Prague Pride startet – mit Conchita Wurst und einem Verbot durch Kardinal Duka
Warm sein, so nennt die tschechische Umgangssprache die Homosexualität. Die Prague Pride – das Festival der Homo-, Bi- und Transsexuellen sowie Transgender – nimmt das aufs Korn, ihr Motto lautet dieses Jahr „Wir sind alle gleich warm“.
Doch Misstöne gab es selbst dieses Jahr. In der Pfarrkirche der Prager Karlsuniversität sollte eine Diskussion mit der amerikanischen Ordensschwester Jeannine Gramick über Homosexualität in der Kirche stattfinden. Und es war ein Film über einen schwulen polnischen Priester eingeplant. Doch der Prager Erzbischof, Kardinal Dominik Duka, verbot die Veranstaltung. Der Theologe Tomas Halík leitet die katholische Pfarrgemeinde an der Uni:
„Kardinal Duka stört sich an der Person der Ordensschwester, die mit den Kirchenvertretern in Konflikt geraten ist. Und ihn stört, dass die beiden Veranstaltungen wegen der zeitlichen Nähe als kirchliche Unterstützung der Pride Parade interpretiert werden könnten.“Während die katholische Kirche also weiterhin ihre Probleme hat mit der Prague Pride, haben die Veranstalter die beiden Programmteile kurzerhand an einen anderen Ort verlegt. Stanislav Kostiha ist einer der Organisatoren des Festivals:
„Es war das erste Mal, dass wir mit einer Einrichtung der katholischen Kirche kooperiert haben. Die Universitäts-Pfarrei zeigte sich entgegenkommend und hätte uns gerne ihre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Das Verbot von Erzbischof Duka haben wir nicht erwartet. Aber als Hausherr hat er natürlich das Recht dazu.“
Insgesamt sind bis zum Samstag rund 120 Veranstaltungen geplant. Im Festivaldorf auf der Schützeninsel besteht ein Openair-Kino, dort finden auch Sportwettbewerbe statt und das Familienprogramm. Zweiter Ort ist das Festivalhaus in der ehemaligen Langhans-Galerie, mit Diskussionen und Ausstellungen. Und Szenisches sowie weitere Filme gibt es im Theater Švandovo divadlo zu sehen.
Obwohl mittlerweile ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt werden kann, sehen die Veranstalter die Prague Pride immer noch irgendwo zwischen dem Partyvergnügen im Westen und dem Vorkämpferstatus im Osten Europas. Hauptorganisatorin Kateřina Saporová:
„Die Prides östlich von uns haben einen stärker aktivistischen Charakter, da geht es allgemein um die Menschenrechte, um die Möglichkeit, überhaupt durch die Stadt zu ziehen. Westlich von Tschechien sind die Pride-Festivals eher eine unbekümmerte Feier, dass sich Schwule und Lesben nicht mehr verstecken müssen.“In Tschechien haben laut Kateřina Saporová die meisten Menschen zwar allgemein nichts gegen Schwule und Lesben. Wenn aber zwei Männer oder zwei Frauen in der Öffentlichkeit Hand halten oder sich küssen, dann würde dies häufig abgelehnt.