Katja Fusek - Eine Tschechin schreibt Deutsch
Katja Fusek ist Autorin und hat bisher zwei Romane, einen Erzählband und verschiedene Beiträge in Literaturzeitschriften veröffentlicht. Das Besondere an ihr ist, dass sie ihre Texte nicht in ihrer Muttersprache schreibt. Gebürtig kommt Katja Fusek nämlich aus Tschechien, sie schreibt ihre Texte aber auf Deutsch. Im Rahmen einer Veranstaltung des Prager Literaturhauses war sie in der tschechischen Hauptstadt zu Gast. Sie nahm an der Gesprächsrunde, „Wir sind Tschechinnen, wir schreiben Deutsch!“ teil und las aus ihrem Buch, „Novemberfäden“ vor.
„Zu meiner Muttersprache habe ich einen viel emotionaleren Zugang. Das kommt auch daher, dass ich nie einen Partner hatte, mit dem ich Deutsch gesprochen habe. Meine Familiensprache ist Tschechisch. Darum hätte ich zum Beispiel viel größere Hemmungen erotische Szenen auf Tschechisch zu schreiben. Zur deutschen Sprache habe ich immer noch einen viel größeren Abstand und mit diesem Abstand kann ich eigentlich gut arbeiten. Ich kann eben auch Dinge schreiben, die ich auf Tschechisch vielleicht nicht schreiben würde.“
Die Autorin studierte Germanistik und französische Literatur- und Sprachwissenschaft in Basel und Paris. Auch wenn sie auf Deutsch schreibt, liest Katja Fusek bevorzugt Bücher von Autoren, die nicht aus Deutschland stammen.
„Am liebsten mag ich Jane Austin. Ihre Bücher lese ich immer noch, wenn es mir irgendwie nicht gut geht. Ich finde ihren Humor, ihre Beschreibungen und Charaktere fantastisch. Das Gleiche gilt für Jirotkas Saturnin. Ich finde eigentlich tschechische, französische und englische Literatur fast sogar noch besser als deutsche. Es gibt wenige deutsche Autoren, die ich wirklich mag. Eigentlich entspanne ich mich am meisten mit tschechischer oder französischer Literatur.“
2002 veröffentlichte Katja Fusek ihren ersten Roman, „Novemberfäden“. Darin spielt ihre tschechische Herkunft eine große Rolle. Sie verarbeitet den Spagat zwischen ihrem Geburtsland Tschechien und dem Land, in dem sie groß geworden ist, der Schweiz. Es ist ein Buch über das Pendeln zwischen zwei Heimatorten, zwei Kulturen, zwei Männern und zwei Sprachen. Vier Jahre später publizierte sie ihr zweites Buch „Die stumme Erzählerin“. Es handelt von zwei Menschen, die sich wortlos begegnen.
Für Katja Fusek ist die Heimatsuche ein zentrales Thema. Sie selbst stellt sich schon seit 30 Jahren die Frage, wo sie denn letztlich zu Hause ist.