Präsident Klaus im Abgeordnetenhaus: „Wir dürfen keine Zeit verlieren“
Es war ein seltenes Ereignis und es gab dabei auch ein kleines Jubiläum. Zum zehnten Mal in der Geschichte der Tschechischen Republik hielt der Staatspräsident eine Rede im Abgeordnetenhaus. Während Václav Havel in seiner Amtszeit insgesamt acht Mal in der unteren Parlamentskammer zu Besuch war, sprach das derzeitige Staatsoberhaupt Václav Klaus am Dienstagvormittag erst zum zweiten Mal zu den Abgeordneten.
Der als Euroskeptiker geltende Klaus nutzte seine Rede ebenso dazu, eine angebliche Bevormundung aus Brüssel zu geißeln - besonders dann, wenn die EU in die Souveränität des Landes eingreife und den Interessen der tschechischen Bürger schade:
„Ich wäre froh, wenn sich das Abgeordnetenhaus auch in diesen Dingen wesentlich selbstbewusster verhalten würde. Das wäre sicher zum Wohle dieses Landes.“
Beim innenpolitischen Topthema der noch jungen Legislaturperiode, der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen, redete Klaus den Abgeordneten ins Gewissen. Ein Satz aus seiner Rede an gleicher Stelle vor sieben Jahren habe noch nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt. Klaus zitierte sich selbst:„Sagen wir es ganz klar: Die Reform der öffentlichen Finanzen, die eigentlich eine Reform der Beziehungen zwischen dem Staat und den Bürgern ist, bleibt die grundlegende Angelegenheit der unmittelbaren Zukunft. Es ist traurig jetzt – nach sieben Jahren – zu konstatieren, dass die Politiker die so nötige Reform während dieser ganzen Zeit schuldig geblieben sind.“
Für alle anstehenden Aufgaben wünschte der Präsident den Abgeordneten Mut und Kraft. Gleichzeitig bot er bei der Umgestaltung des Landes seine enge Zusammenarbeit an. Klaus’ zweite und letzte Amtszeit endet in etwa zweieinhalb Jahren. Doch nicht nur deshalb sei Eile geboten. Die Politik müsse das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen:„Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir dürfen nicht, wie in der Vergangenheit geschehen, unvermeidbare Reformen und grundlegende Entscheidungen verschieben. Die Bürger und Wähler würden uns das nicht vergeben.“