„Strahlender Stern“: Tschechische Kommunisten feiern Kim Jong-il
Zu Zeiten des Kommunismus war die Freundschaft groß. Als 1984 Kim Il-Sung nach Prag kam, mussten sich sämtliche Schulkinder an die Straßen stellen und den nordkoreanischen Diktator begrüßen. Nach der Wende, als sich vor allem Havel weltweit für die Menschenrechte einsetzte, war es mit der Freundschaft vorbei. Zwischenzeitlich gab es nicht einmal einen tschechischen Botschafter in Nordkorea. Nun huldigt die kommunistische Partei Tschechiens (KSČM) in ihrer Parteizentrale Kim Jong-il, dem 2011 verstorbenen Staatschef, mit einer Propaganda-Ausstellung.
„Wir haben im Internet die Information gefunden und haben uns gesagt: Das wollen wir sehen. Es hat mich interessiert, denn es ist wenig bekannt, wie die Menschen in Nordkorea leben. Aber die Medaille hat bekanntlich immer eine Vorder- und eine Rückseite.“
Die Ausstellung beschränkt sich eindeutig auf die Vorderseite. Schon der offizielle Titel ist ein einziger Lobpreis des früheren Diktators. Er lautet: „Ausstellung zum Tag des strahlenden Sterns, dem Geburtstag des verehrten Generalsekretärs der koreanischen Arbeiterpartei, Genosse Kim Jong-il“.
„Darüber kann man einfach nur lachen. Aber es war doch so verlockend, dass wir gekommen sind. Natürlich ist es vollkommener Irrsinn.“
Tatsächlich zeigt die Ausstellung Bilder von Nordkoreanern, die sich über ein neues Skigebiet freuen, oder aber gigantische Waffenarsenale, die dem Diktator mehr am Herzen lagen als die Ernährung seines Volkes. Weniger zum Lachen findet die Ausstellung der stellvertretende Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses. Petr Gazdík von der konservativen Top 09-Partei bezeichnete Kim Jong-Il in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks als Massenmörder und Diktator. Als nächstes sei dann wohl eine Ausstellung über Stalin zu erwarten. Vorsitzender der tschechischen Kommunisten, die bei der letzten Parlamentswahl knapp 15 Prozent der Stimmen geholt haben, ist Vojtěch Filip. Er wies die Verantwortung am Mittwoch von sich:„Wenn irgendjemand in der Parteizentrale der Kommunistischen Partei eine Ausstellung ausrichtet, dann zensieren wir diese nicht. Das ist die Sache der Organisatoren. Die kenne ich erstens nicht, und zweitens weiß ich nicht, ob es etwas zu kritisieren gibt.“Offenbar stimmt die Kommunikation innerhalb der Partei nicht so ganz. Verantwortlich für die Ausstellung ist der stellvertretende Parteivorsitzende Petr Šimůnek. Der Zeitung „Právo“ sagte er, die Staatsführung in Pjöngjang habe doch viel für das Volk getan. Organisiert wurde die Ausstellung zu Ehren des neuen nordkoreanischen Botschafters in Tschechien. Er heißt Kim Pyong-il, und ist der Halbbruder des verstorbenen Diktators und Onkel des jetzigen Machthabers Kim Jong-Un. Ob er sich über die Ausstellung wirklich freut, ist allerdings fraglich. Um ihn als möglichen Konkurrenten zu entmachten, schob Kim Jong-il seinen Halbbruder schon in den 1970er Jahren als Botschafter ins ferne Europa ab. Nach Stationen in Finnland, Jugoslawien, Bulgarien, Ungarn und zuletzt Polen hat er im Januar sein neues Amt in Tschechien angetreten.