Freie Fahrt im ÖPNV soll Prague Card für Touristen attraktiver machen
Prag ist europaweit eine Besucherdestination ersten Ranges. Doch die sogenannte Prague Card für Touristen fristete bisher ein Mauerblümchendasein, obwohl es sie seit 1992 gibt. Nun hat die Betreibergesellschaft eine Zusammenarbeit mit den Touristenbüros der Stadt und den Verkehrsbetrieben gestartet. Dies soll die Besucherkarte pushen.
Nora Dolanská leitet die Prague City Tourism und weiß von Geschichten, wie sich ratlose ausländische Besucher ohne Tickets mit ihren Fragen an Fahrkartenkontrolleure gewandt haben – und dann keine Antwort erhielten, sondern ein Bußgeld fürs Schwarzfahren zahlen mussten:
„Sie haben sich später bei uns beschwert, dass die Kontrolleure in der U-Bahn oder Straßenbahn unfreundlich waren.“Solche Vorfälle waren einer der Gründe, warum die Prague Card neu gestaltet wurde. Bisher ermöglichte sie zwar freien Eintritt in alle Museen und Sehenswürdigkeiten, ab 1. April kommt aber noch die freie Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hinzu. Denn rund fünf Millionen Touristen aus dem Ausland kommen jedes Jahr nach Prag, das ist Platz sechs unter den europäischen Städten. 80 Prozent dieser Besucher sind Individualreisende – sie klappern die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ab und nutzen dafür häufig den ÖPNV. Damit sind sie potenzielle Kunden für die Prague Card. Darauf hofft auch der Verantwortliche für das Kartenprojekt, Slavomír Horský:
„In den bisherigen Jahren lagen die Verkaufszahlen bei mehreren Zehntausend. Das Ziel ist jetzt eine Verdoppelung oder Verdreifachung der Zahlen bis auf etwa 100.000. Die Erfahrungen aus anderen europäischen Städten zeigen, dass das möglich ist.“Die neue Prague Card gibt es in einer Version für zwei, drei oder vier Tage. Allerdings gilt sie bisher nur an kompletten Kalendertagen und nicht in 24-Stunden-Abschnitten. Wer also am Abend in Prag ankommt, muss sich überlegen, ob er die Karte ab sofort oder erst ab dem nächsten Tag nutzen will. Immerhin gilt sie auch im Airport Express, dem Spezialbus der Tschechischen Bahnen zwischen dem Václav-Havel-Flughafen und dem Hauptbahnhof. Und die Zahl der Verkaufsstellen ist angewachsen, weil nun auch Prague City Tourism die Karte anbietet.
„Man kann sie sogar bei Reisebüros in Deutschland wie Čedok, Dertour und weiteren kaufen. Das heißt, man hat sie dann schon in der Hand, wenn man hierherkommt. Wenn nicht, dann kann man sie auf dem Hauptbahnhof, auf dem Flughafen oder an mehreren weiteren Stellen im Zentrum der Stadt erwerben.“Eine Dreitageskarte zum Beispiel kostet 1540 Kronen (58 Euro), Studierende und Kinder erhalten Ermäßigung. Im Vergleich ausgewählter europäischer Städte liege der Preis eher im unteren Bereich, versichern die Betreiber. Denn schließlich erhalte man freien Eintritt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Nora Dolanská:
„Als ein Haupt-Touristenziel ist das die Prager Burg, dazu kommen die Nationalgalerie und die Gemäldegalerie. In diesem Jahr sind auch erstmals Objekte des Jüdischen Museums dabei. Abgerundet wird das alles durch mehrere Galerien, so dass der Eintritt zu über 50 Sehenswürdigkeiten kostenlos ist. Weitere Einrichtungen können ermäßigt besucht werden. Und automatisch ist nun auch die freie Fahrt im ÖPNV dabei.“