Die beleidigten Politiker im schlechten Kino
Obwohl seit den Kommunalwahlen bereits drei Wochen vergangen sind, ist es in einigen Städten immer noch unklar, wer regieren wird. Alle tschechischen Tageszeitungen kommentieren in ihrer Freitagausgabe die Koalitionsverhandlungen in der Hauptstadt Prag.
„Ist es möglich, dass über die Regierung in einer Stadt mit einem 50 Milliarden Kronen-Budget solche Zufälligkeiten entscheiden? Der eine beleidigt den anderen, und der andere ist während der einigen Tage, die bis zum Ende der Verhandlungen bleiben, nicht imstande, die angebliche Beleidigung zu übergehen (…) Premier Nečas und der ODS-Führung macht das massenhafte Schließen von großen Koalitionen in großen Städten Sorgen. Die Bereitwilligkeit der Parteikollegen, mit der ČSSD auch dort Koalitionen zu schließen, wo es nicht notwendig wäre, schwächt die Autorität des Premiers und schadet seinem Reformimage.“
Ondřej Neumann von der Hospodářské noviny schenkt seine Aufmerksamkeit den Aussagen von Präsident Klaus. Die geplante Verfassungsbeschwerde der Sozialdemokraten gegen die Art, wie das Kabinett im legislativen Notstand die Spargesetze im Unterhaus durchsetzte, nannte Klaus „das Ende der Demokratie“. Dagegen bricht die Welt nach Meinung von Klaus wegen einer großen Koalition von ODS und ČSSD nicht zusammen. Der Kommentator:„Übersetzt also: Wenn Sie sich gegen eine zweckmäßige Deutung der Verfassung wehren, bestatten sie damit die Freiheit. Wenn Sie aber den Willen der Wähler ignorieren, wenn Sie alles, was Sie vor den Wahlen versprachen, nicht einhalten, dann ist alles in der besten Ordnung. So sprach der erste Bürger der Republik.“