Beerdigung nach 65 Jahren: Priester Toufar wird umgebettet

Josef Toufar

Im Februar 1950 wurde der katholische Priester Josef Toufar zu Tode gefoltert. Die kommunistische Staatssicherheit warf ihm vor, in dem kleinen Dorf Číhošť ein „Wunder“ inszeniert zu haben. Beerdigt wurde Toufar in einem Massengrab in Prag. Nun wurden seine Überreste identifiziert. Während in Rom der Prozess der Seligsprechung läuft, wird Toufars Leichnam bald in seine Heimatgemeinde zurückkehren. Der Prager Architekt und Künstler Norbert Schmidt wird das Grab in Číhošť gestalten.

Josef Toufar | Foto: Tschechisches Fernsehen

Herr Schmidt, das sogenannte Wunder von Číhošť hat dem Pfarrer Josef Toufar das Leben gekostet. Im Dezember 1949 soll sich während der Messe des Pfarrers ein kleines Kreuz am Tabernakel mehrfach von selbst bewegt haben. Konnte dieser Fall eigentlich jemals aufgeklärt werden?

„Das ist eine ganz eigenartige Sache. Man weiß bis heute nicht genau, was in Číhošť passiert ist. Sogar Toufar hat dieses Wunder nicht gesehen. Zunächst hielt er es vielleicht für eine absurde Sache, später für ein Zeichen, das er erst allmählich verstanden hat. Doch diese unbegreifliche Sache führte zu Toufars Tod. Das Regime hat in der Folge versucht, anhand dieses Falls zu zeigen, wie der Vatikan und die katholische Kirche die Leute verführen und manipulieren. Dieser Versuch der Inszenierung ist gescheitert, das ist dasInteressante daran. Unmittelbar danach begann die Verfolgung der katholischen Kirche in der Tschechoslowakei. Toufar sollte als ein Instrument dazu dienen, doch das ist nicht gelungen.“

Friedhof in Prag-Ďáblice,  das Massengrab lag an der Mauer  (Foto: ČT24)

Die Kommunisten wollten Toufar in einem Schauprozess verurteilen, doch er starb schon nach den Verhören und wurde im Februar 1950 still und heimlich in einem Massengrab in Prag-Ďáblice beigesetzt. Wann kam das Schicksal dieses Regime-Opfers an die Öffentlichkeit?

„Schon in den 1960er Jahren gab es Versuche, diese Sache aufzurollen oder zu klären. Doch das ist leider 1968 mit dem Ende des Prager Frühlings gescheitert. Erst in den 1990er Jahren gab es dann auch gerichtliche Verfahren. Und dem Schriftsteller Miloš Doležal ist es schließlich gelungen, die ganze Geschichte und historischen Hintergründe zusammenzutragen. Er hat ein Buch geschrieben, das zu einem Bestseller wurde. Das ist sehr bemerkenswert: Ein Buch über einen Priester, der von der kommunistischen Stasi ermordet wurde, wird in Tschechien zum Beststeller. Auch auf Italienisch ist es wohl schon erschienen.“

Miloš Doležal  (Foto: ČT24)

Im vergangenen Jahr wurde der Leichnam von Toufar exhumiert, und in dieser Woche hat sich bestätigt, dass es sich tatsächlich um die Überreste des Priesters handelt. Nun wird Josef Toufar umgebettet, und nach Číhošť zurückkehren?

„Genau. Das ist eine ungewöhnliche Sache, weil er ein Grab in der Kirche erhält. Das ist heute eigentlich nicht mehr üblich. Außerdem ist das eine sehr kleine, fast niedliche Dorfkirche. Sehr ländlich und am Rande der Welt. Genau dorthin in die Mitte der Kirche, wo er gepredigt hat und gewissermaßen von der Stasi entführt wurde, wird Toufar nun zu zurückkehren. Es wird eine ganz einfache Steinplatte geben. Sie soll auch den Charakter und die Persönlichkeit dieses Pfarrers zum Ausdruck bringen, denn er war ein demütiger Pfarrer und hat in der Mitte der Gemeinde gelebt. Und doch hat er immer auf das Wesentliche hingewiesen, weshalb er eigentlich Priester wurde. Genau das soll sich in der architektonischen Form spiegeln. Dieses Grab soll die Kirche nicht überladen, es soll immer eine Kirche bleiben.“

Kirche in Číhošť | Foto: Tomáš Vodňanský,  Archiv des Tschechischen Rundfunks

Zu Ehren von Josef Toufar wird am 12. Juli in Číhošť groß gefeiert. Was ist genau geplant?

„Das wird eine große Feier – und zugleich seine Beerdigung, denn Toufar hatte ja niemals eine. Dennoch wird sie den Charakter einer fröhlichen Feier haben. Ich glaube, sie wird den religiösen Rahmen der katholischen Kirche sprengen. Es wird eine freie, kulturelle und offene Feier. Viele Menschen melden sich schon jetzt an, auch aus der evangelischen Kirche und aus den Gemeinden Číhošť, Arnolec und Zahrádka, wo Toufal gelebt hat.“