Superlaser für die Wissenschaft – Tschechien erhält EU-Forschungszentrum
ELI – drei Buchstaben, bei denen Wissenschaftler feuchte Augen kriegen und tschechische Regionalpolitiker sich die Hände reiben. ELI, das steht für „Extreme Light Infrastructure“ oder einfach den Superlaser. Dieses außergewöhnlich leistungsstarke Gerät soll bis zum Jahr 2014 in Tschechien aufgebaut werden. Das hat die Europäische Kommission definitiv bestätigt. Zwei ähnliche Geräte erhalten auch Ungarn und Rumänien, und in Zusammenarbeit wird dann in den drei Ländern Forschung auf höchstem Niveau betrieben.
„Er ermöglicht zum Beispiel die Struktur von Molekülen zu erforschen, bevor das Molekül zerstört wird. Er ermöglicht auch, chemische Reaktionen in der Geschwindigkeit nachzuvollziehen, wie sie stattfinden, also in Sekundenbruchteilen, den Attosekunden.“
Praktische Einsatzmöglichkeiten sieht Růžička dabei viele:„Die Bearbeitung und Formung von Material. Erfolg verspricht auch die Forschung im Bereich der medizinischen Diagnostik und vielleicht der Heilung von Krebserkrankungen. Das ist aber Zukunftsmusik, wir stehen noch am Anfang, bei der Grundlagenforschung.“
Aufgebaut werden soll der Superlaser in Dolní Břežany, einem südlichen Vorort von Prag mit guter Anbindung an das tschechische Autobahnnetz. An der Forschung beteiligen sich Fachleute von 40 Instituten aus 13 EU-Ländern, wie zum Beispiel auch das Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching bei München. Und selbstverständlich wirken auch tschechische Wissenschaftler mit.
Denn gerade weil hierzulande bereits an Lasern geforscht wird, hatte sich Tschechien 2008 für das Projekt beworben. Dass nun die Zusage aus Brüssel gekommen ist, sehen die Politiker als einen Image-Gewinn. Věslav Michalík ist Bürgermeister von Dolní Břežany, wo der Laser aufgebaut wird:„Ich halte das für ein Prestige-Projekt für die gesamte Tschechische Republik. Es ist die einzige Forschungseinrichtung einer internationalen Institution, die außerhalb der alten EU-Länder aufgebaut wird. Für uns bedeutet dies auch Arbeitsplätze, und es entspricht der Richtung, die wir in unserer Gemeinde gehen wollen.“
300 bis 350 Menschen sollen an der Forschungseinrichtung südlich von Prag beschäftigt werden, davon 250 Wissenschaftler. Tschechien muss dabei nur einen kleinen Teil des Lasers finanzieren. Gleich 85 Prozent der Gesamtkosten in der Höhe von etwa 290 Millionen Euro kommen aus Brüssel. Die restlichen 15 Prozent werden gut angelegt sein: In der Regel zieht ein Forschungsinstitut solchen Ranges noch eine Menge weiterer Investitionen an.