Übereinkunft gebrochen? Regierung streitet weiter über Treffen mit Dalai Lama
Mittlerweile ist das Treffen von Kulturminister Daniel Herman mit dem Dalai Lama fast zwei Wochen her – aber noch immer wird gestritten. Dabei geht es auch um die offizielle Erklärung der vier höchsten Männer im tschechischen Staat gegenüber China. Am Wochenende hat sich nun der Außenminister in die Debatte eingemischt.
Minister Herman hat aber augenscheinlich die regierungsinterne Zusammenkunft zu China anders wahrgenommen. Der Christdemokrat behauptete am Sonntag, es habe keine verbindliche Absprache gegeben:
„Ich habe mich mit dem Dalai Lama getroffen, weil er ein wichtiger Religionsvertreter ist. Niemand wird meine Kompetenzen beschneiden, und schon gar nicht eine fremde Weltmacht. Nur mir gegenüber muss ich verantworten, wo ich mich mit wem treffe. Ich wiederhole daher: Ich habe deswegen keine Absprache gebrochen, weil ich keine abgeschlossen habe.“
Mittlerweile zeigt sich, dass der Riss mitten durch die Regierungskoalition geht. Verteidigungsminister Martin Stropnický von der Partei Ano stützte am Sonntag die Version Hermans. Demnach fand das Ministertreffen zwar statt, aber ohne konkrete Absprache. Innenminister Milan Chovanec sprang wiederum seinem Parteikollegen Zaorálek bei und sprach von einem Verstoß Hermans.Tatsache ist, dass die vier höchsten Repräsentanten des tschechischen Staates noch am Tag des Treffens von Herman mit dem Dalai Lama eine gemeinsame Erklärung herausgaben. Präsident Zeman, Premier Sobotka und die Chefs der beiden Parlamentskammern versicherten Peking darin, dass Tschechien weiter die Politik eines einheitlichen Chinas respektiere. Und dass die Zusammenkunft mit dem Dalai Lama rein privat gewesen sei. Initiiert wurde die Erklärung von Lubomír Zaorálek.
„Jemand hat klar sagen müssen, dass Tschechien weiter einhält, was es versprochen hat“, so der Außenminister am Sonntag.In der tschechischen Öffentlichkeit hat die Erklärung aber für viel Kritik gesorgt. Die konservative Opposition etwa hält dieses Vorgehen für falsch.
„Die Erklärung war überflüssig und hat den Eindruck fast schon von Servilität gegenüber China vermittelt“, so Petr Gazdík, Vorsitzender von Stan (Bürgermeister und Freie).
Seine Partei will nun im Senat eine Sondersitzung zur Erklärung und der China-Politik initiieren. Dasselbe plant die konservative Top 09 im Abgeordnetenhaus. Kulturminister Daniel Herman sagte, er würde den Dalai Lama wieder im Ministerium empfangen, selbst wenn das geistige Oberhaupt der Tibeter schon kommende Woche erneut nach Prag käme.