Freibier für Erstwähler – Brauerei will Schüler an die Urnen führen
Die Wahlen zum tschechischen Abgeordnetenhaus rücken näher und die Parteien versuchen, noch unentschlossene Wähler auf ihre Seite zu bringen. Besonders Erstwähler gelten als wankelmütig. Nun hat die Brauerei Bernard jungen Wählern Freibier für ihre Wahlbeteiligung angeboten.
Rund eine halbe Million tschechische Jungwähler bis zu 25 Jahren sind aufgerufen, an die Urnen zu gehen. Ob sie jedoch bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen, ist ungewiss, wie Meinungsforscherin Jana Hamanová von der Agentur SC&C erläutert:
„Sie entscheiden sich häufig erst in den letzten vierzehn Tagen oder sogar am Wahltag selbst. Häufig kommen ihnen irgendwelche privaten Angelegenheiten dazwischen, sie halten die Wahlen nicht für lebenswichtig. Das betrifft etwa ein Fünftel der jungen Wähler und bei den Erstwählern sogar die Hälfte.“
Der Bierbrauer Stanislav Bernard will deswegen junge Wähler mit Bier an die Urnen locken. Jeder Mittelschul-Klasse, in der sich mindestens 85 Prozent der Schüler verpflichten, wählen zu gehen und dies vom Lehrer bestätigen lassen, stiftet Bernard ein Fass Bier. Mittlerweile haben sich private Geldgeber der Initiative angeschlossen, deswegen stehen 1000 Fässer bereit. Zudem erhalten 5000 Universitätsstudenten jeweils einen Kasten des Getränks aus Humpolec. Warum das alles? Stanislav Bernard:
„Die Lage hier in Tschechien ist wirklich ernst. Die Menschen sind genervt von den politischen Affären und vom Verhalten der Politiker. Junge Menschen sind frei, sie wollen genießen, und wegen ihrer Politikverdrossenheit besteht die Gefahr, dass sie nicht zu den Wahlen gehen. Diese Menschen bedeuten die Zukunft, aber es gibt für sie nichts zu erben. Das ist eine ernste Sache.“
Ein hehres Ziel, aber anrüchig oder zumindest fraglich ist diese Art von Kampagne. So wurden jüngst so genannte Wahlen auf Probe unter noch nicht wahlberechtigten Schülern abgehalten. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die tschechische Jugend rechts-konservative Parteien bevorzugt, und für eine solche hat Stanislav Bernard vor zwei Jahren in den Senatswahlen kandidiert. Parteipolitische Motive weist der Bierbrauer aber zurück:
„Sicher favorisiere ich die rechtsgerichteten Parteien. Das größte Problem ist aber, dass die vergangenen Wahlen in einem Patt endeten und die Parteien nicht die nötigen Reformen durchsetzen konnten. Ich sage den Schülern und Studenten nicht, wen sie wählen sollen – das ist ihre eigene Entscheidung. Ich will, dass sie wählen gehen und nicht zu Hause bleiben.“Allerdings: Bedeutet die Initiative nicht, dass junge Leute zu Alkohol verführt werden? Psychologen und Psychiater werfen Stanislav Bernard genau dies vor:
„Ich halte das für einen dummen Vorwurf. Ein Fass Bier für eine Klasse von 25 Schülern bedeutet nicht, dass ich den Alkoholismus fördere. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass jede Klasse bei ihrer Abi-Party Bier trinken wird, ob sie es kostenlos bekommt oder nicht. Wie auch immer, das Wahlalter erreicht man mit 18 Jahren und auch das Alter für den Konsum von Alkohol.“
Die ersten Anträge flatterten bei Bernard ziemlich schnell herein. Bereits am ersten Tag der Kampagne waren es mehrere Dutzend Schulen aus allen Teilen des Landes.