Tschechiens Biathlon-Verband will Weltcup öfter ausrichten

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Das vergangene Jahr war für die tschechischen Sportfans gespickt mit Highlights im eigenen Land. Neben der grandiosen Eishockey-WM, der U21-Fußball-EM, der Leichtathletik-Hallen-EM und dem Finale des Fed Cups im Damentennis wurden hier auch zwei weitere erstklassige Veranstaltungen ausgetragen: der Weltcup im Biathlon und der Grand Prix zur Motorrad-WM. Diese beiden Events waren weltweit die jeweils bestbesuchten Veranstaltungen in der entsprechenden Sportart. Dennoch haben es der Biathlon-Weltcup in Nové Město na Moravě wie auch der Motorrad-Grand Prix in Brno / Brünn immer wieder schwer, sich im internationalen Rennkalender zu etablieren.

Biathlon in Nové Město na Moravě  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Es ist mittlerweile schon ein Ritual: Wenn die Biathleten am Schießstand in Aktion treten, dann werden sie bejubelt wie Popstars. Vor allem wenn es sich um die Athletinnen und Athleten des Gastgeberlandes handelt und diese auch jeden Schuss ins Schwarze setzen. Das Gemisch aus Schnellkraft, Ausdauer und Siegeswillen in der Loipe sowie Coolness und Treffsicherheit am Schießstand fasziniert seit Jahren die Fans. Vor allem in Deutschland, doch seit mindestens drei Jahren auch in ganz Tschechien. Eindeutiger Beleg dafür sind die hervorragend organisierte WM von 2013 und der vorjährige Weltcup in Nové Město na Moravě, den an den drei Wettkampftagen insgesamt 100.400 Zuschauer besuchten. Das ist bis heute einsamer Rekord. Dennoch haben die emsigen Organisatoren aus der mährischen Kleinstadt damit noch keinen Freibrief für eine alljährliche Berücksichtigung im Weltcup-Terminkalender. Im Gegenteil, neben sieben auserwählten Biathlon-Veranstaltern, von denen mit Oberhof und Ruhpolding gleich zwei aus Deutschland kommen, gibt es nur noch zwei freie Plätze für die beiden übrigen Weltcup-Rennen. Und die werden alternativ besetzt, wobei sich Nové Město na Moravě unter anderem mit dem slowenischen Pokljuka, dem finnischen Kontiolahti und dem französischen Annecy um die freien Plätze streiten muss. In dieser Saison hat nur Pokljuka den Zuschlag bekommen. Der Grund ist der, dass der Weltcup-Zirkus diesmal auch auf dem nordamerikanischen Kontinent Station macht, und zwar im kanadischen Canmore und im amerikanischen Presque Isle. Die Weltcup-Punkte in Oslo wiederum werden im Rahmen der dort stattfindenden WM vergeben.

Jiří Hamza  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
In Tschechien, wo spätestens seit den fünf olympischen Medaillen von Sotschi 2014 ein regelrechter Biathlon-Boom herrscht, will man aber nicht klein beigeben. Man werde sich auf Dauer nicht mit der Rolle des besten Alternativ-Veranstalters begnügen, betont der Chef des Biathlon-Verbandes, Jiří Hamza:

„Wir wollen erreichen, dass der Weltcup entweder um eine komplette Veranstaltung erweitert wird oder aber dass wir als eine Art Libero fungieren. Das heißt, wir wollen ein Rennwochenende anstelle von Pokljuka, Östersund oder einem anderen Weltcup-Ort ausrichten. Trotz unserer sichtbaren Erfolge haben wir leider manchmal das Gefühl, dass die Weltelite auf den tschechischen Biathlon wie auf ein unerwünschtes Kind herabschaut.“

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Zugleich gesteht Hamza, dass aus dem Blickwinkel des Marketings der tschechische Markt für die den Biathlon unterstützenden Firmen nicht besonders interessant sei. Tschechien sei ein relativ kleines Land, und die großen Marketingpartner für die globale Präsentation dieses Wintersports kämen vor allem aus Deutschland (BMW, Viessmann, e.on, DKB), ergänzt Hamza. Dennoch wäre es wegen der extrem gestiegenen Popularität des Biathlons in Tschechien eine Sünde, wenn man hierzulande die internationalen Rennen nur im Fernsehen verfolgen könnte, bemerkt der Verbandschef:

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„Es ist notwendig, auch Rennen bei uns auszutragen. Allein schon, damit auch unsere Fans ihre Verbundenheit mit diesem Sport offen zeigen können. Damit sie eine Weltcup-Veranstaltung aus nächster Nähe erleben und dazu auch ihre Geschäftspartner mit an die Strecke bringen können. Das ist sehr wichtig.“

Jiří Hamza weiß, wovon er spricht. Nur dem unaufhaltsamen Engagement des ehemaligen Biathleten und seiner vielen Helfer in und um Nové Město na Moravě ist es zu verdanken, dass es inzwischen auch auf der Böhmisch-Mährischen Höhe ein schmuckes Biathlonareal von internationalem Niveau gibt. Und weil die hiesigen Organisatoren nichts dem Zufall überlassen, haben sie bereits jetzt einen riesigen Speicher mit Kunstschnee angefüllt, um den für Dezember terminierten Weltcup der nächsten Saison austragen zu können. Der Speicherbehälter kann bis zu 60.000 Kubikmeter Kunstschnee aufnehmen. Tschechiens dreifacher Medaillengewinner bei den Winterspielen in Sotschi, Ondřej Moravec, aber wünscht sich die natürliche Variante:

Ondřej Moravec  (Foto: ČTK)
„Ich hoffe, es wird im Dezember Schnee geben. Es ist möglicherweise schon eine Art Schreckgespenst, aber das Klima in der Welt spielt immer öfter verrückt. Als ich mir im Fernsehen noch vor kurzem die Wettbewerbe im Alpin-Ski oder im Skispringen angeschaut habe, gab es um die Sportanlagen herum keinen Schnee. Wir werden wohl eines Tages Biathlon in einem Tunnel austragen müssen. Ich hoffe aber, dass ich das nicht mehr erleben werde“, sagt Moravec mit einem verschmitzten Lächeln.

Gut lachen hat derzeit auch die tschechische Vorzeigeathletin im Biathlon, Gabriela Soukalová. Beim jüngsten Weltcup im oberbayerischen Ruhpolding gewann sie am vergangenen Samstag das Massenstart-Rennen, wodurch sie ihren Vorsprung als Führende des Gesamt-Weltcups auf 73 Punkte ausgebaut hat. Für die 26-Jährige war es zudem der zehnte Weltcup-Einzelsieg ihrer Karriere. Den Grundstein dafür legte sie im Schießen, bei dem sie als einzige in der Konkurrenz keine Fahrkarte schoss. In der wegen des ständigen Schneefalls ziemlich stumpfen Loipe musste sie allerdings hart kämpfen, um ihre Widersacherinnen in Schach zu halten. Zudem war Soukalová gesundheitlich angeschlagen in das Rennen gegangen. Doch sie siegte – auch wegen der Fans:

Gabriela Soukalová  (Foto: ČTK)
„Ich habe mir gesagt: Wegen der großen Zahl von tschechischen Biathlonfans, die hierhergekommen sind, um uns zu unterstützen, muss ich das Letzte aus mit herausholen. Ich muss ihnen die Freude machen, einen Sieg bejubeln zu können. Ich danke allen, die da waren, es war einfach herrlich, an der gesamten Strecke die tschechischen Anfeuerungsrufe zu hören.“

Auch dies ist sicher ein weiteres Argument, das für die regelmäßigere Austragung eines Biathlon-Weltcups in Tschechien spricht.


Veranstalter und Promotor besiegeln weitere fünf Jahre WM-Grand-Prix in Brünn

Automotodrom Brünn  (Foto: CzechTourism)
Der tschechische Grand Prix in Brno / Brünn gilt als eine der attraktivsten Veranstaltungen der Motorrad-WM. Jedes Jahr wird er von über 200.000 Zuschauern besucht, im vorigen Jahr wurde am Rennwochenende sogar ein neuer Besucherrekord von 250.000 Fans registriert. Trotzdem stand gerade der WM-Renntag im vergangenen August lange Zeit auf der Kippe. Hintergrund ist, dass der Veranstalter, das Automotodrom Brünn, noch offene Schulden beim Promoter der Rennserie hatte – der spanischen Firma Dorna. Quasi in letzter Minute kam es noch zu einer Einigung, weil sich besonders die Ministerin für Bildung und Sport, Kateřina Valachová (Partei Ano), für den Erhalt des Rennens eingesetzt hat. Dies sei aus guten und nachvollziehbaren Gründen geschehen, findet der Sprecher des Autodroms, Jiří Smetana:

Jiří Smetana  (Foto: ČT24)
„Es ist eines der größten Sportereignisse im Land, es hat eine enorme TV-Sehbeteiligung in der ganzen Welt und macht daher eine ebenso weltweite wie gute Werbung für die Tschechische Republik, die Stadt Brünn und den Kreis Südmähren. Und besonders hervorheben möchte ich: Die Steuereinnahmen, die der Staat aus all dem generiert, was mit dem Grand Prix zusammenhängt, sind um ein Mehrfaches höher als die Renngebühr, die an den Promoter zu entrichten ist.“

Damit meinte Smetana in erster Linie die Einnahmen, die Hoteliers und Gastronomen in Brünn und Umgebung am jeweiligen Rennwochenende erzielen:

„Wir wurden von vielen Hoteliers dahingehend informiert, dass sie das ganze Jahr über lediglich kostendeckend wirtschaften, der Grand Prix ihnen aber das große Geschäft bringt. Zum einen, weil sie wegen der enormen Nachfrage die Preise erhöhen können, und zum anderen weil sie laut dem Portal booking.com in dieser Zeit zu 98 Prozent ausgelastet sind.“

Foto: CzechTourism
Mittlerweile haben neben den Rennsportorganisatoren in Brünn auch die Vertreter der Landes-, Regional- und Kommunalpolitik erkannt, dass die Ausrichtung dieser Motorradrennsport-Veranstaltung mehr Vor- als Nachteile hat. Deshalb wollen sie ab sofort nicht nur die wichtigen Zuschüsse zum Erhalt des Rennens zahlen, sondern auch gemeinsam als Veranstalter auftreten. Dazu haben die Stadt Brünn und der Kreis Südmähren extra einen Verein gegründet. Dieser Verein hat am Montag vergangener Woche den entsprechenden Vertrag mit Promotor Dorna für die nächsten fünf Jahre unterzeichnet. In diesem Jahr müssen die Motorsportfans also nicht befürchten, dass ihre beliebte Pilgerfahrt zum Brünner Automotodrom eventuell ausfallen könnte. Im Gegenteil: Der Kartenvorverkauf für das WM-Rennen am 21. August soll schon bald beginnen.

Autor: Lothar Martin
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