Zwei junge Tschechinnen in Pakistan entführt
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag vergangener Woche wurden zwei junge Frauen aus Tschechien in Pakistan entführt. Zunächst war die Situation unklar, im Laufe der Woche wurde es aber immer sicherer: Bewaffnete hatten den Bus der Tschechinnen auf einer Straße in der Provinz Belutschistan gestoppt und die beiden 24-Jährigen mitgenommen. Einen Fahrer sowie einen bewaffneten Polizisten ließen die Entführer unbehelligt. Erstaunlich ist, dass sich bis jetzt niemand zu der Tat bekannt hat und keine (Lösegeld-)Forderungen gestellt wurden.
„Die Tschechinnen sagten ‚Nein, nein’. Dann mussten sie ihr Gepäck nehmen, und die Entführer zogen ihnen die Schuhe aus. Sie schubsten eine von ihnen, die dann sehr verärgert war. Sie haben dann die Frauen gezwungen, auf einen Pick-up zu steigen.“
Seitdem gibt es kein Lebenszeichen der beiden Mädchen. Es hat sich auch bislang weder eine Gruppe zu der Entführung bekannt noch sind Lösegeldforderungen eingegangen. Das tschechische Außenministerium hat sofort einen Krisenstab eingerichtet. Minister Karel Schwarzenberg erklärte:„Wir sind mit den zuständigen Autoritäten in Pakistan in Verbindung und versuchen nun auch aus Afghanistan Nachrichten zu erhalten.“
Die Route aus dem Iran über Pakistan nach Indien ist bei Backpackern wohl sehr beliebt. Allerdings hat sich die Sicherheitslage in der Provinz Belutschistan in den vergangenen Jahren extrem verschlechtert. Dort tobt ein mehr oder weniger verdeckter Bürgerkrieg zwischen den Belutschen und der pakistanischen Zentralregierung. Leichtsinnig haben sich die Frauen wohl nicht verhalten, wie die Schwester einer der beiden Entführten in einem Interview für den tschechischen Rundfunk betonte:
„Das war sicherlich keine Entscheidung von einem Tag auf den anderen. Sie haben sich auf die Reise sehr intensiv vorbereitet und mit Leuten gesprochen, die diese Route schon selbst absolviert haben. Und sie haben sich auf der iranischen Botschaft informiert. Auch im Iran sind sie viel gereist, und dort hat man ihnen bestätigt, dass der Weg sicher sei.“Beide trugen traditionelle Kleidung, hatten ihre Haare verhüllt und sind nur mit einem bewaffneten örtlichen Polizisten in den Bus gestiegen. Dass dies aber alles keine Sicherheitsgarantie sei, bestätigt der Korrespondent des Tschechischen Rundfunks für den Mittleren Osten, Břetislav Tureček:
„Die Eskorte ist auf eine gewisse Weise ein Alibi. Man kann aber auch nicht von der Regierung erwarten, dass sie jedem Touristen ein bis an die Zähne bewaffnetes Kommando mitgibt. Wenn ich mich dort bewegt habe, habe ich einen völlig anderen Schutzmechanismus gewählt, der wohl wichtiger als ein staatlicher Polizist ist. Viel sicherer ist das Reisen unter dem Schutz eines örtlichen Stammes. Wenn ein Reisender dort Gast ist, dann garantiert der Gastgeber seinem Schutz. Und die Motivation im Stammesrecht, einen Gast zu schützen, ist viel höher, als die Motivation eines schlecht bezahlten Staatspolizisten.“Diese Möglichkeit stand den Tschechinnen aber wohl nicht zur Verfügung. Die Familien der beiden hoffen nun, dass es sich um eine Lösegelderpressung handelt. So wäre ein Freikauf der Geiseln möglich.