Filmstars auf vier Beinen: Prager trainiert Tiere für Hollywood
Ota Bareš ist viel unterwegs – und er hat immer Tiere im Gepäck. Der Prager trainiert seit fast 30 Jahren Vier- und Zweibeiner für die Werbung und fürs Filmgeschäft. Inzwischen sind seine Schützlinge auch international gefragt und spielen bei Lars von Trier genauso wie in Hollywood-Filmen.
„Sie haben schon in so vielen Filmen mitgespielt – ich weiß gar nicht mehr, wie sie alle heißen. Sie waren zum Beispiel in Terry Gilliams ‚Brüder Grimm‘ zu sehen, in dem Film ‚Die schwarze Dahlie‘ von Brian de Palma, in Messenger oder in verschiedenen Horrorfilmen. Zuletzt sind sie in der BBC-Verfilmung der drei Musketiere aufgetreten.“
Zuhause sind die Raben jedoch in Zbraslav im Süden von Prag. Ihr Herr, Ota Bareš, ist von Beruf ausgebildeter Koch, seine Familie hatte einen kleinen Bauernhof. Als Bareš Ende der 1980er in den Prager Filmstudios Barrandov zu arbeiten begann, kam ihm die Idee, die Tiere und den Film unter einen Hut zu bringen. Ota Bareš wurde zum Trainer für tierische Schauspieler und erweiterte seinen Bauernhof zu einer kleinen Arche Noah. Nach fast 30 Jahren im Geschäft kann er aber sagen, dass nicht alle Tiere so pflegeleicht sind wie seine Raben.
„Affen zum Bespiel müssen immer irgendwie ihre Position im Rudel behaupten. Die können wirklich bösartig sein, geben dir Ohrfeigen oder beißen. Das liegt einfach in ihrer Natur.“Schon von klein auf versucht Bareš die Tiere an das Leben eines Filmstars zu gewöhnen. Denn das Reisen, die Kameras und die ständig wechselnden Regisseure und Schauspieler, bedeuten für die Tiere vor allem eins: viel Stress.
„Am schwierigsten ist es eigentlich, wenn große Stars in den Filmen mitspielen, zum Beispiel Oscar-Gewinner. Da macht man sich natürlich vorher seine Gedanken, ob auch alles reibungslos verlaufen wird. Aber wenn ich genug Zeit zur Vorbereitung habe und das Drehbuch gut kenne, dann kann ich auch die richtigen Tiere auswählen. Und dann geht meistens auch alles gut.“Gedanken hat sich Bareš auch gemacht, als sich vor einigen Jahren ein dänischer Regisseur meldete, dem ein gewisser Ruf vorauseilt:
„Dieser Fuchs hier hat in ‚Antichrist‘ von Lars von Trier mitgespielt. Vor den Dreharbeiten hatte ich große Angst. Meine Frau kam immer wieder mit verschiedenen Artikeln aus dem Internet, in denen stand, dass von Trier am Set einen Esel hat schlachten lassen. Ich bin also schon mit der Erwartung zum Dreh gefahren, dass es vielleicht mein letzter Film sein könnte.“ Lars von Trier stellte sich dann aber als ganz umgänglicher Typ heraus. Bareš ist deshalb überzeugt, dass sich der Däne nur für die Medien als Enfant terrible inszeniert. Tatsächlich seien die Dreharbeiten damals sehr schön gewesen. Ungefähr einen Monat lang arbeitete das Team in deutschen Wäldern, auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz der Amerikaner, erinnert sich Bareš. Inzwischen bekommt der Tiertrainer die Hälfte seiner Aufträge aus Europa und aus Hollywood. Das Abrichten der Tiere ist teuer, und viele heimische Produktionen können sich den Aufwand nicht leisten. Und auch Ota Bareš muss sehen, wie er über die Runden kommt. Seine Gehege voller Schauspieler kosten ihn im Monat etwa 4000 Euro.