Bohemia Sekt – Tschechiens erfolgreichste Sektmarke besteht seit 70 Jahren
Immer wenn der Jahreswechsel naht, haben einige Wirtschaftszweige Hochkonjunktur. Zu ihnen gehört neben der Tourismus- und Hotelbranche auch die Sektindustrie. In Tschechien ragt dabei eine Firma nicht nur wegen ihres mehr als 80-prozentigen Marktanteils, sondern auch wegen des flächendeckenden Bekanntheitsgrades ihres gleichnamigen Hauptprodukts heraus: Bohemia Sekt.
„Allein im Monat Dezember verkaufen wir mehr als ein Drittel aller Sekte, die wir im ganzen Jahr produzieren.“
Eine große Menge, insbesondere da jährlich über acht Millionen Flaschen Sekt der Bohemia Sekt AG verkauft werden. Das 1942 in Starý Plzenec / Altpilsen gegründete Unternehmen aber rühmt sich schon längst nicht mehr nur mit seiner Sektproduktion:
„Wir sind nicht nur der größte Sektproduzent in Tschechien, sondern mittlerweile auch der größte Hersteller von Weinen aus heimischem Anbau sowie der größte Verarbeiter von mährischen Weintrauben“, so Beránek.Kein Wunder, denn wenn man sich die Zusammenstellung der Cuvée für den Bohemia Sekt genau anschaut, stellt man fest, dass mehrere Weinsorten die Grundlage sind. Produktionsleiter Josef Švéda erläutert:
„Diesem Schaumwein liegen drei Weinsorten zugrunde. Dazu gehört auf jeden Fall der Riesling, denn er ist ein typischer Vertreter zur Herstellung von Schaumwein.“
Für die Herstellung von Bohemia Sekt werden gleich zwei Rieslingsorten verwendet: der rheinische und der mährische Riesling. Als dritte Komponente kommt ein weißer Ruländer hinzu. Um aus der exakt dosierten Mischung, der Cuvée dieser drei Weine aber nun den Sekt werden zu lassen, bedarf es einer gewissen Zeit, erklärt Švéda:„Die Gärung dauert fünf bis sechs Wochen. Dabei verbrauchen die Hefepilze sämtlichen Zucker, der zur Cuvée beigegeben wurde, bis sie schließlich absterben und einen trüben Bodensatz bilden. Dennoch setzen die Hefepilze ihre Arbeit in gewissem Sinne fort, denn sie beeinflussen nun das Aroma, den Geschmack und das Perlen des Schaumweins.“
Um die Eigenschaften für einen guten Schaumwein stets auch sicher herausfiltern und von vergleichbaren Merkmalen absorbieren zu können, braucht man laut Švéda zwei Dinge: langjährige Erfahrung und eine gute Schulung. Er selbst arbeite schon 21 Jahre für die Firma, doch natürlich nicht von Anfang an als Produktionsleiter, so Švéda:
„Ich habe im doppelten Sinn des Wortes im Keller angefangen. Dabei habe ich viele Erfahrungen bei meinem Vorgänger als Produktionsleiter gesammelt. Doch nur so funktioniert das in der Weinproduktion. Die Erfahrungen, die sehr wertvoll und unschätzbar wichtig sind, werden von einer Generation zur nächsten Generation weitergegeben.“Wahrung und Weitergabe des langjährigen Erfahrungsschatzes, das ist einer der Bausteine für den anhaltenden Erfolg. Wenn man die leitenden Verantwortlichen des Unternehmens Bohemia Sekt nämlich nach dem Erfolgsgeheimnis ihrer Marke fragt, dann fällt immer wieder ein Begriff: die Tradition. Geschäftsführer Ondřej Beránek:
„Die Bohemia Sekt AG hat bereits eine lange Tradition: Schon seit 70 Jahren werden hier in Starý Plzenec Schaumweine hergestellt. Ein weiterer Trumpf der Firma ist unser Juwel, der Bohemia Sekt, den wir entsprechend hegen und pflegen. Das scheinen auch unsere Kunden so zu sehen, sonst wäre das Produkt nicht so erfolgreich.“Der Bohemia Sekt selbst wird erst seit 1970 hergestellt, und ihren heutigen Namen trägt die Firma erst seit Juli 1995. Das war viereinhalb Jahre nach der Privatisierung, denn von den 1950er Jahren bis zum 31. Dezember 1990 wurden die Sekthersteller aus Starý Plzenec als staatliches Unternehmen České vinařské závody Praha geführt. Die ersten Kapitel ihrer Geschichte aber schriebt die Firma als GmbH, schildert die Leiterin des heutigen Besucherzentrums, Olga Korandová:
„Zu Beginn war es eine tschechisch-österreichische GmbH, die auf der Partnerschaft von zwei Firmen aus beiden Ländern beruhte. Beide Seiten hatten sich darauf geeinigt, hier eine Produktion von Schaumweinen aufzubauen.“Die Zusammenarbeit mit den Österreichern kam nicht von ungefähr, konnten die Nachbarn aus der ehemaligen gemeinsamen Monarchie doch schon auf gewisse Erfahrungswerte bei der Sektproduktion verweisen. Der Einfluss des deutschsprachigen Raums schlug sich schließlich auch darin nieder, dass man die in Starý Plzenec produzierten Schaumweine von Anfang an als Sekt und nicht als Champagner bezeichnete, ergänzt Olga Korandová:
„Das Wort Sekt ist die deutsche Bezeichnung für Perlweine und stammt quasi aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als der Sekt hierher nach Böhmen kam. In jener Zeit wurde hier auch Deutsch gesprochen. Und die Technologie, mit der hier im Jahr 1942 die Sektproduktion aufgenommen wurde, kam aus dem österreichischen Klosterburg. Das ist übrigens bis heute eine sehr berühmte Adresse in der Branche.“Allerdings, so Korandová weiter, waren die Anfänge der Firma Bohemia Sekt im damaligen Altpilsen auch mit einigen bürokratischen Hürden verbunden:
„In jener Zeit des Zweiten Weltkriegs mussten die Firmeneigner nachweisen, dass sie keine Juden sind. Zudem mussten sie ihre eigentumsrechtlichen Verhältnisse bei anderen Firmen offenlegen. Die gegründete GmbH musste im damaligen Protektorat eine Erlaubnis zur Sektproduktion beantragen. Diese Erlaubnis liegt heute in unserem Archiv.“
Weder der Zweite Weltkrieg noch die Zwänge der sozialistischen Verstaatlichung haben die Firma Bohemia Sekt von ihrem erfolgreichen Kurs abgehalten. Zu den weiteren Voraussetzungen für die professionelle Arbeit, die die Mitarbeiter des Unternehmens bis heute leisten, gehört ebenso die Erlangung spezifischer Fähigkeiten. Ganz besonders gefragt sind solche Fähigkeiten bei den Kellermeistern (sklepmistři) der Firma. Produktionsleiter Švéda erläutert:„Zur Prüfung über die Durchführung von Weinproben gehört unter anderem auch ein Test zum Aroma-Gedächtnis. Das bedeutet, man bekommt mehrere Proben mit verschiedenen Aromen vorgesetzt, die man sich einprägen muss. Ich mache das, indem ich mich zu jedem Aroma in eine bestimmte Situation hineinversetze. Nach 10 bis 15 Minuten wird die Verkostung erneut durchgeführt. Dabei muss man erkennen, welche der Proben mit einer vorherigen Probe übereinstimmt.“
Trotz aller Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse, die Sektherstellung bleibt immer wieder etwas ganz Spezielles. Die leitenden Verantwortlichen des Unternehmens Bohemia Sekt aber sind von der Qualität ihrer Produkte überzeugt. Produktionsleiter Josef Švéda:„Ich wage zu behaupten, auch wenn es vielleicht etwas unbescheiden klingt, dass die Marke Bohemia Sekt von wirklich hoher Qualität ist.“
Für Geschäftsführer Beránek durften und dürfen Sektsorten aus dem eigenen Hause daher zu Weihnachten und Silvester nicht auf dem Tisch fehlen:
„Für besondere Gelegenheiten ist mein Favorit eindeutig der Bohemia Sekt Prestige. Dieser Sekt steht daher auch zu Weihnachten bei uns zu Hause auf dem Tisch.“Als Aperitif vor dem Essen zu Heiligabend wollte Beránek übrigens einen Chateau Radyně kredenzen. Doch das Weihnachtsfest ist schon wieder Vergangenheit, für Josef Švéda besteht indes auch zu Silvester kein Anlass, die Marke zu wechseln:
„Zu Silvester wird bei uns nicht nur ein Schaumwein auf dem Tisch stehen, sondern es werden mehrere sein. Zu Mitternacht aber werden wir ganz sicher mit einem Bohemia Sekt Prestige auf das Neue Jahr anstoßen.“