Täglicher Nachrichtenüberblick
Schwarzenberg gibt Parteivorsitz ab – Kein Rückzug aus Politik
Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg wird nicht mehr für Vorsitz der Top 09 kandidieren. Dies teilte der 77-Jährige am Montag nach einem Treffen des Parteivorstands in Český Krumlov / Böhmisch Krummau mit. Zugleich kündigte Schwarzenberg an, die konservative Oppositionspartei als Prager Spitzenkandidat in die nächsten Wahlen zum Abgeordnetenhaus zu führen. Als Grund für den Teilrückzug nannte der frühere Präsidentschaftskandidat den schleichenden Verlust seines Gehörs. Dennoch habe er weiterhin Lust, Politik zu machen. Der derzeitige Finanzminister Andrej Babiš und Präsident Miloš Zeman „motivierten ihn sehr stark“, so Schwarzenberg weiter. Der Politiker steht seit der Gründung im Jahr 2009 an der Spitze der Partei Top 09. Der neue Vorstand wird beim Parteitag im November gewählt. Als besten Kandidaten für seine Nachfolge bezeichnete Schwarzenberg seinen derzeitigen Stellvertreter Miroslav Kalousek.
Flüchtlingskrise: Tschechien schickt Soldaten zum Grenzschutz nach Ungarn
Die tschechische Regierung schickt 25 Soldaten und Techniker nach Ungarn, die bei der Überwachung der Schengengrenze helfen sollen. Wie Verteidigungsminister Martin Stropnický (Ano-Partei) am Montag mitteilte, hat das Kabinett den zweimonatigen Einsatz der Grenzschutzspezialisten gebilligt. Die Mission dauert vom 15. Oktober bis zum 15. Dezember. Laut Stropnický ist danach eine Verlängerung möglich. Zugleich erteilte die Regierung Innenminister Milan Chovanec (Sozialdemokraten) das Mandat für das Treffen der EU-Innenminister, das am kommenden Donnerstag in Luxemburg stattfindet. Chovanec sagte vor Journalisten, Tschechien lehne eine Verteilung von Flüchtlingen nach einem dauerhaften Quotenmechanismus weiterhin ab.
Chef der Burgwache nach „Unterhosenaffäre“ entlassen
Der Chef der Prager Burgwache, Radim Studený, muss nach der Unterhosenaffäre seinen Hut nehmen. Dies teilte der Sprecher von Staatspräsident Miloš Zeman am Montag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Nach der Abberufung von Zemans oberstem Personenschützer Petr Dongres ist es bereits die zweite Entlassung nach der Aktion der Künstlergruppe Ztohoven. Weitere Personalwechsel seien nicht ausgeschlossen, hieß es am Montag von Seiten der Burg. Zwei als Schornsteinfeger verkleidete Mitglieder hatten im September die offizielle Präsidentenflagge auf der Prager Burg eingeholt und stattdessen eine rote Unterhose von gewaltigen Ausmaßen gehisst. Der Protest richtet sich gegen den „plebejischen“ Politikstil von Staatspräsident Zeman sowie dessen Nähe zu den Machthabern in Russland und China.
Polizei startet Aktion gegen Alkoholabgabe an Jugendliche
Die tschechische Polizei will mit einer dreimonatigen Kontrollaktion den Alkoholkonsum von Jugendlichen bekämpfen. Wie am Montag bekannt wurde, werden Polizeibeamte ab kommendem Freitag in hunderten Restaurants und Kneipen prüfen, ob die Jugendschutzgesetze eingehalten werden. Laut dem Chef der tschechischen Ordnungspolizei, Martin Hrinka, stehen dabei vor allem Restaurants im Fokus, in denen bereits in der Vergangenheit Bier und Spirituosen an Jugendliche ausgeschenkt wurden. Laut einer Studie der OECD haben bereits 94 Prozent aller 15-jährigen Tschechen Erfahrungen mit Alkohol gemacht, damit ist Tschechien Schlusslicht in Europa. Ein Viertel der Jugendlichen in diesem Alter trinkt laut OECD regelmäßig Alkohol.
Neuer AfD-Chef in Bayern ist tschechischer Emigrant aus Olmütz
Ein Emigrant aus dem mährischen Olomouc / Olmütz steht an der Spitze des bayerischen Landesvorbands der Alternative für Deutschland (AfD). Wie ein Parteisprecher am Sonntag mitteilte, wurde der Unternehmensberater und Publizist Petr Bystroň bei der Verbandstagung am Wochenende mit 285 Stimmen zum Vorsitzenden gewählt. Obwohl er selbst Einwanderer ist, bezeichnet Bystroň die Begrenzung der Zuwanderung in Deutschland als eine der wichtigsten Prioritäten seiner Politik. Der 44-Jährige studierte Ökonomie und internationale Beziehungen an der Hochschule für Politik und der LMU in München. Er kam 1987 nach Deutschland, als er im Alter von 16 Jahren gemeinsam mit seinen Eltern aus Olomouc emigrierte.
Havel-Stiftung zeichnet Historiker Snyder aus
Der Historiker Timothy Snyder hat am Montag in Prag den Preis der Stiftung Vize 97 erhalten. Überreicht wurde die Auszeichnung am 79. Geburtstag des verstorbenen Stiftungsgründers Václav Havel von dessen Witwe Dagmar Havel. Snyder lehrt in Yale und widmet sich vor allem der Geschichte Mittel- und Osteuropas und dem Holocaust. Große Bekanntheit erlangte er mit seinem Werk „Bloodlands“. Mit der Preisverleihung gibt die Havel-Stiftung auch einen neuen Sammelband Snyders auf Tschechisch heraus.
Analyse: Tschechiens Wissenschaft hinkt bei praktischer Umsetzung in der Industrie hinterher
Die tschechische Wissenschaft hinkt bei der Anwendung ihrer Forschungsergebnisse in der Industrie hinterher. Zudem arbeiten die Wissenschaftler wenig zusammen, das Verwaltungssystem und die Finanzierung der Wissenschaft sind zersplittert. Das geht aus der Analyse zum Stand von Forschung, Entwicklung und Innovation in Tschechien im Jahr 2014 hervor.
Am vergangenen Mittwoch hat die Regierung über Wissenschaft und Forschung verhandelt. Dabei wurde festgestellt, dass aus öffentlichen Quellen vergangenes Jahr 35 Milliarden Kronen (ca. 1,3 Milliarden Euro) in diesen Bereich geflossen sind, davon 26 Milliarden Kronen (ca. 950.000 Euro) aus dem Staatshaushalt. Die übrigen Gelder kamen aus europäischen Fonds. Das System der Finanzierung sei jedoch kompliziert und unübersichtlich, heißt es in dem Jahresbericht. Als positiv eingestuft wurde die Tatsache, dass Tschechien über wissenschaftliche Spitzenkräfte wie auch ein qualitativ gutes wissenschaftliches Umfeld verfüge. Zudem haben die Qualität der fachlichen Publikationen und die internationale Zusammenarbeit zugenommen.
Zeitung „E15“: Österreichische Meinl Bank verlässt tschechischen Markt
Nach nur knapp drei Jahren hat die Prager Filiale der privaten österreichischen Meinl Bank ihren Betrieb eingestellt. Hintergrund sind laut einer Meldung der tschechischen Gratiszeitung „E15“ vom Montag Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung. Demnach stehen zwei Topmanager, darunter auch Bankhauschef Peter Weinzierl unter dem Verdacht der gefälschten Buchführung. Die Meinl Bank ist Anfang 2013 in den tschechischen Markt eingetreten und wollte ihre Dienste überwiegend wohlhabenden Bürgern aus Tschechien, Russland und der Ukraine anbieten. Am 30. September diesen Jahres wurde die Prager Filiale aus dem tschechischen Handelsregister gestrichen.
Tennis: Tomáš Berdych gewinnt Turnier in Shenzhen
Tomáš Berdych hat das Tennisturnier im chinesischen Shenzhen gewonnen. Im Finale bezwang der Tscheche am Montag den Spanier Guillermo Garcia-López in zwei Sätzen mit 6:3 und 7:6. Besonders aufregend und spannend war vor allem der zweite Satz, in dem Berdych einen 0:3-Rückstand wettmachte und sich anschließend im Tiebreak mit 9:7 behauptete. Der Weltranglisten-Fünfte aus Valašské Meziříčí hat damit sein erstes ATP-Turnier in dieser Saison gewonnen. Insgesamt hat der 30-Jährige, der seit Sommer verheiratet ist, jetzt elf Turniersiege auf seinem Konto.
Fußball: Sparta Prag und Pilsen weiter Kopf an Kopf an Tabellenspitze
Am 9. Spieltag der tschechischen Synot Liga im Fußball hat Sparta Prag die Tabellenführung verteidigt. Die Prager bezwangen am Sonntag den 1. FC Slovácko vor eigenem Publikum mit 4:0. Punktgleicher Tabellen-Zweiter bleibt Titelverteidiger Viktoria Pilsen, der sein Auswärtsspiel in Jihlava / Iglau mit 4:2 gewann. Und auch das dritte Team, das Tschechien in der Europa League vertritt, war am Sonntag erfolgreich: Slovan Liberec besiegte Bohemians 1905 Prag zu Hause mit 3:1. Die Nordböhmen liegen damit weiter mit zwei Punkten Rückstand auf das Führungsduo auf Platz drei der Tabelle. Im vierten Sonntagsspiel trennten sich Slavia Prag und Dukla Prag mit 1:1.
Außerdem spielten: Ostrava – Olomouc 1:0, Mladá Boleslav – Příbram 4:0, Brünn – Teplice 0:4, Zlín – Jablonec n. N. 2:2.
Das Wetter am Dienstag, 6. Oktober:
Am Dienstag ist es in Tschechien wechselhaft. Vor allem im Westen des Landes sind Regenschauer zu erwarten. In Ostmähren und Schlesien bleibt es zunächst noch sonnig, gegen Abend wird es auch dort regnerisch. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 14 und 20 Grad Celsius. In Höhenlagen ab 1000 Meter werden bis zu 13 Grad Celsius erreicht.