Feierstimmung in Prag und Stockholm: Tschechien steht erstmals im Finale des Eurovision Song Contest
Es ist ein unerwarteter Erfolg. Der tschechische Beitrag „I stand“ hat es ins Finale des Eurovision Song Contests in Stockholm geschafft. Der Song kam am Dienstag unter die zehn besten des ersten Halbfinales.
Gabriela Gunčíková ist mit der Musik aufgewachsen. Als Tochter eines Gitarristen hegte sie schon früh den Traum einer Musikkarriere. Im Jahr 2011 bekam sie schließlich die Chance, auf die großen Bühnen zu kommen:
„Mit 17 habe ich mich bei der Castingshow Česko-slovenská Superstar angemeldet. Damals saß ich in meinem Kinderzimmer auf dem Land und wartete auf so eine Möglichkeit. Ich wollte einfach raus und etwas in der Welt bewegen. Bei Česko-slovenská Superstar habe ich dann den zweiten Platz belegt. Das war meine erste Erfahrung mit der Musikbranche.“Gabriela Gunčíková zog es dann auch tatsächlich in die Welt. Sie versuchte sich mit einem gewissen Erfolg an einer Karriere in Amerika. Sie ließ sich von dem Vokalisten Ken Tamplin unterrichten und war zeitweise Teil des Trans-Siberian Orchestra. 2016 kehrte sie schließlich nach Europa zurück und sang im Projekt „Rock meets Classic“ in Deutschland und der Schweiz.
Im März dieses Jahres gab das Tschechische Fernsehen bekannt, dass Gabriela Gunčíková das Land beim Eurovision Song Contest in Stockholm vertreten soll: Für die Sängerin ist die Teilnahme an dem Gesangswettbewerb eine große Ehre:„Der Eurovision Song Contest ist ein weltweit einzigartiges Projekt. Es ist das einzige Projekt, bei dem sich ganz Europa vor der Musik verneigt. Es setzt einen weltweiten Maßstab für das musikalische Schaffen dar. Für die Musik ist der Contest so etwas wie die Olympischen Spiele oder der Europapokal. Ich wünsche mir, dass der Wettbewerb auch hier populärer wird. Ich habe einen großen Respekt vor der langen Geschichte und der Qualität des Eurovision Song Contests.“
Damit spricht Gabriela Gunčíková das größte Problem des Eurovision Song Contests in Tschechien an – er ist einfach nicht populär. Tschechien nimmt seit dem Jahr 2007 an dem Ereignis teil, obwohl es bereits seit 1993 Mitglied der EBU, der Europäischen Rundfunk Union, ist. Das Land debütierte mit einem Beitrag der Kneipen-Rockband Kabát und belegte bei dieser Premiere den letzten Platz. In den Folgejahren war die Bilanz der tschechischen Musiker nicht besser.Allein mit dem Einzug in das Finale hat Gabriela Gunčíková die tschechische Pechsträhne vorerst beendet. Sie hatte schon bei der Generalprobe ein gutes Gefühl:
Als sie in Stockholm das erste Mal auf der Bühne gestanden sei, habe sie von ihrem eigenen Song Gänsehaut bekommen. Sie hoffe, dass es dem Publikum und den Zuschauern genauso gehen werde, sagte sie.Gabriela Gunčíková hofft nun auf mehr im Finale am Samstag. Sie muss sich aber gegen eine starke Konkurrenz durchsetzen. Favorisiert sind in diesem Jahr die Künstler aus Russland, der Ukraine und Frankreich.