Drei Tote und Millionenschäden bei Hochwasser in Nordböhmen

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Tschechien wurde ein weiteres Mal von einem schweren Hochwasser heimgesucht, genauer gesagt der äußerste Norden des Landes. Die blitzartigen Überschwemmungen haben drei Menschenleben gefordert und mehrere Orte rund um Liberec verwüstet.

Hochwasser in Hrádek nad Nisou  (Foto: ČTK)
Er lebe hier schon 64 Jahre, aber noch nie sei das Wasser hier über die Straße gelaufen, geschweige denn meterhoch über die Ufer getreten, schluchzte ein um Fassung ringender Einwohner aus Raspenava / Raspenau. Und ein zweiter Betroffener, ein Bürger aus Chrastava / Kratzau, zeigt den Fernsehleuten vor laufender Kamera sein feuchtes Wohnzimmer ohne Interieur, alles Hab und Gut habe das Wasser hinweggespült.

Verzweiflung, Trauer und Fassungslosigkeit war am vergangenen Wochenende in den Gesichtern Tausender Menschen in den nordböhmischen Kreisen Liberec / Reichenberg und Ústí nad Labem / Aussig zu lesen. Es sind die am meisten Betroffenen des starken Dauerregens, der am Samstag binnen kurzer Zeit kleinere Gebirgsbäche im Iser- und im Lausitzer Gebirge in reißende Ströme verwandelte:

Hochwasser in Chrastava  (Foto: ČTK)
„Das Wasser kam um halb Zwölf am Mittag und ist dann innerhalb einer dreiviertel Stunde um zwei Meter gestiegen“, sagt Vít Beňo, ein Einwohner aus Bílý Kostel nad Nisou / Weißkirchen an der Neiße, dessen Haus im Erdgeschoss vollkommen überflutet wurde.

Es sind die Bewohner entlang der Lausitzer Neiße und ihrer Nebenflüsse, die von den Wassermassen sichtlich überrascht und schwer geschädigt wurden. Im Gebiet des Friedländer Zipfels haben die Fluten derart zugeschlagen, dass sie einige Ortschaften so gut wie von der Außenwelt abgeschnitten haben. Dazu gehört die Ortschaft Višňová:

Hochwasser in Heřmanice  (Foto: ČTK)
„Von hier kommen die Leute praktisch gar nicht mehr weg. Brücken und Straßen sind zerstört und die Bahnstrecke liegt unter Wasser. Wir versuchen jetzt wenigstens die örtlichen Straßen so instand zu setzen, damit die Menschen hier auf sicherem Wege an Lebensmittel gelangen“,

sagt die Bürgermeisterin von Višňová, Marie Matoušková. Aber auch in den umliegenden Orten sieht es nicht besser aus. Am schlimmsten hätte es die Ortschaft Viska erwischt, wo ein Wasserwehr geborsten ist und gleich drei Häuser eingestürzt sind, schildert Matoušková.

Wasser für die Opfer des Hochwassers in Raspenava  (Foto: ČTK)
Ebenfalls schlimm sieht im nahe gelegenen Raspenava aus, wo sich die Menschen noch am Montagmorgen über fehlende Hilfe beklagten. Aus diesem Ort kommt einer der drei Toten, die das blitzartige Hochwasser gefordert hat. Laut Aussage von Bürgermeister Pavel Lžičař werde es noch mehrere Tage dauern, bis die hiesigen Einwohner wieder Strom, Gas und Leitungswasser haben werden. Am Montagvormittag waren im gesamten Katastrophengebiet noch rund 4000 Haushalte ohne Gas und noch knapp 1000 Haushalte ohne Strom.

Hochwasser in Hřensko  (Foto: ČTK)
Erneut vom Hochwasser schwer getroffen ist auch der Grenzort Hřensko / Herrnskretschen. Das im Elbsandstein eingebettete Städtchen wurde schon zum dritten Mal in den letzten 14 Monaten vom Wasser der überschwemmten Kamenice heimgesucht. Entsprechend ernüchtert erklärte Bürgermeister Josef Černý:

„Der Ort sei völlig verwüstet. Viele Rohrleitungen, die Kanalisation und die Straßen seien zerstört“, so Černý.



Hochwasser vernichtete die Kamenice-Brücke in Hřensko  (Foto: ČTK)
Hřensko bleibt in den nächsten Tagen für den Besucherverkehr gesperrt. Ersten Schätzungen zufolge werden die Schäden im Ort auf umgerechnet eine Million Euro gerechnet.