Tschechien gedenkt an Weltkriegsende: Politiker, Kriegsveteranen und Straßenfeste
Tschechien und Europa feiern. Vor 71 Jahren wurde der größte Kriegskonflikt auf dem Kontinent beendet. In Tschechien fanden am Sonntag an vielen Orten Gedenkveranstaltungen und Feiern statt, mehrere Tausend Menschen nahmen daran teil. Die Politiker des Landes mit Präsident Zeman an der Spitze kamen am Nationaldenkmal auf dem Vítkov-Hügel in Prag zusammen.
Jaroslav Klemeš ist der letzte noch lebende Fallschirmspringer, der aus England ins Protektorat Böhmen und Mähren abgesetzt wurde. Den 8. Mai 1945 verbrachte er an einer Sendestation in einer Villa im Prager Stadtteil Kobylisy:
„Ich habe am 8. Mai 1945 aus Prag gesendet. Ich war mit London in Verbindung, das war meine Arbeit. Auch wenn der Krieg bereits zu Ende war, musste ich senden, denn es gab viele Interessenten an den Sendungen. Zum Beispiel die tschechoslowakischen Flieger wollten ihren Familien bekannt geben, dass sie am Leben sind, und auch über weitere persönliche Sachen wurde berichtet.“In Tschechien leben derzeit ungefähr 700 Kriegsveteranen, sie sind meist über 90 Jahre alt. Vor einem Jahr waren es noch 1000 Menschen.
Präsident Miloš Zeman hat anlässlich des Staatsfeiertages auf der Prager Burg elf neue Generäle ernannt. Der höchste Dienstgrad des Armeegeneral wurde dem Generalstabschef der Tschechischen Armee Josef Bečvář verliehen. Polizeipräsident Tomáš Tuhý und der Direktor der Feuerwehr, Drahoslav Ryba, wurden in den Rang des Generalmajors erhoben.
An mehreren Orten Tschechiens wurden Befreiungsfeiern veranstaltet. In Plzeň / Pilsen fand die traditionelle Friedensfahrt (Ride of Freedom) statt. Etwa 5000 Bewohner begrüßten dabei am Samstag 13 amerikanische und belgische Kriegsveteranen. Sie nahmen an der Befreiung der Stadt 1945 teil. Die Militärparade Convoy of Liberty wurde nach zwanzig Jahren nicht mehr offiziell von der Stadt veranstaltet, sondern in einem kleineren Umfang von Militärklubs organisiert. In Olomouc / Olmütz wurden die Kämpfe vom Mai 1945 und die Befreiung durch die Rote Armee nachgestellt. In Liberec / Reichenberg pflanzte man am Siegestag eine sogenannte Birke von Lidice. Es handelt sich um den Ableger eines Obstbaumes, der als einziger die Zerstörung der Gemeinde Lidice 1942 überlebt hatte. Er gilt heute als Symbol der Hoffnung.