Karel Prager – Architekt, Baumeister, Visionär
Karel Prager war einer der führenden und zugleich auch umstrittensten tschechischen Architekten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In diesem Jahr wäre Prager 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass wird in der Nationalgalerie in Prag nun ein Querschnitt seines Schaffens gezeigt, und zwar anhand von Modellen, Plänen und Fotografien.
„Sein Wirken lässt sich nicht in einem Wort zusammenfassen, weil es aus zu vielen Einzelleistungen besteht. Da gibt es technische Neuerungen, neue Materialien und neue Konstruktionen. Prager wollte auf eine neue Art bauen, er pflegte zu sagen, die Architektur sei ein gebautes Haus, nicht bemaltes Papier. Die moderne Zeit müsse mit modernen Technologien arbeiten. Und wenn sie über diese nicht verfüge, müsse man sie erfinden und durchsetzen.“
Eine weitere Leistung Pragers liege in seiner Durchsetzungskraft, betont Sedláková.
„Er war ein Architekt, der keine Angst hatte, der seine Meinung durchsetzen konnte – sei es beim Parlamentsgebäude oder bei der Rekonstruktion des Rudolfinum. Dank ihm gibt es im Rudolfinum heute einen Konzertsaal und eine Gemäldegalerie, denn die Galerie sollte dort eigentlich nicht entstehen werden.“
Ein großes Vorbild für Prager sei Mies van der Rohe gewesen, vor allem mit seinen Stahlkonstruktionen und seiner leichten Vorhangfassade, so die Kuratorin.„Aber ich würde sagen, dass er ein Suchender war. Er suchte nach neuen Wegen und hatte keinen Bedarf, sich beeinflussen zu lassen. Er suchte nach neuen Lösungen.“
Die Wahrnehmung und Bewertung von Pragers Bauten war und bleibt strittig. Laut Sedláková sei dafür seine starke Persönlichkeit die Ursache.
„Er war ein Architekt, der einen stark ausgeprägten künstlerischen Sinn hatte. Er war ein Baumeister, für den es wichtig war, das fertige Haus zu sehen. Dabei wurden aber nur etwa 40 seiner Entwürfe umgesetzt, rund 250 Projekte blieben in der Schublade. Die Zeit war leider so, man hat vieles umsonst gemacht.“