Klassik zwischen Tagebau - Musiksommer in Jezeří

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Die Ortschaft Horní Jiřetín / Obergeorgenthal ist in Tschechien heutzutage vor allem bekannt, weil sie mitten im nordböhmischen Braunkohlegebiet liegt und seit längerem um ihre Existenz bangt. Zur Gemeinde am Fuße des Erzgebirges gehört aber auch das Barockschloss Jezeří / Eisenberg. Die Residenz der Lobkowitzer war vor 200 Jahren ein bekanntes internationales Zentrum des Musiklebens. Seit einigen Jahren erinnert daran ein Musikfestival, das von der Cembalistin Alena Hönigová ins Leben gerufen wurde.

Alena Hönigová  (Foto: Martina Schneibergová)
Frau Hönigová, Sie haben selbst am vergangenen Samstag mit einem Konzert den Musiksommer in Jezeří eröffnet. Sind Sie auch Begründerin des Festivals?

„Das stimmt. Das Festival findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Ich habe lange Zeit Musik in der Schweiz studiert. Über das Schloss Jezeří habe ich viel im Zusammenhang mit Fürst Franz Maximilian Lobkowitz und mit Beethoven gelesen. Ich war davon fasziniert, denn dort spielte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein wahnsinnig interessantes Kapitel der Musikgeschichte ab, als sich in Jezeří nicht nur Ludwig van Beethoven, sondern auch andere renommierte Musiker aufhielten. Fürst Lobkowitz war Mitbegründer der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und hatte sehr gute Kontakte zu hervorragenden Musikern. Er wollte auch in Böhmen Musik auf einem hohen Niveau aufführen. So gründete er in seinem Lieblingsschloss eine Kapelle mit wirklich renommierten Virtuosen wie Paul Wranitzky oder Anton Kraft.“

Camesina Quartett  (Foto: YouTube)
Mit wem arbeiten Sie bei der Zusammenstellung des Festivalprogramms zusammen?

„Das Spezielle an diesem Festival ist, dass alles auf authentischen Instrumenten im Sinne der historischen Aufführungspraxis gespielt wird. Ich arbeite zum Beispiel seit längerem mit dem Berliner Camesina Quartett, das sich auf die böhmische und die Wiener Musik vom Anfang des 19. Jahrhunderts spezialisiert. Während des Festivals werden des Weiteren der Hornspieler Miroslav Rovenský oder die Cellistin Ilze Grudule aus der Schweiz auftreten. Zum ersten Mal wird in Jezeří das Duo Harpianissimo spielen. Das Fortepiano mit der Harfe war einst eine sehr beliebte Kombination von Musikinstrumenten. Heutzutage hört man sie nur selten. Zu den Festivalgästen gehört auch die Batzdorfer Hofkapelle aus Dresden, die seit 20 Jahren Barockmusik auf historischen Instrumenten spielt.“

Schloss Jezeří  (Foto: Denisa Tomanová)
Während des Musiksommers erklingen jedoch nicht nur klassische Werke, sondern auch Kompositionen, die extra für das Schloss geschrieben wurden. Wie entstanden diese Werke?

„Das ist etwas Neues beim Festival. Dazu inspiriert hat mich der ehemalige Schlossbesitzer Franz Maximilian Lobkowitz. Er gab den Musikern neue Impulse, indem er sie mit Kompositionen beauftragte, die dann in Jezeří aufgeführt wurden. Am Samstag, 8. August, findet ein Festivalkonzert mit dem Titel „Streichquartette 1815 und 2015“ statt. Es wird Musik von Ludwig van Beethoven und Johann Josef Rössler erklingen. Rössler war Kapellmeister bei der Lobkowitzer Kapelle. Zudem erleben zwei neue Kompositionen ihre Weltpremiere: die eine schrieb der tschechische Komponist Jiří Sycha, die andere Vincent Flückiger aus der Schweiz. Die beiden Werke wurden für das Schloss Jezeří geschrieben. Ich bin gespannt auf sie.“

Die nächsten Konzerte finden in Jezeří am Samstag, 8. August, um 17 Uhr und am Sonntag, 9. August, um 15 Uhr statt. Der Musiksommer in Eisenberg dauert noch bis zum 5. September. Mehr über das Programm erfahren Sie auch in Deutsch unter www.hudebniletovjezeri.cz.

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