Kollektive Krankmeldung – ČSA-Piloten protestieren gegen Umstrukturierung

Prager Flughafen (Foto: ČTK)

Die tschechische staatliche Fluglinie ČSA ist bereits vor einiger Zeit in Turbulenzen geraten. Zunächst sollte sie verkauft werden, mögliche Käufer sind aber auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise vor zwei Jahren abgesprungen. Eine Umstrukturierung hat sie bereits hinter sich und nun sollen intern die Flugzeuge in eine separate Gesellschaft überführt werden. Dabei wollen die Piloten aber nicht mitmachen und traten am Donnerstag in den Ausstand.

Prager Flughafen  (Foto: ČTK)
Lange Schlangen vor den Schaltern, enttäuschte Fluggäste. Am Donnerstag fiel fast die Hälfte aller Flüge der tschechischen Fluglinie ČSA aus. Der Grund dafür ist ein Streik der Piloten, der eigentlich kein Streik ist – sondern eine kollektive gleichzeitige Krankmeldung. Filip Gaspar von der tschechischen Vereinigung der Verkehrspiloten:

„Die Piloten haben im Falle, dass sie sich indisponiert fühlen, wenn sie sich also nicht in der Lage fühlen, einen Flug sicher durchzuführen, die Pflicht, ihren Arbeitgeber ČSA sechs Stunden vor Abflug zu kontaktieren. Schon in der ersten Stunde am Donnerstag, als zwischen sieben und acht Uhr 16 Flüge stattfinden sollten, mussten acht von ihnen storniert werden, weil sich die Piloten krank gemeldet hatten.“

Foto: ČTK
Die Pilotenvereinigung hatte allen ihren Piloten geraten, ihre Flugfähigkeit untersuchen zu lassen, sollten sie sich aufgrund von Stress nicht in der Lage fühlen, zu fliegen. Grund für den „Stress der Piloten“ ist der Plan der Fluglinie, die Firmenstruktur umzubauen. Die Flugzeuge sollen innerhalb des Konzerns in eine eigene Tochterfirma ausgegliedert werden. Filip Gaspar erklärt, warum dies ein Problem sein könnte:

„Wir sehen das de facto als Beginn einer möglichen Liquidierung der Fluggesellschaft ČSA. Am Ende bleibt von der ČSA nur noch eine leere Hülle übrig, die man dann liquidiert.“

Miroslav Dvořák  (Foto: ČTK)
Dies verneint die Führung der Fluglinie vehement. Der Direktor der Český Aeroholding, Miroslav Dvořák:

„Es wird ein Teil der Flugzeugkapazitäten von der ČSA an die Holding übertragen, das bedeutet nur eine Umschichtung im Rahmen einer Unternehmensgruppe, im Rahmen der Český Aeroholding.“

Die Pilotenvereinigung hat aber solche Umstrukturierungen in der Vergangenheit bereits erlebt und ist deshalb zum Protest übergegangen, wie Filip Gaspar erklärt:

Filip Gaspar  (ganz links). Foto: ČTK
„Vor zwei Jahren hatte die ČSA noch 52 Flugzeuge und nach der Umstrukturierung hatte sie nur noch 27 Flugzeuge. Wenn nun dieser Schritt durchgeführt wird, den das Management entschieden hat, wird die Fluggesellschaft zu Anfang nächsten Jahres nur noch etwa 19 Flugzeuge haben. Und nachfolgend ist es durchaus möglich, dass es noch weniger werden.“

Die Piloten haben also handfeste Gründe, um ihre Arbeitsplätze zu fürchten. Die Fluglinie ČSA bezeichnete jedoch die Protestaktion der Piloten als illegal und drohte ihnen mit rechtlichen Schritten. Trotzdem meldeten sich auch am Freitag wieder viele Piloten krank. Diesmal fielen aber nicht so viele Verbindungen aus, da die Fluglinie vorgesorgt hatte. Über Nacht hatte sie einige Chartermaschinen gemietet, die derzeit den Linienbetrieb übernommen haben.