Der tschechische Vereinsfußball hat erneut enttäuscht. In seinem dritten Spiel zur Gruppenphase der Europaliga empfing der AC Sparta Prag den schweizerischen Zweitligisten Lausanne Sports. Die Chance, gegen den Außenseiter aus dem Alpenland einen sicheren Sieg zu landen, aber haben die Prager nicht genutzt. Im Gegenteil: Der tschechische Meister gab einen 3:1-Vorsprung noch leichtfertig aus der Hand, als er in letzter Sekunde das 3:3 kassierte.
Jerome Sonnerat (Lausanne), Václav Kadlec (Sparta) und Nicolas Marazzi (Lausanne). Foto: ČTK
Kopfloses Durcheinander bei Standardsituationen des Gegners, Undiszipliniertheiten, sündhaftes Auslassen von besten Torchancen – das seien die Hauptgründe dafür, dass seine Mannschaft den sicher geglaubten Sieg noch regelrecht verschenkt hat, sagte der deprimierte Sparta-Trainer Jozef Chovanec nach dem Spiel zu fast mitternächtlicher Stunde auf der Pressekonferenz. Dabei hätte es für ihn und die rund 12.000 Sparta-Fans durchaus ein freudvoller Abend werden können. Nach einem frühen Dämpfer, dem 0:1 durch Meoli in der 6. Minute, erhöhten seine Schützlinge nämlich die Schlagzahl. Dadurch wandelten sie den Rückstand binnen 13 Minuten in eine 3:1-Führung um. Begeistert applaudierte das zuletzt nicht gerade verwöhnte Publikum, als Stürmer Bony Wilfried den Schweizer Torwart Favre dabei gleich zweimal brillant verlud. Auch bis weit in die zweite Halbzeit hinein sprach man auf den Rängen nur davon, wie viele Tore die Prager noch schießen könnten. Chancen dazu gab es in Hülle und Fülle, doch sie wurden zum Teil kläglich vergeben. Und die Strafe folgte auf dem Fuß. Nach einem Schnitzer des zweifachen Torschützen Wilfried traf Steuble in der 75. Minute zum 2:3 und in der sechsten Minute der Nachspielzeit wurstelte Silvio den Ball nach einem abermaligen Durcheinander in der Sparta-Hintermannschaft irgendwie über die Linie. Trainer Chovanec bezeichnete nachher die Schlussviertelstunde der Begegnung aus Sparta-Sicht als „selbstmörderisch“. Und er sparte auch nicht mit Einzelkritik:
Juraj Kucka (Foto: ČTK)
„Wir hätten viele unsere Chancen einfach besser nutzen müssen. Juraj Kucka vergab eine Riesenmöglichkeit, Brabec köpfte an den Pfosten und Libor Sionko ließ gleich mehrere Chancen aus. Diese Abschlussmisere wiederholt sich ständig, und deswegen denke ich, dass einige Spieler demnächst wohl auf der Bank Platz nehmen müssen.“
Einer der Gescholtenen, der eine Stunde lang überragende slowakische Nationalspieler Juraj Kucka, gestand kleinlaut ein:
Jozef Chovanec (Foto: ČTK)
„Das ist unser Fehler. Wir führen mit zwei Toren Unterschied und es sind nur noch 20 Minuten zu spielen, da müssen wir den Vorsprung ganz einfach über die Zeit bringen. Unsere eigene Dummheit.“
Durch eklatante individuelle Fehler und die Nichteinhaltung der taktischen Ordnung hat sich Sparta selbst ein Bein gestellt. Eine Fahrlässigkeit, die unter Umständen am Ende der Spiele in der Gruppe F das Weiterkommen kosten könnte. Noch liegen die Prager auf dem gewünschten zweiten Platz, doch die Konkurrenz wittert jetzt Morgenluft. In der Stunde der großen Enttäuschung aber gab Kucka ebenso gleich die Parole für das Rückspiel in 14 Tagen aus:
„Wir hätten heute zwei Punkte mehr haben können. Jetzt müssen wir sie halt in Lausanne zurückerobern.“
