Erstes Haus abgerissen: Geplanter Stausee bedroht Nové Heřminovy
Die Gemeinde Nové Heřminovy im Mährisch-Schlesischen Kreis steht vor großen Veränderungen. Bis zum Jahr 2020 soll hier ein Stausee entstehen, dieser soll die tiefer gelegenen Regionen und Teile der Stadt Opava / Troppau vor Hochwasser schützen. Die geplante Talsperre wird aber Teile der Gemeinde überfluten, daher versuchen die Einwohner noch immer, das Großprojekt zu verhindern – auch wenn die Bautrupps bereits das erste Haus abgerissen haben.
„Der Gedanke und das Wissen von all dem Wasser erlaubt mir nicht, weiter hier zu leben.“
Gemeinsam mit ihrem Mann hat die Frau eine Petition gegen den geplanten Stausee unterschrieben, dieser soll zwölf Wohnhäuser und etwa 40 Wochenendhäuschen in dem 268-Seelen-Dorf überfluten. Bürgermeister Radek Sijka will seine Gemeinde aber noch nicht aufgeben:
„Wir sind überzeugt, dass es auch andere, konfliktfreiere Lösungen gibt. Es sollte mehr Gewicht auf eine optimale Ausnutzung aller möglichen Überflutungszonen im gesamten Flussbett der Opava gelegt werden. Das würde den gleichen Effekt wie ein Stausee bringen.“Die Talsperre wird vom staatlichen Wasserwirtschaftsbetrieb „Povodí Odry“ errichtet. Die Gesellschaft ließ bereits das erste Haus abreißen. Čestmír Vlček ist Geschäftsführer des Staatsbetriebs:
„In dieser ersten Phase werden nur ungenutzte Häuser abgerissen. Wir werden natürlich weiter verhandeln, denn beim Bau der Talsperre darf dort kein Objekt mehr bleiben. Falls es keine andere Möglichkeit gibt, könnten wir natürlich auch enteignen, aber das wollen wir eigentlich nicht, das wäre wirklich die letzte Option.“Laut Vlček hat das Unternehmen bereits 90 Prozent der betroffenen Häuser und Grundstücke käuflich erworben, und es sei nur eine Frage der Zeit, bis auch die restlichen Besitzer verkaufen würden. Bürgermeister Sijka findet den ersten Abriss eines Hauses dagegen verfrüht. Seiner Meinung nach will der Wasserwirtschaftsbetrieb nur Druck auf die Bürger ausüben, die nicht vorhätten zu verkaufen. Es seien schließlich noch gar nicht alle rechtlichen Schritte ausgeschöpft, so Sijka:
„Wir haben vor, die Umweltverträglichkeitsprüfung vor Gericht anzufechten, weil alternative Varianten nicht begutachtet wurden. Gegenwärtig läuft auch eine Klage gegen das Raumentwicklungskonzept, das unserem Flächennutzungsplan übergeordnet ist. Letztlich entscheidet aber die Rechtsanwaltskanzlei, die uns vertritt, welche Schritte am effektivsten sind.“Das nun abgerissene Haus stand schon lange leer und verfiel zunehmend. Bis Ende des Jahres sollen in Nové Heřminovy höchstens noch zwei weitere Gebäude abgerissen werden – auch sie sind schon länger verkauft und sind unbewohnt.