CNN: Nach Zemans Affront sind griechisch-tschechische Beziehungen am Gefrierpunkt

Miloš Zeman (Foto: Archiv des Präsidentenbüros)

Präsident Miloš Zeman polarisiert. Das weiß man in Tschechien spätestens seit dem jüngsten Jahrestag der Samtenen Revolution, als er bei einer Kundgebung Seite an Seite mit Extremisten auftrat. Das Staatsoberhaupt vollzieht wiederholt aber auch außenpolitische Fehltritte. Den (vorerst) letzten machte er vor acht Tagen bei einem Interview in der Slowakei. Das Thema war der Euro, der vom 71-Jährigen Gescholtene das EU-Mitglied Griechenland.

Miloš Zeman  (Foto: Archiv des Präsidentenbüros)
Tschechiens Präsident Zeman hat im zurückliegenden Jahr nie einen Zweifel daran gelassen, dass er den Grexit befürwortet. Mit anderen Worten: Er hätte sich darüber gefreut, wenn die europäische Währungsgemeinschaft ihr Sorgenkind, EU-Mitglied Griechenland, wegen dessen fiskalpolitischen Verfehlungen aus der Eurozone verbannt hätte. Vor einer Woche hat er in seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Mittelmeerstaat noch eins draufgesetzt. Eva Žižková von der griechischen Botschaft in Prag:

„Konkret geht es um sein Interview für die slowakische Presseagentur TASR vom 15. Dezember. Dabei hat der Präsident unter anderem davon gesprochen, dass die Tschechische Republik den Euro gleich am ersten Tag einführen würde, nachdem Griechenland aus der Währungsgemeinschaft ausscheidet.“

Griechische Botschaft in Prag  (Foto: Google Street View)
Als Reaktion auf diese Äußerungen von Zeman hat die griechische Regierung zu Beginn dieser Woche ihren Botschafter aus Prag einberufen. Ein Sprecher des griechischen Außenministeriums teilte mit, man habe den Botschafter wegen Zemans „inakzeptabler Erklärungen“ zu Konsultationen nach Athen bestellt. Und vom Ressortchef selbst hieß es, so gehe man nicht mit Partnern um. Tschechien sei auch dank der Zustimmung Griechenlands im Jahr 2004 zu einem EU-Mitglied geworden, erinnerte man aus Athen.

Mit einer derart deutlichen Reaktion aus Europas Süden hatte man in Prag offenbar nicht gerechnet. Zeman selbst erklärte sich dazu nicht, sondern schickte seinen Sprecher Jiří Ovčáček vor:

Hynek Kmoníček  (Foto: Public Domain)
„Was den Schritt der griechischen Seite anbelangt, den werden wir im Augenblick aus politischen Gründen nicht kommentieren. Auf jeden Fall aber möchte ich betonen: Der Präsident hält an seiner Meinung bezüglich der Euro-Einführung in Tschechien, die er schon mehrfach geäußert hat, fest. Er wird daran festhalten und seine Meinung dazu auch weiter öffentlich kundtun.“

Aus der Präsidialkanzlei war ferner zu hören, man wundere sich etwas darüber, weshalb man in Athen erst nach einer Woche auf Zemans Äußerung öffentlich reagiere. Derweil bestätigte der Direktor der außenpolitischen Abteilung der Kanzlei, Hynek Kmoníček, dass der griechische Botschafter in Tschechien bei ihm eine Beschwerde in dieser Angelegenheit vorgebracht habe – allerdings mündlich und nicht in schriftlicher Form. Das Außenministerium in Athen verwies indes darauf, dass man den Auftritt des Botschafters in der Präsidialkanzlei als ein Signal an die tschechische Seite verstanden habe, sich in dieser Sache zu äußern. Weil aber aus Prag nichts dergleichen zu hören war, habe man sich nun für die Einberufung des Botschafters zu Konsultationen in Athen entschieden, bedeutete die griechische Seite.

Dem TV-Sender CNN Greece zufolge seien die griechisch-tschechischen Beziehungen nach Zemans Äußerungen gegenwärtig am „Gefrierpunkt“ angelangt. Mit der Abbestellung des Botschafters seien es sogar die schlechtesten Beziehungen zwischen beiden Ländern überhaupt, hieß es.

Tschechiens Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) hat die Äußerungen von Präsident Zeman inzwischen kritisiert. Andererseits bezeichnete er den Schritt der griechischen Seite als eine überflüssige Geste. Man nimmt sie aber ernst. Für Mittwoch hatte Außenminister Lubomír Zaorálek ein Telefonat mit seinem griechischen Amtskollegen vereinbart, um die Wogen zu glätten. In Prag ist man sich indes bewusst: Solange das Staatsoberhaupt Miloš Zeman heißt, wird man außenpolitisch immer Mühe haben, einen gradlinigen Kurs zu fahren.