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Stadt Brünn drückt Bedauern über Brünner Todesmarsch von 1945 aus

Die Stadt Brno / Brünn bedauert die Zwangsaussiedlung ihrer ehemaligen deutschen Mitbürger nach dem Zweiten Weltkrieg. Während des sogenannten Brünner Todesmarsches wurden 1945 über 20.000 deutschsprachige Einwohner aus der südmährischen Stadt nach Österreich getrieben, dabei kamen etwa 2000 Menschen ums Leben. Wie es in einer Deklaration für Versöhnung und gemeinsame Zukunft heißt, die der Brünner Stadtrat am Dienstag verabschiedet hat, bedauere die Stadt aufrichtig die Ereignisse vom 30. Mai 1945 und der nachfolgenden Tage, an denen tausende Menschen auf Grundlage des Kollektivschuldprinzips und wegen ihrer Sprache genötigt wurden, zu Fuß ihre Stadt zu verlassen.

Wie Oberbürgermeister Petr Vokřál der Agentur ČTK sagte, mache man sich bewusst, zu welch menschlichen Tragödien und kulturellen Verlusten es damals gekommen sei. Er bitte um Vergebung für das frühere Unrecht, das die Zukunft nicht belasten dürfe. Kommunisten und Sozialdemokraten kritisierten die Erklärung. Der südmährische Kreishauptmann Michal Hašek sagte, Politiker sollten die Vergangenheit nicht bewerten.

Umfrage: Vertreibung war gerechtfertigt, Gewaltanwendung nicht

Eine Mehrheit der Tschechen hält die Vertreibung der Sudetendeutschen für unvermeidlich und gerechtfertigt, nicht jedoch die gewalttätige Durchführung. Dies geht aus einer Umfrage der Organisation Paměť národa (Gedächtnis der Nation) hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach bewerten 70 Prozent der Befragten die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg als unvermeidlich. 61 Prozent gaben an, sie sei gerechtfertigt gewesen. 82 Prozent der Befragten lehnen eine Rückgabe von früherem Eigentum ab, zwei Drittel halten eine Entschuldigung für die Vorgänge nicht für notwendig. Zugleich verurteilen 78 Prozent der Befragten die gewaltsamen Ausschreitungen während der Vertreibung. Wie der Leiter von Paměť národa, Mikulaš Kroupa gegenüber der Presseagentur ČTK sagte, spalte das Thema die tschechische Gesellschaft auch noch 70 Jahre danach. Die nachwachsende Generation halte die Vertreibung allerdings für nicht hinnehmbar.

Agentur für soziale Integration bleibt „Behörde“ von Minister Dienstbier unterstellt

Die Regierungsagentur für soziale Integration sollte weiterhin dem „Amt“ des Ministers für Menschenrechte, Jiří Dienstbier (Sozialdemokraten), unterstellt bleiben. Eine Aufspaltung der Agentur in mehrere kleinere Institutionen sei indes wenig sinnvoll. Diese Übereinkunft trafen Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten) und die Vertreter der protestierenden Mitarbeiter der Regierungsagentur bei ihrem Treffen am Dienstag. Das gab einer der Vertreter, Petr Čáp, gegenüber Journalisten bekannt. Bis Ende Mai soll es zu einer weiteren Verhandlung der Agenturangestellten mit dem Regierungschef kommen. Sobotka wiederum glaubt, dass das Treffen am Dienstag schon dazu beigetragen habe, die angespannte Situation in der Agentur zu besänftigen.

Die Angestellten der Agentur waren nach einem schon länger währenden Zerwürfnis mit Minister Dienstbier vor neun Tagen in einen vorübergehenden Streik getreten. Hintergrund der Differenzen ist die Abberufung des Agenturchefs durch Minister Dienstbier. Die unzufriedenen Angestellten der Agentur verlangen seitdem mehr Unabhängigkeit. Laut Sobotka hätten die Gewerkschaften das Recht, zu protestieren und sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Sie könnten ihm zufolge jedoch nicht über die personelle Besetzung der Agentur entscheiden.

Sorgerechtsstreit: Norwegische Behörden drohen Eva Michaláková mit Kontaktverbot zu Söhnen

Das norwegische Amt für Kinderschutz will der Tschechin Eva Michaláková den Kontakt zu ihren Kindern untersagen, wenn sich diese weiterhin gegen das Adoptionsverfahren des jüngeren Sohnes sperrt. Wie das tschechische Arbeits- und Sozialministerium am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekanntgab, soll der Mutter das Sorgerecht über beide Söhne entzogen werden. Der Vater soll das Sorgerecht für den älteren Sohn behalten. Wie es weiterhin heißt, stören sich die norwegischen Behörden an der Medienberichterstattung in Tschechien. Außerdem soll die leibliche Mutter nur unzureichend mit den Behörden kooperieren. Die tschechische Sozialministerin Michaela Marksová bezeichnete die jüngsten Schritte der norwegischen Behörden als „überraschend“ und als Verstoß gegen frühere Vereinbarungen. Die Söhne von Eva Michaláková wurden aufgrund von Missbrauchsvorwürfen 2011 in Pflegefamilien in Norwegen untergebracht. Die Vorwürfe bestätigten sich nicht. Die Mutter bemüht sich seither um die Herausgabe ihrer Kinder, seit einem halben Jahr haben sich auch die tschechischen Behörden eingeschaltet.

IWF: Tschechiens Wirtschaft wächst 2015 um drei Prozent

Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert der tschechischen Wirtschaft in diesem Jahr ein Wachstum von drei Prozent. Mittelfristig soll sich das Wachstum bei etwa 2,25 Prozent einpendeln. Die Schätzungen gab der IWF auf einer Pressekonferenz in Prag am Mittwoch bekannt. Ursachen für den Trend sind demnach die starke Nachfrage im Inland wie auch der Export. Zudem wirke sich die angemessenen Haushaltspolitik positiv auf das Wachstum aus. Laut früherer Erwartungen des IWF sollte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 2,5 Prozent ansteigen.

Prager Polizei fasst flüchtigen Österreicher

Die tschechische Polizei hat am Dienstagabend in Prag einen Österreicher festgenommen, der unter Mordverdacht steht. Der 35-Jährige soll in der vergangenen Woche im oberösterreichischen Traun seine 41-jährige Lebensgefährtin erwürgt haben. Aufgrund einer Facebook-Nachricht, die der Mann vor einer Woche in der grenznahen Stadt Freistadt verfasst hat, vermuteten die Ermittler den Flüchtigen in Tschechien. Laut Polizeisprecher Tomáš Hulan wurde er nahe der österreichischen Botschaft, aber noch nicht auf österreichischem Gebiet von einer Polizeistreife aufgegriffen. Tschechische Medien spekulierten am Dienstag, dass er sich möglicherweise stellen wollte. Das Auslieferungsverfahren läuft.

Bahnstreik betrifft auch Verbindungen nach Tschechien

Der unbefristete Streik der deutschen Lokführer betrifft auch Verbindungen nach Tschechien. Wie schon in den vorangegangenen Streikrunden enden die Schnellzüge aus Prag nach Berlin seit Mittwoch bereits in Dresden. Die Deutsche Bahn hat Ersatzverbindungen eingerichtet, mit erheblichen Verzögerungen ist jedoch zu rechnen. Gestrichen wurde nach Auskunft der Tschechischen Bahn die Schnellzugverbindung von Cheb / Eger nach Nürnberg. Als Ersatz wurden Regionalzüge eingerichtet. Nicht beeinträchtigt sind die Fernbusverbindungen zwischen Prag und den Städten München, Nürnberg, Mannheim, Heidelberg und Straßburg. Das Ende des Streiks hat die Lokführergewerkschaft bislang offen gelassen, es soll erst 48 Stunden vorher bekanntgegeben werden. Mit einem Andauern der nunmehr neunten Streikwelle über Pfingsten ist zu rechnen.

Ex-Eiskunstläufer und Diplomat Otto Jelínek aus Prag feiert 75. Geburtstag

Der prominente Exil-Tscheche Otto Jelínek feiert am Mittwoch seinen 75. Geburtstag. Der Ex-Politiker, Eiskunstläufer und Unternehmer wurde am 20. Mai 1940 in Prag geboren. Aufgrund des kommunistischen Umsturzes in der Tschechoslowakei flüchtete er 1948 mit seiner Familie über die Schweiz nach Kanada. 1962 holte er für Kanada gemeinsam mit seiner Schwester den Weltmeistertitel im Eiskunstlauf-Paarlauf.

Nach seiner sportlichen Karriere stieg Jelínek 1972 in die Politik ein, war Abgeordneter des kanadischen Parlaments, Minister für Sport, für öffentliche Arbeit und für Finanzen. Nach der politischen Laufbahn setzte er ab 1993 seine Tätigkeit als Unternehmer fort. 1996 kehrte Jelínek in seine alte Heimat zurück, in Tschechien war er dabei die ersten sechs Jahre als Filialleiter der globalen Prüfungs- und Beratungsfirma Deloitte tätig. Im Jahr 2012 ging er zurück nach Kanada, wo er noch einige Zeit als unabhängiger Berater wirkte.

Gewinner des Euro-Jackpot hat sich noch nicht gemeldet

Vier Tage nachdem ein Tscheche den Euro-Jackpot geknackt hat, ist die Identität des Gewinners weiterhin unbekannt. Wie am Montag bekannt wurde, hat der Gewinner der Rekordsumme von 90 Millionen Euro nur einen Tag vor der Ziehung seinen Tippschein im Kreis Pardubice in Ostböhmen gelöst. Eingesetzt hat er dafür 400 Kronen (14,60 Euro). Dem unbekannten Spieler bleiben noch 30 Tage, um Anspruch auf seinen Gewinn zu erheben.

Veronika Vítková zur tschechischen Biathletin der Saison gekürt

Die vierte Frau der Weltcup-Gesamtwertung im abgelaufenen Sportjahr 2014/15, Veronika Vítková, ist zum zweiten Male zur besten tschechischen Biathletin der Saison gekürt worden. Den Preis nahm die 26-jährige Sportlerin aus Jilemnice bei einer Gala am Dienstagabend im Prager Theater Hybernia entgegen. Der erste tschechische Medaillengewinner bei einer WM, Jan Matouš, wurde in die Ruhmeshalle des nationalen Biathlonsports aufgenommen.

Als Gewinnerin löste Vítková den Biathleten Ondřej Moravec ab, der im Vorjahr dank dreier Olympiamedaillen als Sieger aus der Experten- und Journalisten-Umfrage hervorging. Vítková wurde aufgrund ihrer konstant guten Top-Leistungen – mit Ausnahme der WM – zur besten Biathletin gewählt. Bei den Weltcuprennen der letzten Saison stand sie gleich elf Mal auf dem Siegerpodest, davon vier Mal auf der höchsten Stufe. Vítková gewann den Sprint in Oberhof sowie drei Rennen mit der tschechischen Frauen-Staffel. 2008 wurde Vítková zum ersten Mal zur nationalen Biathletin der Saison gewählt.

Das Wetter am Donnerstag: bedeckt und regnerisch, bis 17 Grad

Am Donnerstag ist es in Tschechien überwiegend wolkig mit verbreiteten Schauern. Vor allem im Osten und in Höhenlagen regnet es ausdauernd. Gegen Abend nehmen die Schauer von Westen her ab. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 11 bis 17 Grad Celsius. In Höhenlagen ab 1000 Meter werden maximal 8 Grad Celsius erreicht.