Wirtschafts-Wochenrückblick: 22. bis 29. April

Slowakei (Foto: Jana Šustová)

Wettfieber vor der Eishockey-WM, Turbinen-Exporte nach Südamerika und Aufwind im Gartenbau – das sind drei Meldungen aus der Wirtschaft, die in der vergangenen Woche aktuell waren. Außerdem gab es Neuigkeiten vom Tourismus. Ein Rückblick auf die Wirtschaftsnachrichten vom 22. bis zum 29. April.

Karlsbad | Foto: Kristýna Maková,  Radio Prague International
Seit Beginn der Ukraine-Krise im vergangenen Jahr ist die Zahl der russischen Kurgäste in Tschechien um etwa ein Fünftel zurückgegangen. Premier Bohuslav Sobotka will nun gegensteuern und hat in dieser Woche in Karlsbad / Karlovy Vary mit dem Verband der tschechischen Heilbäder beraten. Das Resultat: In Zukunft sollen Staat, Kommunen und Tourismusbranche enger kooperieren, um für die Kurorte im Ausland zu werben. Nach dem Treffen mit Vertretern der Kurbäder wie auch Hoteliers mit Premier Sobotka gab es einige konkrete Vorschläge. Enger zusammenarbeiten sollen in Zukunft die staatliche Reiseagentur CzechTourism mit den Reiseagenturen der Kreise wie auch mit den Bäderanbietern. Die Regierung könnte das Interesse im Ausland durch verstärkte Werbung in China oder in Südkorea ankurbeln, so Sobotka. Als Vorbild nannte der Premier das Nachbarland Österreich. Die dortigen Investitionen in ein besseres Marketing der Kurbäder hätten sich bezahlt gemacht.


Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Im vergangenen Jahr hat die Blumenzucht in Tschechien neuen Aufwind bekommen. Nach dem Rückgang der Produktion im Jahr 2013 wurde zwölf Monate später ein finanzieller Anstieg registriert. Wie der nationale Verband der Blumenhändler und Floristen am Donnerstag bekanntgab, liegt das Gesamtergebnis des Blumenverkaufs im Jahr 2014 bei über zwei Milliarden Kronen (ca. 73 Millionen Euro) und damit sechs Prozent über dem Vorjahresergebnis.

In Tschechien werden vor allem Balkon- und Gartenpflanzen gezüchtet. Dazu gehören insbesondere Primeln, Chrysanthemen, Alpenveilchen und Weihnachtssterne. Ein Grund für die unzureichende Blumenproduktion sind die hohen Kosten. Laut Aussage von Landwirtschaftsminister Marian Jurečka (Christdemokraten) wird der Gartenbau nun aber stärker unterstützt. In den kommenden fünf Jahren erhalten die Gärtner Zuschüsse sowohl aus EU-Fonds als auch aus dem Staatshaushalt. Es sei das Ziel, dass der gesamte Sektor sprichwörtlich nach oben sprieße, sagte Jurečka.


Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik
Der Turbinenhersteller Doosan Škoda Power aus Plzeň / Pilsen liefert seine Erzeugnisse nach Lateinamerika. Verhandelt wird auch über Lieferungen nach Oman und Saudi-Arabien. Die Firma sucht aufgrund der Krise in der europäischen Energieindustrie neue Absatzmärkte außerhalb des Kontinents. Noch im Jahr 2013 hat der Turbinenhersteller Doosan Škoda Power aus Pilsen seine Produkte fast ausschließlich in Europa abgesetzt. In diesem Jahr wurden die bedeutendsten Kontrakte außerhalb des europäischen Kontinents abgeschlossen.



Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik
Die wichtigste Position unter den Abnehmern übernimmt allmählich Lateinamerika. In letzter Zeit wurden dort Verträge in einem Gesamtwert von 7 Milliarden Kronen (255 Millionen Euro) unterzeichnet. Im laufenden Jahr wird Škoda Power eine Turbine im Wert von 1,1 Milliarden Kronen (40 Millionen Euro) für ein Kraftwerk in Chile liefern. Vor der Unterzeichnung steht auch ein Kontrakt in Mexiko im Wert von einer Milliarde Kronen (36,4 Millionen Euro).

Škoda Power verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 9,1 Milliarden Kronen (332 Millionen Kronen), das sind 300 Millionen Kronen (10,93 Millionen Euro) mehr als im Vorjahr 2013.


Slowakei  (Foto: Jana Šustová)
Die Slowakei war im vergangenen Jahr das Hauptreiseziel der Tschechen im Ausland. Dies geht aus den Angaben des Tschechischen Statistikamtes hervor, die Ende April veröffentlicht wurden. Vor allem Kurztrips zu Verwandten und Freunden führen die Menschen ins Nachbarland. Für längere Reisen mit mehr als vier Übernachtungen bleiben Tschechen ihrem angestammten Urlaubsland Kroatien treu. Im Ranking liegt es auf Platz zwei. In der Rangliste der häufigsten Reiseziele im Ausland folgen Italien, Österreich und Ungarn.

Umgekehrt begrüßte Tschechien im vergangenen Jahr die meisten Touristen aus Deutschland. Mit 19 Prozent führten sie in der Liste der ausländischen Gäste vor Russland, der Slowakei und Polen. Am stärksten ist das Interesse an Tschechien in Südkorea (plus 25 Prozent) und China (plus 21 Prozent) gestiegen. Dagegen ging der Besucherstrom aus Russland um 21 Prozent zurück. Das Hauptreiseziel der ausländischen Besucher bleibt Prag: Etwa zwei Drittel der Gäste besuchten die tschechische Hauptstadt.


Foto: Albin Axelsson,  Free Images
Am Freitag wird in Prag und in Ostrava / Ostrau die Eishockey-WM eröffnet. Nicht nur für passionierte Eishockey-Fans, sondern auch für die Wettbüros stellt sie den Höhepunkt dieses Jahres dar. Schätzungen zufolge werden die Tschechen während der bevorstehenden WM mehr als eine Milliarde Kronen (37 Millionen Kronen) verwetten. Beim populärsten Wettbüro Tipsport haben die Fans bis zum Sonntag Wetten im Wert von 10 Millionen Kronen (370.000 Euro) abgegeben. Die meisten investierten einen Betrag von 200 Kronen (7,40 Euro). Aber auch Wetten für 100.000 Kronen (3.700 Euro) sind keine Ausnahme.

Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Wetten auf Superstar Jaromír Jágr finden am meisten Anklang bei den Fans. Buchmacher haben beispielsweise Kurse erstellt, wieviel Tore der legendäre Stürmer während der WM schießen wird. Es gibt aber auch ausgefallene Wetten, wie der Sprecher des Wettbüros Fortuna, Petr Šrain bestätigt. „Wenn Jaromír Jágr für die Nationalmannschaft bei einer WM spielt, wiederholt sich immer die sehr beliebte Wette, ob ihm während der WM der kleine Finger gebrochen wird“, sagt Šrain. Bei der Eishockey-WM 2005 brach sich Jágr im Spiel gegen Deutschland nach einem Stockschlag den kleinen Finge. Der Stürmer spielte trotzdem weiter, am Ende holten die Tschechen den WM-Titel.