Wirtschafts-Wochenrücklick: 2. - 8. Dezember 2015

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In der vergangenen Woche wurden wieder neue interessante Fakten aus der tschechische Wirtschaft publik, unter anderem über die Konjunktursignale, die die Wirtschaft derzeit aussendet, oder den Börseneinstieg des Getränkeherstellers Kofola. Die ausführlichen Informationen dazu sind im aktuellen WirtschaftsCzech zusammengefasst, es sind Meldungen vom 2. bis 8. Dezember 2015.

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Aus der tschechischen Wirtschaft kommen unterschiedliche Konjunktursignale: Während die Industrieproduktion wieder gestiegen ist, gab es im Bauwesen einen Einbruch. Dies geht aus weiteren Daten des Tschechischen Statistikamtes für Oktober hervor, die am Montag veröffentlicht wurden.

Den Daten nach stiegen die Umsätze der Industrie im Oktober um 3,8 Prozent im Jahresvergleich. Größtes Zugpferd war dabei die Autoindustrie, die gleich um 19 Prozent zulegte. Im September hatte hingegen in der Industrie nur ein Plus von 1,0 Prozent zu Buche gestanden. Wie der Chefökonom der Raiffeisenbank, Michal Brožek, sagte, habe die Industrie das nachgeholt, was sie im August und September versäumt habe. Und auch wegen der sich verschlechternden Daten aus der deutschen Industrie sei die Entwicklung in Tschechien erfreulich, so Brožek.

Michal Kozub  (Foto: Archiv Home Credit Bank)
Negative Signale kommen hingegen aus dem Bauwesen. Dort gab es einen Rückgang um 1,3 Prozent, im September war noch ein Zuwachs um 1,3 Prozent ermittelt worden. Wirtschaftsanalytiker Michal Kozub von Homecredit bezeichnete das Ergebnis als „leichte Abkühlung“ in einer Phase starken Wachstums. Der Blick auf die Zahl der Baugenehmigungen spreche hingegen von einer Fortsetzung des Wachstums.


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Die Arbeitgeber in Tschechien werden aller Voraussicht nach im ersten Quartal des nächsten Jahres auf in etwa die gleiche Zahl an Beschäftigten zurückgreifen wie es gegenwärtig der Fall ist. Rund sieben Prozent der Firmen wollen ab Januar 2016 weitere Arbeitskräfte einstellen, doch ebenso sieben Prozent der Unternehmen planen mit einem Abbau von Arbeitsplätzen. Das geht aus einer Arbeitsmarktstudie von Manpower Index hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. An der von der Arbeitsvermittlungsagentur Manpower durchgeführten Umfrage nahmen 750 tschechische Firmen teil.

Jaroslava Rezlerová  (Foto: ČT24)
Im ersten Quartal des nächsten Jahres wird in der Regel diese Prämisse gelten: Große Firmen werden neue Arbeitnehmer einstellen, kleinere Unternehmen hingegen Arbeitskräfte einsparen. Insgesamt 85 Prozent der Firmen rechnet mit keiner Veränderung der internen Beschäftigungssituation. Im zurückliegenden Quartal planten fünf Prozent der Firmen mit der Entlassung von Angestellten, sechs Prozent hingegen wollten die Zahl ihrer Arbeitsplätze erhöhen.

„Die Nachricht, dass es keine großen Schwankungen auf dem Arbeitsmarkt geben wird, ist positiv. Die Erwerbslosigkeit in Tschechien geht weiter zurück, sie ist die zweitniedrigste in Europa. Das ist eine sehr gute Nachricht für Menschen, die Arbeit suchen“, sagte die Generaldirektorin der ManpowerGroup für Tschechien und die Slowakei, Jaroslava Rezlerová, zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.


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Die deutsche Discounterkette Lidl will ihr Geschäft in Tschechien weiter ausbauen. In den kommenden drei Jahren werden 9 Milliarden Kronen (330 Millionen Euro) in den Bau neuer Filialen, in Lagerflächen und in die Modernisierung bestehender Läden investiert. Dies teilten Vertreter der Kette am Freitag auf einer Pressekonferenz mit.

Bis 2018 will die Firma viele der bestehenden Filialen renovieren. In den kommenden Jahren sollen zudem rund 1500 neue Arbeitsplätze entstehen. Ihre bisher letzte neue Filiale hat die Discounterkette erst am Montag (7. Dezember) im mittelböhmischen Beroun eröffnet.

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Lidl kam 2003 als die letzte der großen Supermarktketten nach Tschechien. 2013 beschäftigte das Unternehmen in Tschechien 4343 Menschen. Der Gewinn der Firma stieg im Finanzjahr 2013/2014 um 13 Prozent auf 1,73 Milliarden Kronen (64 Millionen Euro).


Deutsche und österreichische Reisebüros gewinnen immer mehr Kunden in Tschechien. In diesem Jahr gab es bei den Buchungen einen Zuwachs von zwölf Prozent. Darüber informierte die Presseagentur ČTK am Mittwoch unter Berufung auf die Daten der Tourismus-Agentur Dovolena.cz.

Das deutsche Reiseunternehmen FTI verkauft Jahr für Jahr mehr Reisen in Tschechien. In Zukunft will FTI daher auch mehr tschechische Mitarbeiter in die beliebten Urlaubsorte entsenden. Die Zahl der tschechischen Urlauber in der Dominikanischen Republik, in Spanien oder der Türkei ist für den Reiseveranstalter so bedeutend, dass es sich lohnt, dort tschechisch sprechende Vertreter einzusetzen. Dies teilte der Direktor der FTI Group für Marketing und Business Development, Klaus Wimmer, mit.

Mallorca  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Mehrere Reiseveranstalter bieten inzwischen Flüge aus Prag an. Neben FTI und deren Tochtergesellschaft 5vorFlug sind es auch die Schauinsland Reisen. Mehrheitlich fliegen die Klienten der deutschen und österreichischen Reiseunternehmen jedoch von den Flughäfen in Wien, Dresden, München und Frankfurt ab.


Foto: Archiv Kofola
Kofola geht an die Börse. Am vergangenen Mittwoch wurden die Aktien des Getränkeherstellers erstmals an der Prager Börse gehandelt. In dieser Woche sollte der Wertpapierhandel in Warschau hinzukommen. Kofola ist ein Familienunternehmen, das auf der Herstellung und dem Vertrieb eines einst kommunistischen Coca-Cola-Imitats aufgebaut wurde.

Der Startpreis einer Kofola-Aktie lag bei 510 Kronen (18,9 Euro), am Mittwoch verzeichneten die Wertpapiere einen Zuwachs von 0,97 Prozent. Insgesamt hat Kofola 1,5 Millionen Aktien an die Börse gegeben. Das sind knapp sieben Prozent aller Aktien. Der Emissionswert aller Wertpapiere, deren Mehrheit die Familie des Firmeneigners Jannis Samaras hält, wird auf 11,2 Milliarden Kronen (415 Millionen Euro) geschätzt.

Foto: lukewarmdog,  CC BY-NC-ND 2.0
Kofola wurde 1959 als Konkurrenzprodukt zu den in der kommunistischen Tschechoslowakei nicht erhältlichen Weltmarken Coca-Cola und Pepsi erfunden. 2002 übernahm die Familie Samaras die Marke inklusive der Originalrezeptur und hat seitdem auch großen Erfolg. Produziert wird mittlerweile an acht Standorten in Polen, Tschechien, Slowenien, Russland und in der Slowakei. Neben dem Softdrink Kofola gehören auch die Saftmarken Jupí und Jupík, der Energy-Drink Semtex und die Getränkemarken Chito, Top Topic und Citro Cola zum Portfolio. Kofola beschäftigt insgesamt 2300 Menschen, etwa 700 davon in Tschechien.