Täglicher Nachrichtenüberblick
Umfrage: Zeman spaltet die tschechische Gesellschaft
Über zwei Drittel der Tschechen sind der Ansicht, dass Staatspräsident Miloš Zeman die Gesellschaft spaltet. Das geht aus einer Umfrage hervor, die der Tschechische Rundfunk in Auftrag gegeben hat. Zeman ließ über seinen Sprecher mitteilen, dass für die Ergebnisse die aufgeheizte Atmosphäre der vergangenen Wochen und Meinungsmache der Medien ausschlaggebend seien.
Laut Umfrage erfährt der Staatspräsidetn am meisten Kritik unter jüngeren Menschen und in größeren Städten. Fast 70 Prozent lehnen eine konkrete Aussage Zemans zur Situation in der Ukraine ab. Das Staatsoberhaupt hatte in einem Interview gesagt, Russland habe dort nicht militärisch interveniert. 75 Prozent der Befragten kritisieren Zemans vulgäre Auslassungen in einem Radiointerview, über zwei Drittel widersprechen seiner Haltung zur Samtenen Revolution. Der Präsident hatte kurz vor dem Nationalfeiertag verlauten lassen, die Ereignisse vom 17. November 1989 seien keineswegs ein "Massaker", sondern eine von vielen Demonstrationen gewesen. Über 1000 Personen wurden vom 20. bis 22. November befragt. Am Freitag hatte das Meinungsforschungsinstitut CVVM bekanntgegeben, dass das Vertrauen in Zeman auf eine Rekordtief von 37 Prozent gefallen ist.
Sozialdemokraten sind gegen Anhebung der Diäten um 14 Prozent
Die Parteiführung der tschechischen Sozialdemokraten (ČSSD) hat sich gegen eine Anhebung der Diäten für die tschechischen Abgeordneten um 14 Prozent ausgesprochen. Wie aus einer Meldung der Presseagentur ČTK hervorgeht, stellt sich die ČSSD damit gegen den zuständigen Senatsausschuss, der eine Anhebung von umgerechnet etwa 300 Euro vorschlägt. Derzeit erhalten die Abgeordneten für ihre Tätigkeit eine Entlohnung von 2000 Euro. Premierminister Bohuslav Sobotka will in der Sache mit sozialdemokratischen Abgeordneten beraten. Das Mitte-Links-Kabinett hatte ursprünglich dafür plädiert, die Gehälter des Präsidenten, der Kabinettsmitglieder und der Abgeordneten um ein Prozent anzuheben. Zuletzt kam von Sobotka der Vorschlag, die Diäten der Abgeordneten um 3,5 Prozent zu erhöhen.
Parteien erhalten Antipreise für sexistische Wahlwerbung
Die Sozialdemokraten und die Top 09 erhalten in diesem Jahr den Negativpreis für sexistische Werbung in Tschechien. Dies teilte am Freitag Petra Havlíkova von der Organisation „Nesehnutí“ mit, die den Preis „Sexistisches kleines Schweinchen“ (sexistické prasatečko) vergibt. Während der Publikumspreis dem Ortsverband der Sozialdemokraten (ČSSD) in Zlín zugesprochen wurde, votierte eine Fachjury für die Top 09 in Havířov. In beiden Fällen handelt es sich um Plakate für die Kommunalwahlen vom Oktober, die nackte oder kaum verhüllte Frauen in den Mittelpunkt stellten. Insgesamt standen über 100 Plakate und Werbekampagnen zur Auswahl, 11.000 Menschen stimmten im Internet ab. Mit ihrer Initiative macht „Nesehnutí“ aus Brünn / Brno seit 2009 auf sexistische Stereotypen in der Reklame aufmerksam.
Polizei fasst Autoknackerbande in Karlsbad
Die Polizei hat nach mehrmonatigen Ermittlungen eine Autoknackerbande in Karlovy Vary / Karlsbad gefasst. Wie ein Polizeisprecher am Samstag mitteilte, konnte ein deutsch-tschechisches Ermittlerteam drei Männer im Alter von 40 bis 47 Jahren aus dem Kreis Ustí / Aussig festnehmen. Sie sollen Autos im Wert von umgerechnet über 180.000 Euro gestohlen haben. Die Ermittler fanden bei ihren Durchsuchungen Einzelteile von mindestens 40 zerlegten Autos. Den Tatverdächtigen drohen nun acht bis zehn Jahre Haft.
Güterzug in Ostrava entgleist
Im Osten Tschechiens ist am Freitagabend ein Güterzug entgleist. Wie die Bahninspektion mitteilte, ereignete sich der Unfall kurz vor 23 Uhr im Hauptbahnhof von Ostrava / Ostrau. Ein Güterzug fuhr über einen Kilometer außerhalb der Gleise und beschädigte dabei die Streckenführung. Verletzt wurde niemand, der Gesamtschaden beläuft sich auf umgerechnet etwa 200.000 Euro. Aufgrund des Unfalls ist der Zugverkehr vor Ort derzeit eingeschränkt.
Wo Havel abgehört wurde: Spitzel-Datscha steht zum Verkauf
25 Jahre nach der Samtenen Revolution steht die Datscha im Riesengebirge zum Verkauf, in der einst Spitzel Václav Havel überwachten. Wie das tschechische Fernsehen am Freitag berichtete, betrachtet das Prager Innenministerium das Häuschen in dem kleinen Ort Hradeček inzwischen als "nicht mehr benötigtes Eigentum". Es befindet sich direkt gegenüber von Havels Landhaus.Vor der demokratischen Wende 1989 hatte der Geheimdienst von dort aus mit Wanzen den Bürgerrechtler und späteren Präsidenten observiert. Für Václav Havel, der 2011 gestorben ist, war sein Landhaus stets Rückzugsort und Inspirationsquelle. "Hradecek ist meine existenzielle Heimat", sagte er einmal.
Spendenaktion in Tschechiens Supermärkten beginnt
In vielen tschechischen Supermärkten findet am Samstag eine Spendenaktion für Bedürftige statt. Bis 20 Uhr können die Kunden landesweit in über 380 Geschäften Einkäufe spenden. Die Organisatoren rechnen mit einem Erlös von über 100 Tonnen an haltbaren Lebensmitteln. Beteiligt sind die Ketten Tesco, Penny, Kaufland, Albert, Globus und dm. Auf der Website www.damejidlo.cz sind auch Geldspenden möglich. Die Aktion findet dieses Jahr zum zweiten Mal statt und wurde von der Hilfsorganisation „Potravinová banka“ (Lebensmittelbank) initiiert.
Das Wetter am Sonntag, 23. November
Am Sonntag ist es in Tschechien leicht bewölkt mit vereinzelten Hochnebelfeldern. In höheren Lagen und zum Teil auch in der Landesmitte setzt sich die Sonne durch. Die Höchsttemperaturen liegen bei 3 bis 7 Grad Celsius, in Höhenlagen um 1000 Meter werden etwa 4 Grad erreicht.