Goldschmiedwerkstatt und Kräuterweibstube: Goldenes Gässchen wieder geöffnet

Goldenes Gässchen (Foto: ČTK)

Es ist einer der malerischsten Orte in Prag. Und auch Besucher, die keinen besonderen Sinn für historische Baudenkmäler haben, lassen sich einen Besuch dieses Ortes nicht entgehen. Gemeint ist das Goldene Gässchen auf der Prager Burg, das schon immer ein Touristenmagnet war. Am Mittwoch wurde das Gässchen mit den kleinen Häuschen nach einer Generalüberholung wieder geöffnet. Ein Jahr dauerte die Instandsetzung und hat den Ort bedeutend verwandelt.

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Vor etwa einem Jahr wurde das Gässchen geschlossen, um vor allem die veraltete Kanalisierung sowie Wasser- und Stromleitungen zu reparieren. Auch die Statik einiger Häuschen musste verbessert werden. Während der Renovierungsarbeiten wurden zudem archäologische Untersuchungen durchgeführt, die Archäologen fanden Fragmente einer romanischen Festung aus dem 12. Jahrhundert. Seit Mittwoch aber können vor Ort frisch gestrichene Fassaden und vor allem neu gestaltete Häuschen bewundert werden. Anstelle von Läden mit kitschigen Souvenirs bilden die Gebäude im Goldenen Gässchen nun eine Dauerausstellung, sagt ihr Kurator Pavel Jiras:

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„Man kann hier beispielsweise das Häuschen eines Kräuterweibs besichtigen. Daneben stehen das Häuschen einer Schneiderin, einer Kartenlegerin sowie eine Goldschmiedwerkstatt. Es waren bescheidene Menschen, die hier im 19. Jahrhundert lebten, aber sie hatten ein Gefühl für das Schöne. Wenn sie eine Werkstatt in ihrem Häuschen errichteten, haben sie den Raum nach ihren Möglichkeiten geschmückt – mit Deckchen, später auch mit Reklamen aus Modezeitschriften. Das Leben im Goldenen Gässchen hatte eine eigene Poesie.“

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Die Bezeichnung Goldenes Gässchen stammt aus der Zeit der Romantik. Damaligen Legenden nach sollen unter Rudolf II. am Ende des 16. Jahrhunderts dort Alchimisten gelebt haben, die versuchten, künstliches Gold zu erzeugen. Tatsächlich wurden die kleinen Häuschen ursprünglich für die Burgschützen errichtet. Da der Sold der Burgschützen nicht gerade hoch war, versuchten sie ihn mit Handwerkerarbeit aufzubessern. Das Gebiet der Prager Burg lag außerhalb des Einflussbereichs der Prager Zünfte, und so war das Gässchen an der Burgmauer ein geeigneter Ort für die Gewerbetätigkeit. Handwerker verschiedener Professionen ließen sich daher dort nieder, runter ihnen vor allem Goldschmiede. Nach ihnen wurde das Gässchen wahrscheinlich auch benannt.

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Bei der Neugestaltung des Goldenen Gässchens gab es mehrere Schwierigkeiten. So die sehr engen Innenräume der Häuschen, wie Ausstellungskurator Jiras erläutert:

„Bei der Arbeit am Konzept der Dauerausstellung musste ich mir vorstellen, was alles in den Häuschen installiert werden kann, damit sich da die Besucher überhaupt bewegen könnten. Meine Großmutter war eine berühmte Kräutersammlerin, deswegen wusste ich, wie es bei einem Kräuterweib aussehen soll: ein Tisch mit zwei Schubladen sowie dahinter ein Stuhl für das Kräuterweib. Die Mehrheit der Möbel für die Häuschen wurde in den Werkstätten der Prager Filmstudios hergestellt. Wir haben auch das notwendige Geschirr machen lassen. Einiges haben wir zudem von Privatleuten bekommen. Und anderes haben wir sogar in Müllcontainern gefunden.“

Ivo Velíšek
Obwohl in neun der insgesamt 16 Häuser die Dauerausstellung installiert wurde, bestehen weiter einige Souvenirläden im Goldenen Gässchen. Die Burgverwaltung wacht jedoch darüber, welches Sortiment dort angeboten wird, erläutert ihr Chef Ivo Velíšek:

„Wir wollen, dass hier vor allem Handarbeit aus tschechischer Produktion verkauft wird. Die Besucher können hier beispielsweise Waren aus Zinn, Marionetten oder gemaltes Glas kaufen. Alles stammt von tschechischen Herstellern. Ich glaube, dass die Touristen eben solche Souvenirs bevorzugen.“

Der Eintritt ins Goldene Gässchen ist im Eintritt für die Besichtigung der Burg enthalten, für die kleine Burgtour bezahlt man 250 Kronen, für die große Tour 350 Kronen.