Präsident Klaus kritisiert in den USA abermals die EU und den Euro

Václav Klaus (Foto: ČTK)

Der tschechische Präsident Václav Klaus hält sich zurzeit zu Gesprächen und Vorträgen in den USA auf. Eine Rede an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore galt auch der Wirtschaftskrise und Europa. Die Europäische Union kam dabei wieder einmal nicht gut weg. Auch die Vollversammlung der Vereinten Nationen ruft keine Begeisterung beim Staatsoberhaupt hervor.

Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Am Anfang sei der Saal bei der UN-Vollversammlung noch gut gefüllt gewesen, habe sich aber allmählich geleert. Nur noch Botschafts- und Ministerialbeamte seien am Ende übrig gewesen, niemand höre den Rednern zu, moniert Präsident Václav Klaus in seinen Reisenotizen, die täglich auf einem Nachrichtenserver veröffentlicht werden. Klaus führt die tschechische Delegation auf der dreitägigen Sitzung an. Am Samstag ist er mit seiner Rede an der Reihe. „Veranstaltungen“ wie die UN oder die EU sind nicht sein Parkett. Und auch für die Amerikaner sei Europa ökonomisch nicht sehr wichtig, so Klaus:

Václav Klaus redet an der Johns-Hopkins-Universität  (Photo: ČTK)
„Der für Amerika relevante Kontinent, oder Subkontinent, über den hier nonstop gesprochen wird, ist China. Europa ist im Grunde nicht maßgeblich, vor allem nicht in wirtschaftlicher Hinsicht.“

Nach einem Treffen mit der Tschechischen Republik nahe stehenden Kongressmitgliedern und einer Begegnung mit Vertretern des Nationalen Wirtschaftsrates, konstatierte das tschechische Staatsoberhaupt eine neue Ausrichtung der US-amerikanischen Politik. Unter Obama stehe die Innenpolitik im Vordergrund:

„Die heutige Regierung wendet sich weitaus mehr nach innen als nach außen. (…) Ich hatte bisher gedacht, diese Verschiebung sei nur unsere Wahrnehmung von außen.“

Johns-Hopkins-Universität  (Foto: http://webapps.jhu.edu)
Wirtschaftsberater von Präsident Obama, wie David Lipton, hätten ihm das jedoch bestätigt, so Klaus.

Für den tschechischen Präsidenten persönlich von großer Bedeutung auf dieser USA-Reise dürfte seine Rede an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore gewesen sein. Europa und die Wirtschaftskrise waren das Thema. Und damit auch der Euro. Die Gemeinschaftswährung sei gescheitert, erklärte Klaus. Der Euro habe der Wirtschaft nicht den versprochenen Auftrieb gebracht. Die Kosten für seine Einführung und die Erhaltung seines Wertes überstiegen den Gewinn. Und gerade in den jetzigen Krisenzeiten werde deutlich, dass der Euro nicht mehr Schutz biete als nationale Währungen. Im Gegenteil. Das habe die stabile tschechische Krone gezeigt. Kommt also der Euro, nach Ansicht von Präsident Klaus, für Tschechien überhaupt nicht in Frage?

Václav Klaus  (Foto: www.vlada.cz)
„Ich habe schon oft gesagt, dass der Euro jetzt unvorteilhaft wäre. Damit meine ich aber nicht, dass er für mich absolut nicht in Frage kommt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Tschechische Republik relativ bald mit einigen westlichen Nachbarländern gleichzieht. Und dann könnte ich mir vorstellen, dass der Euro für Tschechien effektiv sein könnte.“

Das hieße allerdings eine tiefere Einbindung Tschechiens in die Europäische Union – und die lehnt Klaus ja bekanntlich im Grundsatz ab.