Retten Urlauber aus Tschechien den österreichischen Skitourismus?

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„Tschechen, rettet unsere Alpen.“ Mit dieser Titelzeile ließ die tschechische Tageszeitung „Lidové noviny“ am Montag ihre Leser aufhorchen. In Österreichs Wintersportgebieten gebe es einen spürbaren Rückgang an einheimischen Skitouristen. Daher seien tschechische Skiurlauber im Nachbarland mehr denn je willkommen, so die Zeitung. Radio Prag hat nachgefragt und zum Teil ganz andere Dinge erfahren.

Tschechische Skifahrer in den österreichischen Alpen sind in der Tat schon ein vertrautes Bild. Die Leiterin für PR & Marketing beim Fachverband der Seilbahnen Österreichs, Elke Basler, bestätigte den Trend:

„Die Tschechen sind aufgrund der Grenznähe sehr viel in Nieder- und Oberösterreich sowie generell in kleineren Skigebieten unterwegs. Wir haben aber ebenso die Erfahrung gemacht, dass die Tschechen ein Auto fahrendes Volk sind und daher auch lange Anreisen in Kauf nehmen. Laut unseren Untersuchungen kommen 24 Prozent der tschechischen Wintersportler zum Skifahren nach Österreich. Sehr oft mit mehreren Nächtigungen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Tschechen in Österreich sind 6,4 Nächte.“

Elke Basler
In absoluten Zahlen ausgedrückt bedeute dies, dass die tschechischen Skiurlauber rund 2,6 Millionen Übernachtungen im Winter in Österreich verbringen, sagt Elke Basler und ergänzt:

„Die tschechischen Skifahrer sind im Schnitt um die 41 Jahre alt und haben ein höheres Haushaltseinkommen als die Durchschnittsbevölkerung. Der Großteil der Skifahrer sind natürlich Wintersportfans, die mindestens ein- bis zweimal im Jahr Ski fahren. Das ist so der typische tschechische Gast bei uns.“

Die tschechischen Gäste kommen nicht selten auch mit der ganzen Familie zum Skifahren. Kinder und Jugendliche sind besonders willkommen, zumal das Interesse im österreichischen Nachwuchs nachgelassen hat.

„Früher waren die Schulsportwochen in Österreichs Schulen Pflichtgegenstand, seit ein paar Jahren aber ist das nicht mehr so. Das heißt, die Schulen können jetzt selbst entscheiden, ob sie Schul-Skikurse durchführen oder nicht, oder ob sie lieber eine Sommersportwoche oder eine Sprachreise machen“, so die Marketingchefin des österreichischen Seilbahnverbandes.

In enger Zusammenarbeit mit der Tourismusbranche sowie der Ski- und Freizeitindustrie bemühe man sich aber seit zwei Jahren verstärkt darum, Österreichs Teenager vom Computer weg und wieder auf die Pisten zu locken. Mit wachsendem Erfolg, bemerkt Elke Basler und entkräftet zugleich die Aussage der tschechischen Tageszeitung, dass die Österreicher nicht mehr Herr auf der eigenen Piste seien:

„Wir haben eine Skifahrer-Potenzial-Analyse in Europa gemacht, und die hat ergeben: In Österreich fahren 55 Prozent der Einwohner Ski und der Großteil von ihnen auch im eigenen Land.“

Auch die Behauptung der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“, dass die Kosten für einen Tag Aufenthalt in den Alpen mit durchschnittlich 140 Euro pro Person viele Einheimische davon abhalten, noch Skisport zu betreiben, weist die Marketingchefin zurück. Es seien in erster Linie die teuren Übernachtungen, die ins Geld gingen, weshalb viele Österreicher noch am selben Tag zurückführen oder inzwischen nach preiswerten Unterkünften Ausschau halten, sagt Elke Basler. Laut der von ihr genannten Analyse gibt es in Europa ein Potenzial von 53 Millionen aktiven Skifahrern und weiteren 38 Millionen Menschen, die sich für den Skisport interessieren. Die darin enthaltene Klientel aus Tschechien und Osteuropa habe dabei in den letzten Jahren zwar merklich zugelegt, die europäische Rangfolge der Skifahrer in den österreichischen Alpen aber habe sich noch nicht geändert, so noch einmal Elke Basler vom Fachverband der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich:

„Wir wissen schon, dass der deutsche und der österreichsche Gast immer noch die ersten zwei Plätze einnehmen, was die Frequenz der Wintersportaufenthalte betrifft. Auf der anderen Seite sprechen wir unsere Klientel aus Osteuropa sehr stark an und wollen für unsere osteuropäischen Gäste auch sehr viel tun.“