Hochwasser in Nordböhmen und Kahlschlag bei der Eisenbahn

Foto: Kristýna Maková

Die Themen der letzten beiden Wochen in unserem Programm und in Ihrer Post waren das verheerende Hochwasser in Nordböhmen und die Trendwende in der tschechischen Verkehrspolitik. Außerdem: die Ankündigung eines DX-Camps bei Hanau.

Zu Beginn wie immer ein großes Dankeschön für Ihre wieder einmal zahlreichen Zuschriften. Neben Briefen, Postkarten und Emails waren wieder eine ganze Menge Empfangsberichte dabei. In den letzten beiden Wochen kamen Sie unter anderem von Yigal Benger aus Ochtrup, Siegfried Schulten aus Bad Honnef, Reiner Jandke aus Jena, Joachim Verhees aus Krefeld und Arnold Heiles aus Heinerscheid in Luxemburg. Auch aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland haben wir viel Post bekommen. So hörte uns Giovanni Lorenzi im italienischen Messina und auch aus Japan waren wieder viele Empfangsberichte dabei, zum Beispiel von Mitsunori Kawazoe aus Tsu-shi und Nobuya Kato aus Fujisawa.

Unser Stammhörer Lutz Winkler aus Schmitten hat uns nicht nur einen Empfangsbericht und einen Brief geschickt. Er hat sich auch mit der Bitte um eine Ankündigung an uns gewandt, der wir gerne nachkommen. Herr Winkler ist nämlich Mitglied im RMRC, dem Rhein-Main-Radio-Club. Dieser Club veranstaltet vom 27. September bis 3. Oktober ein Herbst-DX-Camp. Das Camp ist schon das 46. des RMRC und auch diesmal findet es wieder im Naturfreundehaus auf dem Wingertskippel in Langenselbold bei Hanau statt. Es wird viel Gelegenheit geben zum Radiohören und zum Austausch mit anderen DXern. Wer Interesse hat, findet weitere Informationen sowie Kontaktadressen und Telefonnummern auf der Internetseiten www.rmrc.de.


Foto: Kristýna Maková
Das große Thema der vergangenen Wochen war das verheerende Hochwasser in Nordböhmen. Es hat fünf Menschenleben gefordert und zahlreiche Häuser, Brücken und Straßen zerstört und beschädigt. Auch in Ihrer Post nahm das Thema Hochwasser viel Raum ein. Bernhard Henze aus Köhra brachte in einem Brief seine Betroffenheit zum Ausdruck:

„Nun haben die Menschen in den Hochwassergebieten die erste Welle mit Verlusten überstanden, sind dabei das aufzuräumen, was noch übrig blieb und dann kommt schon die zweite Wasserwelle und auch der Regen lässt nicht nach. Ich hoffe, dass man diese verzweifelte Situation schnell in den Griff bekommt. Es war zwar nicht ganz so schlimm wie 2002, aber es reichte auch schon wieder voll und ganz! Wenn ich diesen Sommer betrachte, mit fünf Wochen extrem heißer Temperaturen und dann dem Regen, der viele Flüsse über die Ufer treten ließ, dann stellt sich die Frage: ‚Schlägt die Natur zurück?’ Sünden in der Landschaftsplanung, Luftverschmutzung, Erderwärmung, Abschmelzen der Gletscher und so weiter… Ich glaube, wir müssen uns auf noch mehr Unbilden einstellen.“

Auch Helmut Schafheitle aus Singen weist daraufhin, dass der Mensch Mitschuld trägt an vielen Naturkatastrophen und ihren Folgen:

Foto: Kristýna Maková
„Die Häufigkeit schwerer Unwetter und Naturkatastrophen besorgt mich sehr. Einsichtige Leute haben darauf bereits vor über 30 Jahren hingewiesen. Ganz schlimm sind auch die gewaltigen Feuersbrünste im großen Russland. Es scheint einiges schief gelaufen zu sein, dass es zu diesen Ausmaßen kam, die auch für die Hauptstadt Moskau bedrohlich sind. Europa sollte mehr zusammenstehen und in den Krisengebieten helfen, wo geholfen werden kann. Der bedrohliche globale Klimawandel kann nun nicht mehr vernachlässigt werden.“

Demgegenüber klingt in den Zeilen unseres Hörers Ulrich Wicke aus Felsberg fast schon Resignation durch:

„Soll ich etwas zum jüngsten Hochwasser in Tschechien sagen? Die Katastrophe ist der Normalfall geworden.“

So hart es ist, es steckt etwas Wahres in diesen Worten. Erst im Mai wurden Mähren und Schlesien von Hochwassern heimgesucht. Und diese Gegend war bereits im vergangenen Sommer von Überschwemmungen betroffen. In bleibender Erinnerung sind nicht nur vielen Tschechinnen und Tschechen die so genannten Jahrhundert-Hochwasser der Jahre 2002 und 1997, als in weiten Teilen des Landes die Wassermassen wüteten, viele Tote und zerstörte Dörfer und Städte hinterließen.


Verkehrsminister Vít Bárta
Thomas Ueberall aus Schkeuditz hat kürzlich zum Frühstück Radio Prag gehört. Dabei sei ihm fast der Bissen im Hals stecken geblieben, schrieb er. Grund war ein Bericht über die Einsparungen im Verkehrsbereich. Minister Bárta will diverse Straßenbauprojekte fortsetzen, die wegen Geldmangels vor dem Aus standen. Dies alles geht jedoch auf Kosten des Eisenbahnverkehrs. Herr Ueberall kann die Entscheidung nicht verstehen:

„Man ist ja auch hier aus Deutschland zahlreiche fragwürdige verkehrspolitische Entscheidungen gewöhnt, aber was da zu hören war, scheint mir doch sehr einem Kahlschlag im tschechischen Eisenbahnwesen zu gleichen, vor allem wenn man bedenkt, dass nicht nur Bauprojekte gestoppt, sondern auch Bahnstrecken stillgelegt werden sollen. Diese neue tschechische Verkehrspolitik erscheint mir keinesfalls zukunftsweisend, sondern eher wie aus den 60er oder 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, als dem Autoverkehr ohne Kritik der Vorrang gegeben wurde. Mich würde interessieren, wie Politik, die Tschechischen Bahnen, aber auch die Bevölkerung in Tschechien darauf reagieren. Wird alles stillschweigend hingenommen oder gibt es Kritik und Protest?“

Die Entscheidung des Verkehrsministers kam ziemlich überraschend. Dass auch großteils mit EU-Mitteln finanzierte Ausbauten von Bahn-Korridoren eingestellt werden, war nicht zu erwarten. Über die Hintergründe dieser Trendwende in der Verkehrspolitik kann man nur spekulieren, zumal Minister Bárta nicht sehr auskunftsfreudig ist. Von den tschechischen Politikern hat zum Beispiel der Ex-Grünen-Chef und Ex-Umweltminister Martin Bursík zu Wort gemeldet. Er hat Bártas Kurs heftig kritisiert. In der öffentlichen Wahrnehmung aber dominiert bislang die Freude über den Weiterbau der Autobahnen.

Foto: Stephanie Hofschlaeger,  www.sxc.hu
Und das, obwohl die Tschechen nach den Schweizern die Europa- wenn nicht Weltmeister im Bahnfahren sind. Gerade abseits der großen Zentren wie Prag und Brno / Brünn sind die Leute einfach auf die Bahn angewiesen. Bei den Tschechischen Bahnen selbst kann man die Auswirkungen der Entscheidung von Minister Bárta noch nicht wirklich abschätzen. Der Fahrplan für das kommende Jahr ist jedenfalls fertig und darin sind auch schon die Bauarbeiten berücksichtigt; daran lässt sich nun nicht mehr viel ändern. Auch über das Schicksal der EU-Fördergelder wissen wir noch nichts.

Was wir aber wissen, ist dass es in zwei Wochen eine neue Ausgabe des Hörerforums geben wird, denn wir schon wieder am Ende angelangt. Bitte schreiben Sie uns auch weiterhin so fleißig! Ihre Zuschriften nehmen wir unter folgenden Adressen entgegen: per Post an Radio Prag – Deutschsprachige Redaktion, Vinohradská 12, 120 99 Praha 2, Tschechische Republik, oder per Email an [email protected]. Wir freuen uns auf Ihre Briefe, Postkarten, Emails und Empfangsberichte!