Tatra bleibt auf Lkw-Markt durch Aufträge aus Indien im Geschäft
Der tschechische Lkw-Produzent Tatra kann weiterhin auf den stabilen Absatz seiner Fahrzeuge in Indien bauen. In diesen Tagen hat das Werk im mährischen Kopřivnice mit der Lieferung von Bauteilen begonnen, die für die Endmontage der Tatra-Laster in Indien bestimmt sind. Noch bis Jahresende werden die Einzelteile für 120 Fahrzeuge auf die Reise gehen, dem von beiden Seiten unterzeichneten Vertrag zufolge werden Bauteile für insgesamt 260 Lkw geliefert, informierte Tatra-Sprecher Andrej Čírtek am Donnerstag.
Die ersten 120 Bauteil-Sätze wird Tatra in drei Schüben ausliefern. Die Verträge mit Indien sind eine wichtige und stabile Auftragsquelle für das gesamte Werk bis Mitte nächsten Jahres, und man könne davon ausgehen, dass sich der Lieferumfang noch weiter erhöhen werde, sagte der Leiter der Tatra-Abteilung für Handel und Marketing, David Pipal. Er verwies dabei auf die über 8000 Tatra-Laster, die seit Jahren im Dienst der indischen Armee stehen und die es gilt, nach und nach durch modernere Lkw zu ersetzen. Die Tatra-Werke in Kopřivnice haben in den 1980er Jahren damit begonnen, ihre Fahrzeuge an die indische Armee zu liefern. Indien war für Tatra schon in der Vergangenheit ein wichtiger strategischer Markt. „Allein zwischen 2003 und 2012 wurden dorthin 3925 Bauteilsätze geliefert. Die Inder komplettierten sie vor Ort und fügten dem Tatra-Fahrgestell unterschiedlichen Aufbauten entsprechend des eigenen Bedarfs hinzu“, ergänzte Čírtek. Im Jahr 2010 zum Beispiel ging die gesamte Jahresproduktion von 56 Lkw in Einzelteilen nach Indien. Danach aber gab es Probleme mit der Qualität der nachgelieferten Ersatzteile – es waren keine originalen Bauteile aus Kopřivnice. Dazu wurde eine Korruptionsaffäre vom Zaun gebrochen, was zur Folge hatte, dass die indische Regierung 2012 ein Import-Embargo gegen Tatra verhängte. Auch zu Hause geriet Tatra in große Probleme, wegen hoher Schulden wurde das Unternehmen versteigert. Im Jahr 2013 wurde es von der Firma Tatra Trucks der tschechischen Unternehmer Jaroslav Strnad und René Matera aufgekauft. Seitdem geht es wieder aufwärts. Tatra produziert inzwischen jährlich wieder zwischen 750 und 900 Fahrzeuge, je nach Auftragslage. Im Hauptwerk sind 850 Arbeitnehmer beschäftigt, in den zwei Tochtergesellschaften sind es noch einmal rund 500 Arbeitnehmer.