Minister Bárta spielt breit angelegtes und hohes Spiel
Am Montag befassten sich alle großen Tageszeitungen mit dem jüngsten öffentlichen Auftritt von Verkehrsminister Vít Bárta am Samstag, bei dem Bárta zur Arbeit seiner ehemaligen Detektivkanzlei ABL Stellung nahm. Ihm war vorgeworfen worden, dass die von ihm gegründete Sicherheitsfirma Politiker bespitzelt habe.
„Denken Sie, dass die Affäre um die Bespitzelung von ODS-Politikern durch die Firma ABL die Koalition entzweit? Weit gefehlt. Im Gegenteil, sie gibt der Zusammenarbeit in der Koalition einen weiteren Kitt: die Angst.“
Die Firma ABL erinnere mehr an einen privaten Geheimdienst als an eine Detektivkanzlei, zitiert Autor Petr Honzejk in seinem Kommentar den früheren Innenminister Bublan. Laut Honzejk sei sich unter den Politikern nun niemand mehr ganz sicher, ob die Firma ABL nicht auch gegen ihn etwas in der Hand habe. Bártas „Politik der Angst“ trage insofern Früchte, dass man es sich in der Koalition kaum leisten könne, den „heimlichen Chef“ der Partei der öffentlichen Angelegenheiten, Vít Bárta, auf ein Nebengleis zuschieben. Auch Premier und ODS-Chef Nečas könne sich das nicht leisten:
„Auch deshalb nicht, weil er so an Informationen kommen könnte, die im Interesses der ODS nicht ans Licht der Öffentlichkeit gelangen sollten“,
schreibt Honzejk. Die Lidové noviny geht sogar noch einen Schritt weiter und hinterfragt, weshalb der erfolgreiche Unternehmer Vít Bárta eigentlich seit vergangenem Sommer in die hohe Politik gewechselt sei. Der Politologe Josef Mlejnek jun. schreibt:
„Ging es Bárta bei seinem Wechsel in die Politik um die Übernahme des Innenministeriums? Ging es ihm darum, damit weitere Möglichkeiten zur Entfaltung des privaten Unternehmertums im Bereich Sicherheit zu gewinnen, insbesondere für die Detektivkanzlei ABL? Wahrscheinlich ja.“
Chef des Innenministeriums ist zwar Bártas Parteikollege Radek John, doch Bártas Einfluss auf dieses Ressort sei nicht zu übersehen. Und deshalb müsse es auch nicht dabei bleiben, dass sich Bárta mit seiner Einflussnahme auf dieses Ressort begnüge, schätzt Mlejnek ein:„Vít Bárta spielt zweifellos ein breit angelegtes (und hohes) Spiel. Wenn es ihm weiterhin erfolgreich gelingen sollte, das wirtschaftliche Hinterland der ODS zu schwächen, dann kann er es tatsächlich auch bis zu der Situation bringen, die man in der Handelswelt die ´feindliche Übernahme´ einer Firma nennt“.