„Jablonski töten“ – Autor Jörg Jacob zurück am Tatort in Prag
Drei Monate nach seinem Stipendienaufenthalt im Prager Literaturhaus ist der Autor Jörg Jacob an die Moldau zurückgekehrt. Im Verbindungsbüro des Freistaates Sachsen auf der Prager Kleinseite las er am Donnerstagabend aus seinem Erzählband „Klick“ sowie aus „Jablonski töten“. An diesem zweiten Text zwischen Erzählung und Roman hat Jacob während seines Aufenthalts in Prag gearbeitet.
„Ich kann nicht genau sagen, warum und wann ich angefangen habe, Kurzprosa zu schreiben. Aber zwischen längeren Texten schreibe ich immer wieder in dieser Form. Das sind Momentaufnahmen, das sind Augenblicke. Das sind Alltagsbeobachtungen, die sich mir quasi im Vorbeigehen einprägen und aus denen ich dann versuche, etwas zu machen. Das sind mitunter Bilder, das sind mitunter aber auch Gedankenbilder, die also schon noch eine zweite Ebene aufmachen.“
Während seines Stipendienaufenthalts in Prag aber hat Jörg Jacob an der Erzählung mit dem Arbeitstitel „Jablonski töten“ geschrieben. Wann und in welchem Verlag der Text erscheinen wird, ist noch unklar. Das Prager Literaturhaus hat Jörg Jacob bereits im Frühling mit einer Lesung auf einem Boot vorgestellt. Auf dieser Veranstaltung entstand die Idee zu einer weiteren Lesung mit dem Autor. Barbora Šrámková vom Literaturhaus leitet das Stipendiatenprogramm:„Wir haben dabei gesagt, dass es doch sehr schön wäre, wenn man sich noch in einer etwas ruhigeren Lesung intensiv Jörg Jacobs Werk widmen könnte. Besonders wichtig war es uns auch, das Werk vorzustellen, mit dem er sich während der zwei Monate in Prag beschäftigt hat.“
Die Handlung spielt auf der Insel San Burodón. Das ist gleichzeitig auch der Name der imaginären achten kanarischen Insel. Westlich von Palma, wo das Meer mehrere Tausend Meter tief ist, soll einem Mythos zufolge seit Jahrhunderten immer wieder eine Insel gesichtet worden sein.
„Es gibt Leute, die tatsächlich an die Existenz dieser Insel glauben. Man kann also sagen, es ist eine Geisterinsel. Für mich war das natürlich eine wunderbare Sache. Denn ich konnte in diesem fiktiven Raum eine Geschichte spielen lassen, in der auch geisterhafte Figuren handeln. Jablonski und der Erzähler sind ja im Grunde keine wirklichen Menschen aus Fleisch und Blut. Wir erfahren sehr wenig über ihr reales Leben. Und auf diese Weise wollte ich versuchen, bestimmte philosophische Probleme, Fragestellungen, die diese Figuren umtreiben, zu behandeln, ohne dass ihre tatsächlichen Lebensumstände eine bedeutende Rolle spielen.“Während der Arbeit an dem Text wohnte Jörg Jacob in einer Dachgeschosswohnung beim Tanzenden Haus. Der Blick aus dem Fenster auf die Moldau Richtung Kleinseite habe sich deshalb mit dem Text verbunden. Aber außer dem Gefühl des zeitlichen Zusammenhangs sind auch konkrete Erlebnisse aus dem Prager Aufenthalt in den Text eingeflossen:
„Es gibt sicher ein, zwei ganz konkrete Situationen, die ich in Prag erlebt habe und die in den Text eingeflossen sind. Eine Performance zum Beispiel, die ich im Rahmen des Theaterfestivals in Prag vor dem Rudolfinum gesehen habe, hat mich zu einer Szene inspiriert. Es gibt noch zwei, drei weitere Beispiele, die ich nennen könnte. Diese konkreten Erlebnisse habe ich im Text verarbeitet, aber das ist natürlich später für den Leser nicht mehr erkennbar.“Auf „Jablonski töten“, oder wie das Buch am Ende auch immer heißen wird, darf man wohl gespannt sein.