern einnehmen, kommt unseren zwei Projekten zugute: die Organisation ‚Chance 4 Children‘ und die Obdachlosenhilfe der Malteser.“
Wie gut ist dieser Adventsmarkt eigentlich in Tschechien bekannt?
Der Markt findet von Freitag bis Sonntag (25. bis 27. November) im Palais des Großpriors statt, dem Sitz der Malteser auf der Prager Kleinseite. Die Adresse lautet Velkepřerovské náměstí 4.
„Als wir begonnen haben, diesen Markt in Prag zu etablieren, war die Veranstaltung gewiss ein wenig mehr auf das internationale Publikum gemünzt. Das war allein schon der Tatsache geschuldet, dass wir die internationalen Schulen eingeladen haben, mit ihren Chören auf unserem Adventsmarkt aufzutreten. Mittlerweile aber merke ich, dass auch immer mehr Tschechen zu uns kommen. Anfangs hat dazu die typische Mund-zu-Mund-Propaganda beigetragen. Doch nach und nach hat auch die Presse darüber berichtet, und in diesem Jahr haben wir in unserer Medienkampagne noch eine Schippe draufgelegt. Wir wollen in Tschechien einfach bekannter werden. Deswegen klemmen wir uns jetzt dahinter, dass wir unseren Markt besonders den Tschechen aus Prag und Umgebung näherbringen.“