Entführtes Baby gerettet: Freude im heimatlichen Trmice – Motiv der Täter noch unbekannt
Bereits mehre Jahre arbeiten die tschechische und die deutsche Polizei zusammen. Das trägt immer mehr Früchte, wie erneut deutlich wurde. Deutsche Polizisten haben am Montag in Rheinland-Pfalz das tschechische Baby gefunden, das fünf Tage zuvor im nordböhmischen Trmice entführt wurde. Im Zusammenhang mit der Entführung wurden ein Mann und drei Frauen festgenommen. Nach den Informationen der Polizei handelt es sich um deutsche Staatsbürger. Das Baby wurde indes in Neuwied von deutschen Ärzten betreut. Die Mutter des Kindes war am Dienstag bereits dorthin unterwegs, um es zu identifizieren.
„Das ist ein tolles Gefühl, nicht nur für mich, sondern für die ganze Familie. Die letzten Tage und Nächte haben wir fast kein Auge zugemacht wegen unserer Kleinen. Es war eine Freude, als die Kleine geboren wurde, und jetzt ist die Freude noch größer, weil sie gefunden wurde“, sagte der Großvater des Windelkindes am Dienstag dem Tschechischen Rundfunk.
Zuvor hatte der Direktor der zuständigen tschechischen Polizeiverwaltung in Ústí nad Labem / Aussig, Vladimír Danyluk, bestätigt, dass das Baby wieder in besseren Händen sei:„Das kleine Mädchen wurde gefunden, es ist gesund. Es gibt vier Täter, die alle deutsche Staatsbürger sind.“
Die deutsche Polizei ergänzte, dass sie im Zuge der Befreiung des Mädchens am Montagabend auch einen Mann und drei Frauen festgenommen habe. Zwei Frauen hat die Polizei später wieder freigelassen, der Mann und die dritte Frau sitzen weiter in Untersuchungshaft. Über die Motive der Täter für die Kindesentführung sei noch nichts bekannt, hieß es aus Polizeikreisen. Man hoffe aber, dass die anstehenden Verhöre der beiden Verdächtigen mehr ans Tageslicht bringen werden. Und auch in Tschechien wird weiter ermittelt, denn über eine mögliche Verstrickung des Vaters in den Fall sei man auch noch im Unklaren, erklärte Polizeichef Danyluk:
„Das Verhör des Vaters wird in den nächsten Tagen erfolgen. Gegenwärtig ist es so, dass der Vater in Tschechien eine Haftstrafe angetreten hat.“ Die Haftstrafe ist allerdings in einer anderen Sache verhängt worden. Daher trat der Chef des tschechischen Ermittlungsteams, Pavel Záhumenský, auch Spekulationen entgegen, die Entführung könnte ein Racheakt für die geschäftlichen Aktivitäten des Kindesvaters gewesen sein. Záhumenský gab lediglich zu verstehen, dass man derzeit in drei Richtungen ermittle, was das Motiv der Entführung anbelangt.
Bei ihrem Fahndungserfolg hat der deutschen Polizei übrigens der Schnappschuss eines Blitzgerätes geholfen. Darauf war das vermeintliche Fluchtauto zu sehen, nachdem es wegen weit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt wurde. Das Auto hatte bereits ein deutsches Nummernschild, das man schnell einer Mietwagenfirma zuordnen konnte. Das gestohlene tschechische Autokennzeichen, unter dem das Fluchtauto zunächst unterwegs war, hatten die Entführer zuvor entfernt.