Wirtschafts-Wochenrückblick: 24. bis 30. September

Foto: Steve Linster, PublicDomainPictures.net

Die Mehrwertsteuer wird in Tschechien weiter aufgesplittet, bei der Brünner Maschinenbaumesse ist auch der Export ein zentrales Thema, und tschechische Winzer kehren erfolgreich von der AWC Vienna zurück. Diese und weitere Themen standen vom 24. bis 30. September im Mittelpunkt des Wirtschaftsgeschehens hierzulande, im Folgenden der Überblick.

Foto: Khalil Baalbaki,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
In Tschechien wird es ab Beginn des kommenden Jahres einen dritten Mehrwertsteuersatz geben, der bei 10 Prozent liegt. Das Abgeordnetenhaus hat am Mittwoch mit der Regierungsmehrheit die Einführung des Satzes gebilligt. Gelten wird er für Bücher, Medikamente und Babynahrung.

Im Unterschied zum ursprünglichen Gesetzentwurf wird sich die reduzierte Mehrwertsteuer auch auf Tierarzneimittel beziehen. Zurzeit gelten in Tschechien ein allgemeiner Mehrwertsteuersatz von 21 Prozent und ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von 15 Prozent. Das Gesetz muss noch vom Senat gebilligt und vom Staatspräsidenten unterzeichnet werden. Von der teilweisen Mehrwertsteuersenkung verspricht sich die Regierung niedrigere Preise für die Verbraucher, vor allem für Familien mit Kindern sowie für das Gesundheitswesen.


Foto: Archiv der Internationalen Maschinenbaumesse
In Brno / Brünn wurde am Montag die 56. Internationale Maschinenbaumesse eröffnet. Das Interesse der Firmen bestätigt den Aufschwung in der Industriebranche. Hauptthema der Messe ist die Industrieautomatisierung. Insgesamt stellen sich in der mährischen Stadt diesmal rund 1600 Firmen aus 31 Ländern der Welt vor. Das sind 120 Aussteller mehr als im Vorjahr. Damit unterscheidet sich die Maschinenbaumesse von anderen Veranstaltungen auf dem Messegelände in Brünn, die allgemein ein sinkendes Interesse vermelden.

Foto: Archiv der Internationalen Maschinenbaumesse
750 Aussteller kommen aus dem Ausland, am stärksten vertreten sind Deutschland, die Slowakei, Italien und China. Besonders der Teilnahme der chinesischen Firmen verdankt die Messe ihren Schub. Damit unterstreicht sie ihren Ruf, eine der bedeutendsten Maschinenbaumessen in Mitteleuropa zu sein. Den Organisatoren zufolge spiegle das Interesse der Aussteller aber auch die optimistischere Stimmung in den Firmen in Tschechien wider.

Foto: Archiv der Internationalen Maschinenbaumesse
Kernthema der 56. Maschinenbaumesse ist die Automatisierung. Daher sind Roboter, die Bier zapfen und Würfel spielen, Drucker, die 3-D-Bilder drucken, und Ähnliches in Brünn zu sehen. Ein kompletter Pavillon ist allein den Industrie-Robotern gewidmet.


Foto: Ivana Vonderková
Bei der Maschinenbaumesse ging es aber auch um eines der beliebtesten Themen der tschechischen Regierung derzeit: die Exportförderung. So will die staatliche tschechische Agentur für Handelsförderung, CzechTrade, eine vierte Vertretung in China eröffnen. Das Büro soll in Kanton im Süden des ostasiatischen Staates angesiedelt sein. Dies teilte Czech-Trade-Generaldirektor Radomil Doležal am Dienstag bei der Messe mit.

Laut Doležal hat die Standortwahl strategischen Charakter. Viele weitere Länder würden sich auf die Großstädte im Osten Chinas konzentrieren. CzechTrade eröffnete hingegen seine erste Vertretung in Chengdu in der südöstlichen Provinz Sichuan. Danach kam ein Büro in Shanghai hinzu, und seit diesem Jahr besteht ein weiteres in Peking. Die Eröffnung der vierten Vertretung ist indes noch nicht beschlossene Sache. Wie Radomil Doležal erläuterte, sollen zunächst die Ergebnisse der anderen Standorte analysiert werden.

Jan Mládek  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
Raum für eine weitere Entfaltung des Handels mit China sieht der Czech-Trade-Generaldirektor aber in jedem Fall. So läge im Maschinenbau der Export bei rund zehn Milliarden Kronen (360 Millionen Euro). „Diese Zahl liegt unter dem Potenzial der tschechischen Exporteure und vor allem weit unter der Kapazität des chinesischen Marktes“, so Doležal. Weitere wichtige Bereiche für den Handel mit China nannte Industrie- und Handelsminister Jan Mládek (Sozialdemokraten): Bergbau, Energiewirtschaft, Flugindustrie, Gesundheitswesen, Landwirtschaft und Gewässerschutz sowie Dienstleistungen, vor allem Tourismus.


Foto: ČT24
Während der Maschinenbau wieder im Aufwand ist, scheint die tschechische Fluggesellschaft České aerolinie (kurz: ČSA) ihren Sinkflug weiter fortzusetzen. So will das Unternehmen ein Drittel seiner Angestellten entlassen, wie Mitte vergangener Woche bekannt wurde. Insgesamt sollen etwa 70 Piloten sowie 150 Flugbegleitern und 60 administrativen Mitarbeitern gekündigt werden, informierte ein Sprecher der Firma. Die Gewerkschaftsorganisation der Flugbegleiter hat daraufhin am Mittwoch die Streikbereitschaft ausgerufen. Und auch die Piloten-Vereinigung (CZALPA) kritisiert die Entscheidung der Firmenleitung.

Daniel Šabík  (Foto: ČT24)
Die Zahlen über die vorgesehene Entlassungswelle hat der Sprecher der Fluggesellschaft, Daniel Šabík, am Mittwoch bestätigt. Er nannte auch den Grund für die Entscheidung der Firmenleitung: „ČSA hat keine kontinuierliche und sinnvolle Verwendung für sechs Flugzeuge seiner Airbus-320-Flotille. Verstärkt wurde dies noch durch die Auswirkungen des russisch-ukrainischen Konfliktes, so dass wir den bereits früher beschlossenen Verkauf der Airbusse nun beschleunigt haben.“


Illustrationsfoto: Archiv AWC Vienna
Im Gegensatz zur Entwicklung im Fluggewerbe stehen die Erfolge mährischer Winzer beim internationalen Wettbewerb AWC Vienna. Bei der größten offiziell anerkannten Weinbewertung der Welt gewannen sie 43 Goldmedaillen. Das sind 13 Medaillen mehr als letztes Jahr. Vertreter des Tschechischen Weinbauzentrums im südmährischen Valtice / Feldberg halten die Resultate der mährischen Winzer in Wien für einen der bedeutendsten internationalen Erfolge der tschechischen Weinproduzenten überhaupt.

Foto: Štěpánka Budková
In einer Konkurrenz von rund 12.000 Weinen aus 40 Ländern kämpften 347 Weine von 55 mährischen und böhmischen Weinproduzenten um eine Auszeichnung. Über 80 Prozent der angemeldeten Weine aus Tschechien gewannen in Österreich eine Medaille oder eine Ehrenanerkennung. Pavel Krška vom Tschechischen Weinbauzentrum erklärte, bei der AWC Vienna seien Winzer aus Tschechien von jeher erfolgreich. Es sei jedoch wichtig, dass der Anteil der ausgezeichneten Weine steige, so der Experte. Ebenso bedeutend sei, dass die Zahl der Weine steige, die die Juroren zur Weltspitze zählten.

Autor: Till Janzer
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