Schafszucht in Tschechien im Aufwind – Wolle für die Bauindustrie
Auf den tschechischen Weiden sind heute wieder mehr Schafsherden zu sehen. In den zurückliegenden zehn Jahren hat sich die Zahl der Tiere hierzulande verdreifacht – gegenwärtig zählt man fast eine Viertelmillion Schafe.
verweist Schafscherer Vlastimil Bisko auf ein Grundprinzip seines Berufs. Auch dank seiner Arbeit gibt es Schafswolle in Tschechien bereits im Überfluss. Umso verwunderlicher ist daher, dass die Preise für Wolltextilien weiter steigen. In den Geschäften ist beispielsweise ein Pullover, eine Mütze oder ein Schal aus echter Schafswolle um das Dreifache teurer als synthetische Textilien. Die Textilbranche hat zudem wenig Interesse am Kauf von Schafswolle, bestätigt Schafszüchter Petr Kosmák:
„Die Zeiten, in denen man echte Wollpullover kaufen konnte, sind wohl vorbei. Ein Grund dafür ist auch die geringere Qualität der Wolle. Deswegen wird der Schafspelz heutzutage auch zu ganz anderen Dingen veredelt als zu Textilwolle.“Der überwiegende Teil der Schafswolle wandert nunmehr in die Bauwirtschaft. Dort wird die Wolle besonders als Isoliermaterial verwendet, denn sie hat bessere Eigenschaften als die synthetischen Stoffe, erklärt der Mitarbeiter der wollverarbeitenden Industrie, Vítězslav Vorel:
„Die Wolle saugt die Feuchtigkeit in der Luft auf und gibt sie dann dosiert an die Atmosphäre zurück. Dadurch wird ein angenehmes Mikroklima geschaffen.“Doch auch in diesem Wirtschaftssektor schlägt sich die anspruchsvolle Verarbeitung der Wolle im Preis nieder. Wird zum Beispiel die Wärmedämmung eines Familienhauses mit synthetischem Material vollzogen, kostet das durchschnittlich um die 5500 Euro. Die Wärmedämmung mit Isolationsfasern aus Schafswolle ist indes um zehn Prozent teurer. Und um die Wärme-Isolierung des Hauses komplett mit Wolle auszustatten, müssen zirka 150 Schafe geschoren werden. Doch das ist sicher ein weiterer Grund dafür, weshalb die Zahl der Schafsherden in Tschechien zuletzt stark zugenommen hat.